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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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voraussetzt ...«
    »Kommandant«, griff Kapitän Aber ungeduldig ein, »die Ausführungen über Schach sind sicher höchst interessant, aber wie kommen wir von hier weg? Ich sehe keine Transportmodule, und niemand ist erschienen, um uns zu empfangen.«
    »Ein Mitglied aus meiner Besatzung hat mir versprochen, sich kundig zu machen, ob unsere Quarantäne beendet sei, und die Botschaft zu informieren. Es ist doch schon jemand in der Botschaft, oder?«
    »Ja, sicher, der Erste und der Zweite Sekretär, aber auch Einheimische, glaube ich. Aber warum kommt denn keiner?«
    »Das dauert hier eine Weile. Es ist besser, sich gleich an die hiesigen Transportmittel zu gewöhnen und Geduld zu wahren.«
    »Hiesige Transportmittel?«
    N’Tari lachte nur und sagte, er wolle ihnen die Überraschung nicht verderben.
    Als das Fahrzeug, auf das sie warteten, in Sichtweite kam, traute Rasser seinen Augen nicht: Es war ein historischer Streitwagen, der ihn an irgendetwas erinnerte, das er in einem Holovid über prähistorische Zeiten gesehen hatte. Gezogen wurde das Gefährtvon einem großen Tier mit riesiger Kruppe, dessen Pfoten von Büscheln aus Fell bedeckt waren.
    »Im medizinischen Zentrum habe ich moderne und sehr ausgefeilte Apparate gesehen, da können sie in diesem Punkt doch nicht so rückständig sein!«, rief Rasser verblüfft und entsetzt zugleich aus. »Warum verwenden sie nicht normale Module?«
    »Die Shiro haben uns die Nutzung zu privaten Zwecken verboten. Ich habe nie begriffen, ob es daran liegt, dass sie über relativ wenig Energie verfügen, oder ob irgendeine verrückte Vorstellung dahintersteckt. Die Asix, die ich gefragt habe, wussten auch nicht mehr. Sie gehorchen, ohne Fragen zu stellen.«
    Der vorsintflutliche Wagen kam langsam voran. Als er auf ihrer Höhe war, näherte sich Arsel neugierig dem großen Kopf des fremden Tieres mit seinen riesigen, haselnussbraunen Augen und den langen Wimpern. Ihre Mutter zog sie rasch zurück.
    »Geh nicht so nah ran, das Vieh könnte dich töten. Außerdem ist es unhygienisch, Tieren so nah zu kommen. Sie sind unsauber, und man darf sie nicht anfassen.«
    »Es ist nicht gefährlich«, intervenierte schüchtern ihre Co-Frau. »Das ist eine Art Pferd.«
    »Unsinn! Ich habe Pferde im Holovid gesehen, sie sind nicht so groß und auch nicht so behaart.«
    »Ich glaube, es handelt sich um ein Zugpferd. Es gibt ein paar Exemplare im zoologischen Garten meines Planeten. Es gibt sie seit mehreren Jahrhunderten.«
    Professor Li, neugierig wie immer, näherte sich vorsichtig dem Tier, während der Wagenlenker abstieg. Es war ein sehr alter Asix, der eine Tunika ohne Gürtel trug. Beim Anblick seiner halb nackten Brust, die von einer dicken grauen Haarpracht bewachsen war, wandte die erste Ehefrau Rassers sich schamvoll um.
    »Achten Sie nicht weiter darauf, meine Dame«, sagte Kommandant Aber. »Die Asix arbeiten oft mit nacktem Oberkörper. Obwohl sie eine helle Haut haben, ist das Risiko, dass sie sich einen Sonnenbrand holen, bei ihnen nicht höher als bei uns.«
    Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die beiden Passagiere, die aus dem Wagen stiegen: eine Raumfahrtbegleiterin ausder Besatzung des Raumschiffes, noch in Uniform, und eine andere junge Frau, die in ihren Armen ein Neugeborenes mit dunkler Haut hielt. Beide verbeugten sich mehrmals. Dabei lächelten sie und flüsterten sich etwas in ihrer Sprache und mit ihrer charakteristischen rauen Stimme zu. Kommandant N’Tari antwortete ihnen in derselben Sprache und verbeugte sich seinerseits.
    Professor Li Hao beobachtete dies alles interessiert. An Bord des Schiffes waren die Beziehungen zwischen dem Kommandanten und der Besatzung formell gewesen. Während des Dienstes gab er Befehle, und sie gehorchten. Doch außerhalb des Dienstes scherzten sie miteinander. Li Hao hatte nie zuvor gesehen, wie sie einen Bückling voreinander machten oder sich beglückwünschten. Man hätte glauben können, dass N’Tari – der die hiesige Sprache übrigens besser beherrschte, als er andere hatte glauben lassen – es für opportun hielt, sich wie ein Einheimischer zu benehmen. Und bei dem kleinen Jungen handelte es sich offenbar um seinen Sohn.
    Die anderen mussten zu demselben Schluss gekommen sein, denn sie musterten den Kommandanten geringschätzig. Er wiederum hob trotzig das Kinn, nahm das Baby auf den Arm, legte sich eine der beiden Taschen auf die Schulter und wartete, bis die Frauen die andere ergriffen hatten. Dann rief er

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