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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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Gegenteil überzeugen zu wollen.«
    »Wer bist du? Mein Tutor? Glaubst du, ich hätte immer noch langes Haar? Ich habe mich duelliert, na und?«
    »Ich möchte mit dir darüber sprechen, wenn es dich nicht stört.« Mit leiser Stimme fügte er hinzu: »Könntest du mir für heute Abend ein Treffen einräumen?«
    »Natürlich«, erwiderte sie gereizt. »Letzte Nacht war nicht viel los, ich werde schon durchhalten.«
    Im Hospital wartete sie ungeduldig auf den Moment, in dem sie sich wieder mit den Holo-Verzeichnissen und Videobändern beschäftigen konnte. Als sie Yoriko Sobieski das ganze Material wieder aushändigte, fragte diese: »Hat die ehrwürdige Ärztin dir gesagt, welche Aufgaben sie dir anvertrauen will?«
    »Ich weiß nur«, antwortete Suvaïdar, »dass wir die genetischen Modifikationen unserer beiden Rassen im Hinblick auf gewisse Auswirkungen untersuchen, die mir noch nicht erklärt wurden.Die ehrwürdige Ärztin sagte mir, ich solle mich an dich und Sevrin Jestak wenden, falls ich irgendwelche Erklärungen benötige.«
    »Bist du auf dem Laufenden über die Mutationen bei den nicht einheimischen Pflanzen- und Tierarten?«
    »Ich weiß, dass es notwendig gewesen ist, die Pflanzen zu adaptieren, aber wenn ich mich nicht irre, handelte es sich lediglich um sporadische Eingriffe. Nichts Kompliziertes, aber ich muss zugeben, dass ich diese Frage nie vertieft habe.«
    »Ich glaube, das hat niemand getan, abgesehen von denen, die mit dieser Arbeit beauftragt wurden. All die Bücher der Jestaks sind in den Bibliotheken nachzulesen, doch man muss gestehen, dass nur ein Spezialist sie begreifen kann. Die ehrwürdige Ärztin hat mich damit beauftragt, dir die nötigen Informationen zu geben, damit du die Arbeiten fortzusetzen kannst, mit denen wir uns auseinandersetzen. Aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Sag mir Bescheid, wenn ich etwas sage, das du schon weißt. Und frag mich, wenn dir etwas nicht klar ist.«
    »Gut«, sagte Suvaïdar.
    »Wir alle sind genetisch modifizierte Organismen. In der Pflanzenwelt sind die Modifikationen von untergeordnetem Interesse. In der Praxis geht es nur darum, dass sie die Trockenheit überstehen und größere und schmackhaftere Früchte und Gemüse produzieren. Die Mutationen bei den meisten zahmen Tieren sind ebenfalls nicht besonders interessant: Resistenz gegen Krankheiten, Lebensverlängerung, die Eliminierung des Gens, das für die Verhinderung der Selbstheilung der Zellen verantwortlich ist, die Proportion der Männchen, die fünfhundert Mal kleiner ist als die der Weibchen, Verhinderung eines aggressiven Verhaltens, höhere Milchproduktion bei Kühen und Ziegen, die Färbung des Fells in Rot, um die Tiere, die sich während der Transhumanz von der Herde entfernen, unverzüglich ausfindig machen zu können. Nichts Besonderes, wie du siehst.
    Darüber hinaus aber gibt es zwei transgenetisch komplexe Organismen. Sie sind das Ergebnis zahlreicher Arbeitsjahre und vieler Experimente, vergleichbar denen, die man auf Estia ›Schimären‹ nannte, bevor der Name zum Synonym für Abscheulichkeitwurde und die Universität von den Plasmabomben Landsends getroffen wurde.« Yoriko murmelte mit leiser Stimme einen Befehl, und in der Luft bildete sich das Holo-Bild eines Hundes oder eines hundeähnlichen Wesens. Die Proportionen und die Farben stimmten, aber das Tier war irgendwie beunruhigend. Es bewegte sich auf eine verstohlene, verhaltene Art und nicht mit der Überschwänglichkeit eines normalen Hundes.
    »Weißt du, was das ist?«
    »Sicher ein Hund.«
    »Nein, er wird Felis tigris genannt. Das ist sein wissenschaftlicher Name. Ich weiß nicht, ob er so richtig ausgesprochen ist. Ich weiß nicht einmal, um welche Sprache es sich handelt. Auf jeden Fall stammt der Name nicht aus der klassischen Sprache Estias. Und was seinen Gemeinnamen anbetrifft, glaube ich, dass niemand ihn kennt. Dieses Wesen ist vor rund dreitausend Jahren verschwunden. Es wurde in einem sehr alten Holo-Cube als ein wildes Raubtier beschrieben, ein guter Läufer und Schwimmer, agil und schnell, ausgestattet mit erstaunlicher Kraft.« Yoriko hielt inne und zog die Stirn in Falten. »Aber das alles ist bedeutungslos. Ich wollte nur sagen, dass dieses Tier glücklicherweise in der DNA -Bank vorhanden war, die unsere Vorfahren seit Estia mit sich herumtrugen. Es hat als Phänotyp für unsere Hirtenhunde seine Aufgabe erfüllt. Das betraf nicht nur das Aussehen, sondern auch seine Kraft und Lebendigkeit.

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