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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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angefangen hast, weil du mich davon abbringen wolltest, zum Säbel zu greifen. Doch lass uns damit aufhören, wie ein Mox zu schreien und alle anderen aufzuwecken. Und du musst nicht gehen. Ich hatte dich eingeladen, hier die Nacht zu verbringen, und das Angebot gilt noch.«
    Oda runzelte die Stirn. Wahrscheinlich fragte er sich, ob sich in ihren Worten irgendeine Ironie verbarg. Doch Suvaïdar, auf der Matte sitzend, blickte ihn gefasst an. Das Betttuch bedeckte nur ihre Beine, und ihre kleinen Brüste zitterten leicht im Rhythmus ihres Atmens.
    Oda pustete die Lampe aus, ohne etwas zu sagen, und schlüpfte unter das Laken. Schüchtern streckte er eine Hand aus, um das Haar seiner Schwester zu streicheln. Sie ließ ihn gewähren. Er rückte ganz nah an sie heran und umschlang sie mit den Armen. Dann tauschten sie erneut Zärtlichkeiten aus. Doch Oda nahm sich vor, die Diskussion in ein paar Tagen mit etwas mehr Diplomatie weiterzuführen, wenn Suvaïdar sich beruhigt hatte.
    Das blasse Licht der Sonne bahnte sich bereits einen Weg durch die dicke Wolkenschicht, als sie von einem heftigen Getrommel an der Tür geweckt wurden.
    »Was ist los?«, brummte Suvaïdar im Halbschlaf.
    Anstelle einer Antwort drückte Tarr Huang die Tür auf. Er hatte bereits Luft geholt, um gleich losreden zu können, hielt nun aber inne, als er sah, dass Suvaïdar nicht allein war.
    »Was ist?«, fragte Suvaïdar. »Gibt es einen Notfall oder was? Was fällt dir ein, um diese Uhrzeit in mein Zimmer zu stürzen?«
    »Tut mir leid, Lara, ich habe nicht daran gedacht, dass du noch schlafen könntest. Ich wollte mit dir sprechen, bevor du zur Arbeit gehst.«
    »Lara?« Sie warf die Laken zurück und sprang auf; dann ging sie auf ihn zu, bis sie ihn fast berührte und auf diese Weise nötigte, zurückzuweichen und das Zimmer zu verlassen. »Lara ist ein Name, den nur meine Sei-Hey benutzen dürfen!«
    Die Wut, die sie am Vorabend unterdrückt hatte, um sich nicht mehr mit Oda zu streiten, brodelte immer noch in ihrem Innern und brannte darauf, sich Gehör zu verschaffen. Tarr war im ungünstigsten Moment gekommen.
    »Entschuldigen Sie, meine ... meine Dame«, stammelte er, »ich bin gekommen, weil ich erfahren habe, dass du den Unterricht in der Akademie abgebrochen hast.«
    »Da hast du dich schlecht informiert, Meister. Ich habe lediglich beschlossen, wieder in die Akademie des Clans zurückzukehren.«
    »Das ist keine gute Idee, meine Dame.«
    »Was ich mache, geht nur mich etwas an!«, schrie sie in einem Tonfall, den sie einem Asix gegenüber noch nie an den Tag gelegt hatte. »Wenn du jetzt bitte gehen würdest, ich will baden und frühstücken.«
    »Ich werde nicht gehen, bevor du mir nicht zugehört hast«, erwiderte Tarr.
    »Asix!« Odas Stimme vibrierte ebenfalls vor Zorn – ein Zorn, der allem Anschein nach unterschwellig in jedem Shiro steckte wie ein unterirdischer Fluss, der bei der ersten Gelegenheit hervorbrach und auf seinem Weg alles verwüstete. »Die Dame hat dir einen Befehl gegeben!«
    »Ay, Shiro Adaï«, murmelte der Meister aller Akademien vonGaia. Er verbeugte sich, verschwand und schloss die Tür leise hinter sich.
    *
    Suvaïdars Fähigkeiten als Kämpferin blieben mehr als bescheiden. Doch zu ihrer großen Überraschung hatte sie entdeckt, dass sie in einer wirklich gefährlichen Situation sehr wohl kämpfen konnte.
    Sie war auf einen Bauernhof gerufen worden. Dort verbrachte sie zwei Stunden damit, einen der Viehhüter zu behandeln, der sich dummerweise mit einer Sense verletzt hatte. Sie musste ihm zwei Finger amputieren. Mit Hilfe des Veterinärs, der für das Vieh verantwortlich war, gelang es ihr, die Wunde zu vernähen und die Funktionsfähigkeit der Hand zu erhalten, obwohl das letzte Fingerglied unauffindbar blieb.
    Müde und völlig ausgehungert – die Essenszeit war schon geraume Zeit überschritten – ging sie zurück. Außerdem hatte sie schlechte Laune, weil man das Fingerglied nicht gefunden hatte. Sie hegte den Verdacht, dass der Hund ihres Patienten es gefressen hatte.
    Suvaïdar war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass ihr eine Gruppe junger Leute ganz in der Nähe der Straße gar nicht aufgefallen war. Sie bemerkte sie erst, als sie die klagende Stimme eines Asix hörte. Sie drehte sich um und sah zwei Shiro, die etwa zwölf Trockenzeiten erlebt hatten, neben einer Barrikade stehen, die aus Kisten und dicken Ästen bestand und knapp zwei Meter hoch war.
    »Spring!«, befahl einer der

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