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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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weiß nicht, vielleicht eine künstliche Intelligenz?«
    Suvaïdar versuchte, das Bild in der Universalsprache anzureden, erhielt aber keine Antwort. Oda näherte sich neugierig und streckte die Hand nach dem Bild aus, doch das Hologramm verdüsterte sich und schrumpfte zusammen.
    »Habe ich irgendwas kaputt gemacht?«, fragte er betreten den Botschafter, als der wieder ins Zimmer kam.
    »Nein, das ist bloß eine Lichtskulptur. Sie existiert nur für kurze Zeit. Sie haben ihr Leben um ein paar Minuten verkürzt.«
    »Lichtskulptur? Wozu ist das gut?«
    »Es ist ein Kunstwerk. Einen praktischen Nutzen hat es nicht. Wie finden Sie es? Meine erste Ehefrau entwirft sie mithilfe winzig kleiner Laser.«
    »Laser?«, fragte Suvaïdar. »Wie die Laser, die wir in der Chirurgie verwenden? Wollen Sie damit sagen, Sie werfen kostbare Energie zum Fenster hinaus, um so etwas Unnützes zu schaffen?«
    Rasser musterte sie perplex und wollte eine schroffe Antwort geben, riss sich dann aber zusammen und begnügte sich damit, leise zu murmeln: »Meine erste Ehefrau fühlt sich nicht wohl, und meine Tochter möchte bei ihr bleiben und ihr Gesellschaft leisten. Ich werde nur von meiner zweiten Ehefrau begleitet. Wenn Sie erlauben, kommt auch Professor Li Hao mit.«
    Draußen hörte man bereits die schnellen Schritte von Elide Rasser. Sie betrat das Zimmer und entschuldigte sich für die Verspätung. Li Hao folgte ihr kurz danach im Laufschritt. Er bekundete seine Freude darüber, sich der hiesigen Bevölkerung ein Stück weit annähern zu dürfen und schätzte sich glücklich, jemanden dabei zu haben, der ihm bestimmte Phänomene erklären konnte, die er bis heute nicht verstanden hatte.
    Als sie ins Viertel der Asix kamen, wurde offensichtlich, dass die drei Außenweltler, deren Residenz nur gut einen Kilometer entfernt lag, noch nie einen Fuß hierher gesetzt hatten, auch der Professor nicht, der immer wieder behauptete, die hiesige Bevölkerung studieren zu wollen. Alle schauten sich neugierig und ohne Angst um, nahmen die provisorischen Hütten aus groben Ziegeln oder Holz und die kleinen Steinhäuser in Augenschein.
    Die Landschaft kam ihnen, die in großen Metropolen mit geraden Straßen und Wolkenkratzern lebten, äußerst fremd vor. Der gewundene Verlauf der schmalen Gassen sollte verhindern, dass die Orkane des Jahreszeitenwechsels zu große Schäden anrichteten; deshalb waren alle Städte Ta-Shimas nach diesem Muster erbaut worden. In gewisser Hinsicht erinnerten die eingeschossigen Häuser mit ihren Dächern aus Ästen und Blattwerk an die Elendsviertel, die einige der großen Städte auf den zentralen Planeten wie ein Aussatz umschlossen. Gleichwohl waren die Häuser gepflegt, die Menschen sauber und gut gekleidet – zumindest nicht so schlecht wie viele andere Ta-Shimoda. Man sah keine Bettler und keine Herumlungernden, und die Passanten waren nicht aggressiv, wie die Außenweltler befürchtet hatten. Man beachtete sie einfach nicht, während die beiden Shiro von allen mit Kopfnicken oder anderen Gesten freundlich gegrüßt wurden.
    Sie machten vor einem der solider gebauten Häuser halt, dessen Fundament aus Stein war. Das Dach war mit mehreren Schichten großer Blätter bedeckt, die mit Daïbansträngen zusammengebunden waren. Oda rief mit leiser Stimme einen Namen. Sofort öffnete eine alte Frau die Tür und lächelte die beiden Shiro an. Doch als sie deren Begleiter sah, schreckte sie auf.
    »Erlaubst du, dass die Fremden eintreten?«, fragte Oda höflich.
    »Wenn Sie es befehlen, Herr.«
    »Ich befehle es dir nicht, ich bitte dich um einen Gefallen.«
    Ohne ein Wort zu sagen, trat die Frau beiseite, und sie stiegen die fünf Stufen hinunter, die in den Gemeinschaftsraum führten.
    Die zweite Frau Rasser bedankte sich mehr schlecht als recht auf Gorin. Dann entschuldigte sie sich, eingetreten zu sein, ohne dass man sie eingeladen hatte.
    »Eine Sitabeh, die wie ein Mensch spricht!«, rief die Alte verblüfft aus.
    »Was ist eine Sitabeh?«, wollte die junge Frau Rasser von Suvaïdar wissen.
    »Das ist kein freundliches Wort, fürchte ich. Übersetzt heißt es ›die, die Kadaver essen‹. Die ersten Asix, die Sie am Tisch beobachtet haben, waren ziemlich erschüttert, als sie gesehen haben, was da auf Ihren Tellern lag. Schauen Sie nicht so beleidigt drein, Exzellenz, Sie wissen sehr gut, dass Ihre Mitbürger uns ›Tashi-Makak‹ nennen ...«
    Die drei Außenweltler schauten sich neugierig um. Der Boden, der aus rauen

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