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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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Deshalb war die erste Aufgabe, der sich Maria Jestak widmete, nachdem ihr Labor aufgebaut worden war, nach alternativen Lösungen zu suchen. Ihr haben wir es zu verdanken, dass es fünfzehn Jahre später nahezu viertausend Babys gab. Ein Großteil von ihnen hat ihr Leben den ersten Pflegemüttern zu verdanken.«
    Yoriko machte ein Handzeichen, und auf halber Höhe erschiendas Bild einer äußerst fremdartigen Frau, die Suvaïdar nie zuvor gesehen hatte. Sie war dermaßen behaart, dass man beinahe schon von einem Fell sprechen konnte, wie bei einer Kuh oder einer Ziege. Ihre Stirn war tief, die Arme lang und unproportioniert. Ihre Beine waren wie die der Asix kurz und leicht gebogen, doch statt aufrecht zu gehen, war sie nach vorn gebeugt.
    »Ich habe noch nie so eine missgestaltete Frau gesehen«, rief Suvaïdar aus und verzog vor Ekel das Gesicht. »Hat sie eine Krankheit der Außenwelt, von der ich bisher nichts gehört habe, oder leidet sie an einer schweren genetischen Entstellung?«
    »Das ist keine Frau, das ist eine unserer ersten Pflegemütter. Sie waren keine Menschen, haben ihre Aufgabe aber außergewöhnlich gut erfüllt. Man hat ihnen befruchtete Eier oder DNA -Klone implantiert. Sie haben auf eine bemerkenswerte Weise dazu beigetragen, dass unsere Art sich ausbreiten konnte.« Yoriko hielt inne und runzelte die Stirn. »Aber ich habe mich vom eigentlichen Thema entfernt. Ich wollte dir einfach nur vermitteln, dass die Reproduktion von Beginn an programmiert gewesen ist und die Pflegemütter immer mehr oder weniger die gleiche Zahl von Shiro und Asix auf die Welt gebracht haben. Nichtsdestotrotz sind wir heute weniger. Auf sechs Asix kommt ein Shiro.«
    »Du hast recht. Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Über das, was man von Geburt an kennt, macht man sich keine Gedanken. Eigentlich müsste es anders herum sein, da unser Leben länger dauert.«
    »Auf jeden Fall könnte es so sein, würden nicht so viele junge Shiro im Duell sterben. Ich kenne die genauen Zahlen nicht, aber Sevrin Jestak ist gerade damit beschäftigt, Statistiken zu erstellen.«
    »Aber selbst die, die gestorben sind, haben ihre Pflicht der Art gegenüber erfüllt«, sagte Suvaïdar.
    Yoriko, die die Angewohnheit hatte, von einem Thema zum nächsten zu springen und bei den vielen Windungen und Exkursen das eigentliche Thema aus dem Auge zu verlieren, reichte ihr ein altes Buch aus Papier.
    »Das ist das Protokoll, das die erste Maria Jestak von ihren Forschungen über die Asix angelegt hat. Es ist nur eine Kopie, nicht das Original, keine Angst, aber darin lesen musst du hier. Die Sache ist zu delikat, als dass sie in Umlauf gebracht werden dürfte.«
    Suvaïdar versuchte, ihren Zorn zu unterdrücken. Offensichtlich hielt man sie nicht für vertrauenswürdig genug. Wovor hatten sie Angst? Dass sie den Außenweltlern erzählte, wer die Asix in Wirklichkeit waren?
    Sie nahm das Buch und zog sich in den kleinen Verschlag zurück, den man ihr zugewiesen hatte, um zu lesen. Anfangs fiel es ihr schwer, sich in den Forschungsberichten, die sehr technisch waren, zurechtzufinden. Doch nachdem sie die Methode erst einmal verstanden hatte, nach der die Berichte abgefasst waren, konnte sie die detaillierten Beschreibungen überspringen und sich ganz auf die jeweilige Arbeitshypothese und das Resultat konzentrieren. So betrachtet hatte der Inhalt Ähnlichkeit mit einem Kapitel über die Geschichte der Kolonisation, die Suvaïdar – wie alle anderen Kinder – gelesen hatte, als sie noch zur Schule gegangen war.
    Fasziniert blätterte sie weiter in dem Buch, ohne zu merken, wie viel Zeit bereits vergangen war. Erst als es völlig still um sie herum geworden war, wurde ihr bewusst, dass sich kein Mensch mehr in den Laboren aufhielt. Suvaïdar machte das elektrische Licht aus – für sie eine absolute Extravaganz. Denn im Gegensatz zu ihren Kolleginnen, die niemals den Planeten verlassen hatten, hatte sie sich schnell daran gewöhnt. Die Beleuchtung in den Fluren wurde von einem zentralen Regler gesteuert, den jemand ausgeschaltet haben musste. In völliger Dunkelheit tappte Suvaïdar in Richtung Treppe, die zu den oberen Etagen führte.
    In der Eingangshalle hielt sich nur noch ein wachhabender Asix für Notfälle auf. Suvaïdar warf wie gewöhnlich einen Blick auf die Tafel mit dem Dienstplan. Plötzlich schlug ihr das Herz bis zum Hals: In der Spalte des zweiten Gesundheitszentrums standen keine Namen mehr. Natürlich hatte niemand sie auf

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