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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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potenziellen Ehemann in der Hinterhand zu haben.
    Doch bei der Vorstellung, dass er auf diesem gottverlassenen Planeten mindestens vier Jahre würde bleiben müssen – mit den wenigen sozialen Kontakten zu Sekretären der Botschaft, zum Kapitän und zu einer Handvoll Händlern –, bekam Rasser große Lust, den Kopf einfach unter die Decke zu stecken. Er wünschte sich beinahe schon eine schwerwiegende Hypersensibilität, was dieses Virus betraf, sodass er mit dem nächsten Raumschiff wieder von hier weg könnte. Seufzend wälzte er sich auf dem kleinen Bett hin und her, auf der Suche nach einer bequemeren Position und angenehmeren Gedanken.
    Schließlich fanden die drei endlosen Tage der absoluten Langeweile, der extrem stickigen und unerträglichen Hitze und der faden vegetarischen Gerichte, die eine tierische Kreatur servierte, die kein einziges Wort einer zivilisierten Sprache kannte, ein Ende. Ein junger Mann betrat das Zimmer, säuberlich zusammengelegte Kleidung über dem Arm. Nachdem Rasser diese übergestreift hatte, folgte er dem jungen Burschen.
    Er fand sich in einem Raum mit all den anderen wieder – mit fast allen, denn es fehlten drei Soldaten, wie ihm Kapitän Aber mitteilte, der vergeblich versucht hatte, von einer der Krankenschwestern eine Erklärung zu bekommen. Zumindest glaubte Rasser, dass es sich um eine Krankenschwester handelte, obwohl sie anstelle einer sterilen Gesundheitsstrumpfhose eine formlose Hose und eine zu große Tunika trug – wie die Shiro, die er vom Raumschiff kannte.
    Ein Asix, der als Raumfahrtbegleiter arbeitete, konnte ein wenig Galaktisch. Mühsam versuchte er zu übersetzen, was die Frau sagte. Das Ganze dauerte doppelt so lange wie gewöhnlich. Wenn bei all den Erläuterungen, den Klärungen der Missverständnisseund den Wiederholungen nicht irgendeine wesentliche Information verlorengegangen war, würde das an ein Wunder grenzen.
    Der Botschafter bat, Huang oder Adaï oder wie immer er hieß, als Dolmetscher zu holen, aber man antwortete ihm, dies sei unmöglich. Rasser wollte wissen, warum. Die Antwort auf diese Frage war ein fünf Minuten währendes Durcheinander, weil der junge Einheimische nicht in der Lage war, alles auf Galaktisch zu übersetzen. Die Außenweltler verstanden bald überhaupt nichts mehr. Als der Botschafter nicht lockerließ, bekam seine erste Ehefrau einen ihrer seltenen Anfälle von Aufbegehren.
    »Mein lieber Mann«, sagte sie bestimmend, »lass sie bitte zu Ende reden, damit wir dieses medizinische Zentrum endlich verlassen können!«
    Nach langem Hin und Her stellte sich endlich heraus, was man ihnen mitteilen wollte: Keine der anwesenden Personen war Träger der bekannten pathogenen Keime, alle waren mit Erfolg geimpft worden. Da der Impfstoff bei ihnen bereits zu neunzig Prozent wirksam war, durften sie die Quarantäne verlassen und sich mit ausgezeichneten Überlebenschancen auf dem Planeten niederlassen.
    »Sagen Sie dieser Krankenschwester, dass ich mit einem Arzt sprechen möchte!«, befahl Kapitän Aber.
    »Aber sie ist die Ärztin«, antwortete der Dolmetscher, ohne sich die Mühe zu machen, Abers Anweisung zu übersetzen.
    »Diese Frau?«
    »Ja, sie ist eine Jestak«, erwiderte der junge Mann, als würde das alles erklären.
    »Und was zum Henker ist eine Jestak?«, wollte Aber wissen, wurde jedoch durch energisches Einschreiten der ersten Ehefrau Rassers unterbrochen:
    »Lassen Sie es gut sein, um Himmels willen! Mich interessiert nun wirklich nicht, wer die Jestaks sind. Ich will nur raus hier!«
    »Wo sind die drei fehlenden Soldaten?«, ließ Kapitän Aber nicht locker.
    Die Frau gab ihm und den anderen mit einem Handzeichen zu verstehen, ihr zu folgen, und verließ mit dem Asix den Raum. DerKapitän und der Botschafter mussten sich beeilen, um mit ihnen Schritt zu halten. Sie gingen einen Flur entlang und kamen in einen großen Raum, in dem Apparate standen, von denen Rasser nicht genau wusste, wozu sie dienten. Eine der Wände bestand aus transparentem Kunststoff und gewährte den Blick auf eine Reihe kleiner Zimmer, die dem ähnelten, in dem Rasser die letzten drei Tage verbracht hatte. Alle Zimmer waren leer – bis auf drei, in denen sich die Soldaten befanden. Ihre Gesichter waren scharlachrot, und sie atmeten nur mit größter Mühe.
    »Eine Reaktion auf die Impfung«, sagte die Ärztin.
    »Wann wird es ihnen besser gehen?«, erkundigte sich der Botschafter.
    »In ein paar Tagen.«
    »Und dann können sie die Quarantäne

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