Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
einfachen Bauchläden von heute auf morgen. Die Jestak-Ärztinnen gingen mit ihren Asix zurück nach Gaia, und das graue Steinhaus des Clans Bur to Sevastak leerte sich.
Einige Geschäftsleute, die seit Jahren auf Ta-Shima lebten, hatten ihre Lebensgefährtinnen und ihre Kinder bis zur Brücke begleitet. Sie wussten, dass im Allgemeinen zu Beginn der neuen Regenzeit dieselben Asix zurückkamen. Doch manchmal kam es vor, dass sich andere einfanden: ein anderer Asix, der sich um den Gemüsegarten kümmerte, eine andere Asix für das Bett des Händlers. Diejenigen, die ihre Lebensgefährtin liebgewonnen hatten und jetzt zusehen mussten, wie diese sich mit den kleinen Kindern an der Hand entfernten, konnten nicht umhin, sich zu fragen, ob sie ihre Familie jemals wiedersehen würden.
Unter denen, die ihre Frauen und Kinder zur Brücke begleitet hatten, war auch Osmad Tani, ein brauner, massiger Mann mit langem schwarzem Bart und langem Haar. Er lebte seit vielen Jahren auf Ta-Shima, und man munkelte, er hätte von den Einheimischen mehr Kinder als alle anderen Bewohner zusammen. Er trug die Hose der Einheimischen, dazu eine Jacke, die vor zwanzig Jahren in Neudachren in Mode war. Fröhlich rief er:
»Wehe euch, ihr kommt nächstes Jahr nicht wieder! Ich schwöre, ich werde nach Gaia kommen und euch an den Ohren zurückziehen!«
Einige Frauen, die eine ganze Rasselbande bei sich hatten, drehten sich lachend um und antworteten in ihrer Sprache.
»Was haben sie gesagt?«, fragte neugierig Tanis junger Teilhaber, der vor ein paar Monaten an Land gegangen war. »Ich kenne einige Wörter ihres Dialekts, aber das habe ich nicht verstanden.«
»Sie haben mir geantwortet, dass ...« Tani schaute seinen Teilhaber an; dann schüttelte er den Kopf. »Ich glaube nicht, dass es dir gefallen wird. Sie haben einen ziemlich deftigen Sinn für Humor.«
*
Als die erste Ehefrau Rasser an diesem Morgen in den Speisesaal hinunterging, um zu frühstücken, musste sie feststellen, dass der Tisch nicht gedeckt war. Sie machte sich auf die Suche nach den Bediensteten, aber es war kein einziger mehr im Haus. In den Küchen war das Feuer unter dem Vordach auch noch nicht angezündet.
Ida Soener stöhnte, während sie sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte.
»Fühlen Sie auch, wie schwer die Luft ist?«, sagte sie. »Die Trockenzeit beginnt. In ungefähr zehn Tagen werden die Orkanstürme losbrechen, und das Personal ist heute schon weg. Das ist jedes Jahr so, und wir können nichts tun. Ich habe versucht, ihren Lohn für diese Zeit zu verdoppeln, aber es nützt nichts. Am nächsten Tag ist keiner mehr da. Sie sind stur wie Maulesel, und es gibt keine Möglichkeit, mit ihnen zu diskutieren. In ein paar Monaten kehren sie zurück – hoffe ich zumindest. Nun, jetzt ist die Zeit gekommen, dass wir die Roboter reaktivieren müssen.«
»Ich bin froh, dass der Sommer endlich beginnt«, sagte die erste Frau Rasser. »Dieser ewige Bleihimmel hat mich deprimiert. Die trockene Hitze wird weniger unangenehm sein als diese unerträgliche Feuchtigkeit.«
»Dass der Sommer vor der Tür steht, ist keine gute Neuigkeit, glauben Sie mir«, sagte Sekretär Kader, der zu ihnen gestoßen war. »Die Orkane, die die neue Jahreszeit ankündigen, stellen das System auf eine harte Probe. Wenn die Stürme sich verzogen haben, ist der wolkenlose Himmel alles andere als ein Vergnügen. Wie Sie wissen, handelt es sich bei der Sonne von Ta-Shima um einen Stern vom Typ F.«
Als er merkte, dass seine Worte Frau Rasser nicht beeindruckt hatten, fügte er hinzu:
»Alle menschlichen Planeten kreisen um Sterne vom Typ G, wie auch die Sonne des Ursprungsplaneten. Die Sterne des Typs F aber strahlen nicht nur Licht und Wärme aus, auch Radioaktivität, und das ist sehr gefährlich. In der Regenzeit bieten die Wolken ein wenig Schutz, aber selbst dann setzt man sich dem Risiko einer Verbrennung aus, wenn man zu lange draußen bleibt. Dochim Sommer sollte man es absolut vermeiden, Haut und Augen mehr als einige Minuten der Sonnenstrahlung auszusetzen.«
»Ich weiß«, sagte Frau Rasser. »Man hat uns vor der Abreise darüber informiert. Man hat uns aber auch gesagt, dass die Botschaft über Spezialglas verfügt, das Schutz bietet. Und wenn man sich im Haus aufhalten würde, gäbe es keinerlei Risiko.«
»Das stimmt, aber selbst jemand wie Sie, die nicht oft das Haus verlässt, bekommt irgendwann klaustrophobische Anwandlungen vom ständigen Eingesperrtsein. Hinzu kommt,
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