Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
Rasser und den anderen zu: »Einen angenehmen Aufenthalt auf dem Planeten, meine Damen und Herren!«, und ging mit den beiden Frauen in Richtung Stadt.
»Es ist unglaublich, auf welches Niveau Menschen sich herablassen können«, merkte der Botschafter an, als der Kommandant sich entfernt hatte. »Und ich begreife nicht, wie ein Mann ein amouröses Abenteuer mit einer dieser schrecklichen einheimischen Kreaturen haben kann, wo sie so behaart und muskulös wie Kämpfer sind.«
Der Wagenlenker bewegte sich auf die kleine Gruppe zu, die um den Botschafter herum stand, grüßte freundschaftlich und zog dann aus seiner Tasche einen Apfel, den er dem Tier reichte, das ihn wie eine seltene, unerwartete Delikatesse gierig fraß. Die zweite Ehefrau Rassers musste an ihre eigene Kindheit denken. Lächelnd streckte sie die Hand aus, um das Tier zwischen denAugen zu streicheln. Das wiederum hob wiehernd sein Maul und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich.
»Muss denn jeder mitkriegen, dass du auf einem Bauernhof aufgewachsen bist?«, zischte Aziz Rasser seine zweite Frau an. Diese murmelte gesenkten Blickes eine Entschuldigung, während die erste Ehefrau ihrer Tochter noch einmal empfahl:
»Geh nicht so nah ran! Ich habe dir doch gesagt, dass diese Viecher gefährlich sein können. Sie töten, sie beißen, und sie sind voller Mikroben.«
»Aber es hat aus der Hand dieses Mannes einen Apfel genommen, ohne ihm was zu tun.«
»Dieser Mann stammt von hier, er ist nicht wie wir. Und guck ihn nicht so an, er ist nicht korrekt gekleidet.«
Bei so viel Gepäck konnte der Wagen nicht alles auf einer Fahrt transportieren. Kapitän Aber befahl einigen seiner Männer, dazubleiben und die restlichen Koffer zu bewachen. Dann versicherte er sich, dass Seine Exzellenz und dessen Damen zwischen den Taschen und Koffern bequem untergebracht waren. Er selbst folgte dem Konvoi mit seinen restlichen Männern zu Fuß. Der Professor hatte neben dem Wagenlenker Platz genommen.
Endlich ging es los, aber sie kamen so langsam voran, dass es fast eine halbe Stunde dauerte, bis sie schließlich die Stadt erreichten. Unterwegs war Aziz Rasser auf die Idee gekommen, den Wagenlenker zu fragen, wie weit es noch sei, aber es gelang ihm nicht, sich verständlich zu machen, obwohl er es mit Händen und Füßen versuchte. Er versuchte es noch einmal, indem er auf seine Uhr zeigte. Der Wagenlenker schaute sie sich mit großem Interesse an und nickte ihm grinsend zu. Entmutigt stellte der Botschafter weitere Versuche ein.
Schließlich hielt das unbequeme, lächerliche Transportmittel vor einem viergeschossigen Gebäude. Es war das höchste Haus in der Stadt und trug über dem Eingang die Inschrift »Föderale Botschaft«. Die beiden Sekretäre standen auf der Schwelle, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Eine der beiden war in Begleitung seiner Frau. Sie standen stramm und stellten sich als Jamr Soener und Omiari Kader vor. Nach einer kurzen Pause fügte Sekretär Soener, ein brauner, noch junger Mann, hinzu: »Und meine Frau Ida.«
Das brachte ihm einen wütenden Blick von Rassers erster Gemahlin ein. Sie fand es mehr als unpassend, dass eine Frau mit ihrem Vornamen vorgestellt wurde.
Glücklich, jemanden in ihrer Sprache reden zu hören, hatten alle es eilig, ins Gebäude zu kommen. Sie baten darum, den Wagen noch einmal zum Astroport zu schicken, um das restliche Gepäck zu holen.
Jamr Soener wandte sich in Universalsprache an den alten Asix. »Hast du verstanden? Fahre zum Astroport. Bring das Gepäck hierher.«
Der Mann nickte und ließ den Wagen eine Kehrtwende machen.
»Wie, er versteht die Universalsprache?«, fragte der Botschafter verblüfft.
»Es geht so. Im Laufe der Jahre, die er für uns arbeitet, hat er die Sprache einigermaßen gelernt.«
Seine Exzellenz schnauzte den Alten gereizt an:
»Teufel, warum hast du nichts gesagt?«
»Keiner hat mich gefragt«, lautete seine Antwort. Dann beendete er die Kehrtwende des Wagens, und das Pferd entfernte sich in leichtem Trab.
Die junge Frau Rasser konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken, worauf ihr Mann sie mit großen Augen anblickte. Dann aber schüttelte er den Kopf und brach in lautes Gelächter aus.
Sie traten ins Haus, um in Augenschein zu nehmen, was in den nächsten vier Jahren ihr Zuhause sein würde. Leider sahen sie nichts, was sie wirklich hätte begeistern können: Die Eingangshalle war eher sachlich gehalten; nur der Tisch des zweiten Sekretärs und ein Stuhl standen
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