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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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flüsterte sie Suvaïdar zu:
    »Hast du den kleinen Vorposten der Außenwelten auf dieser Seite der Brücke gesehen? Es ist ein Forschungszentrum, in dem sie das Fieber von Gaia untersuchen, weil wir ihnen verboten haben, infiziertes Gewebe aus Niasau herauszubringen. Im Augenblick wohnen dort drei Forscher in einem der kleinen Gebäude, dass die Sitabeh in Einzelteilen herangeschafft und in wenigen Stunden aufgebaut haben. In den ersten Jahren waren es zwölf, aber einige von ihnen haben sich mit der Krankheit angesteckt und sind gestorben. Heute arbeiten nur noch Freiwillige dort. Viel gefunden haben sie nicht, da es sich nicht um Forschungen handelt, die in großem Maßstab kommerziell genutzt werden können.«
    Sie hielt kurz inne; dann fuhr sie fort: »Es versteht sich von selbst, dass wir ihr Computersystem unterwandert haben. Sie haben keinen Verdacht geschöpft. Da wir in unseren Häusern Öllampen und Kerzen verwenden, haben sie offenbar vergessen, dass wir auch den Strom kennen. Ich glaube, sie haben nie bemerkt, dass wir Informatik-Experten sind. Das Problem besteht darin, dass einer von ihnen womöglich eines Tages die Wahrheit herausbekommen wird.«
    »Die Wahrheit? Willst du damit sagen, dass ihr, die Jestaks, die Wahrheit kennt?«
    »Ja. Und das ist das am besten gehütete Geheimnis Ta-Shimas. Selbst Haridar Sadaï war nicht auf dem Laufenden, obwohl sie hier und da Zweifel angemeldet hat. Ich halte es für gefährlich, es Tsune Adaï preiszugeben.«
    »Kilara, wenn wir irgendetwas vor dem Rat oder der Sadaï geheim halten, grenzt das an Verrat.«
    »Wir verheimlichen nichts. Es ist einfach so, dass uns noch nie jemand gefragt hat«, erwiderte Kilara.
    Als Suvaïdar den ersten Schock überwunden hatte, bedachte sie die möglichen Folgen. »Willst du damit sagen«, fragte sie, »dass ein weiser Sitabeh, sofern er seine Studien fortführt, irgendwann ein Heilmittel gegen das Fieber findet? Oder eine wirksame Impfung?«
    »Ja. Das Fieber von Gaia würde einfach nicht mehr existieren.«
    »Meiner Meinung nach wäre es besser, wenn die Fremden weiterhin davon ausgehen, dass Ta-Shima ein ungastlicher Planet ist.«
    »Da sind wir einer Meinung. Also müssen wir verhindern, dass sie die Wahrheit herausfinden.«
    Die beiden Frauen blickten sich schweigend an.
    »Wäre derjenige, der das Informatiksystem unterwandert hat, auch in der Lage, die Daten dahingehend zu modifizieren, dass sie die fehlerhaften Hypothesen eines anderen Forschers untermauern?«, fragte Suvaïdar schließlich.
    »Das glaube ich nicht. Er könnte Daten löschen, alle oder nur einen Teil, aber das würde nichts Großartiges bewirken.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Im Zuge seiner Studien«, sagte Kilara, »könnte ein Gelehrter sich mit der Krankheit anstecken ...«
    Suvaïdar schaute sie an.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ganz einfach. Wenn er der Wahrheit zu schnell auf die Spur kommt, müssen wir die notwendigen Schritte einleiten.«
    »Aber das können wir doch nicht tun! Wenn wir einen Befehl verweigern, wäre das etwas anderes, aber wenn wir in eigener Sache entscheiden, wäre das Mord!«
    »Möchtest du vielleicht Tsune Sadaï um Erlaubnis bitten?«
    Suvaïdar schüttelte den Kopf. Das war unmöglich. Die stolze Tsune würde niemals zustimmen, eine unehrenhafte Waffe einzusetzen; das verstieße gegen ihre Prinzipien. Aber jemanden zum Tode zu verurteilen, den man noch nie gesehen hatte – einen Forscher, der nichts Böses getan hatte und dessen einzige Schuld darin bestand, dass er intelligenter war als andere –, das verstieße gegen ihre Prinzipien.
    »Warum erzählst du das ausgerechnet mir?«, wollte Suvaïdar wissen.
    »Du bist wie ich ein Mitglied des engeren Rates. Während Riodan Lal von heldenhaften Taten träumt, die man sich in der Trockenzeit am Lagerfeuer erzählt, bist du Realistin. Du hastselbst gesagt, dass das Fieber von Gaia eine der wenigen Waffen ist, die wir haben.«
    Suvaïdar erinnerte sich an die erste Landung der Bürger der Föderation und an die Verständnisprobleme, die sofort zwischen den beiden Menschengruppen aufgetreten waren und dazu führten, dass sie sich im Verlauf der Jahrhunderte unterschiedlich entwickelt hatten. Die Besucher entpuppten sich schnell als äußerst unangenehme Gäste. Erst baten sie, dann fragten sie, und schließlich wollten sie für die Bewohner der Föderation das Recht einklagen, auf Ta-Shima an Land zu gehen. Und nicht nur das. Sie wollten sich dort niederlassen, Handel

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