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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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dem Laufenden gehalten, und warum auch? Sie war nur eine von mehrals hundert Ärztinnen in Gaia, und die Tatsache, dass Reomer Jestak ihr Sei-Hey war, interessierte keinen Shiro. Persönliche Beziehungen spielten keine Rolle.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, meine Dame?«, fragte der wachhabende Asix.
    Erst jetzt wurde Suvaïdar bewusst, dass sie vor der Tafel stehen geblieben war, ohne ihn gesehen zu haben.
    »Nein, nein, kein Problem«, begann sie, verbesserte sich dann aber: »Die Asix sind immer bestens informiert. Weißt du zufällig, was sich im zweiten Gesundheitszentrum ereignet hat? Es müssten hier eigentlich drei Namen stehen, aber die Spalte ist leer.«
    »Das Gesundheitszentrum antwortet nicht, Frau Doktor, ich bedaure. Reomer Jestak war einer von deinen Sei-Hey, oder?«
    Suvaïdar nickte nur, denn die Angst schnürte ihr den Hals zu. Der Mann hatte von Saïda in der Vergangenheitsform gesprochen; er musste also davon überzeugt sein, dass Saïda tot war.
    »Ist jemand dorthin gereist?«, fragte Suvaïdar.
    »Im Morgengrauen startet ein Modul. Es wird das Gesundheitszentrum überfliegen und an Land gehen oder nicht. Das hängt von der Situation ab.«
    »Wer reist dorthin?«
    Der Mann nannte vier Namen, die von Avia und Rovin Jestak – zwei Ärztinnen, die Suvaïdar nicht sehr gut kannte –, sowie die zweier männlicher Asix. Rovin war streng und hielt sich an die Vorschriften, doch Avia war anpassungsfähig. Zudem war sie mittendrin in einer Schwangerschaft, die umstritten war: Sie hatte sich entschieden, ihr Kind, ein Mädchen, persönlich auszutragen, statt das befruchtete Ei einer Asix-Pflegemutter einsetzen zu lassen.
    Suvaïdar sagte sich, dass man die Situation in gewisser Weise als medizinischen Notfall betrachten könne. Sie wählte den persönlichen Code Avias auf ihrem Kommunikator und sagte: »Ich möchte dich sprechen.«
    Jeder konnte die Gespräche im Netz der Jestaks mithören; man war also gut beraten, den Kommunikator nicht für private Gespräche zu verwenden.
    »In meinem Zimmer«, war die ebenso einsilbige Antwort.
    Suvaïdar beeilte sich, zum Schlafsaal des Jestak-Hauses zu kommen. Avia wartete bereits im Gang auf sie. Als Suvaïdar sie dort stehen sah, erkannte sie, dass die Schwangerschaft schon weit fortgeschritten war. Sie fragte sich, was Saz Adaï Jestak sich dabei gedacht hatte, für diese unbequeme und gefährliche Mission eine Frau in diesem Zustand auszusuchen.
    »Im wievielten Monat?«, fragte sie.
    »Siebeneinhalb«, antwortete Avia und verzog das Gesicht. »Hätte ich gewusst, dass es so anstrengend ist, hätte ich nicht so hartnäckig darauf bestanden, meine Tochter selbst auszutragen. Ich habe einen Bauch wie eine Kuh vor der Transhumanz.«
    »Ich habe gelesen, dass du morgen zum zweiten Gesundheitszentrum Corosaï-no-goï fliegst.«
    »Ich werde wohl auf einer Trage liegend reisen müssen. Mit meinem riesigen Bauch passe ich jedenfalls in keinen Sitz. Und wenn es einen Verletzten gibt, den wir transportieren müssen, frage ich mich jetzt schon, wie das gehen soll.«
    »Wie kommt es, dass ausgerechnet du dorthin geschickt wirst?«, fragte Suvaïdar. »Mir scheint, du bist im Augenblick eher ungeeignet.«
    »Oh, die Saz Adaï war strikt dagegen, dass ich mein Kind persönlich zur Welt bringe. Sie sagte mir, dass der Clan mein Studium nicht bezahlt habe, damit ich die Zeit damit vergeude, mein Kind auszutragen, was eine Asix mit wesentlich geringerem Intelligenzquotienten sehr viel besser erledigen könne. Ich habe ihr mein Wort geben müssen, bis zum Schluss zu arbeiten und keine Privilegien in Anspruch zu nehmen.«
    »Ich kann morgen für dich einspringen, wenn du möchtest«, sagte Suvaïdar.
    »Ich danke dir«, antwortete Avia erstaunt. »Ich stehe in deiner Schuld.«
    Suvaïdar schüttelte den Kopf.
    »Ich bin es, die in deiner Schuld steht. Reomer ist einer meiner Sei-Heys. Nur muss ich jetzt jemanden finden, der mich morgen im Operationssaal vertritt.«
    »Steht denn eine spezielle Operation an?«
    »Nein, nur ganz Banales: Eizellenentnahme zum Klonen und das Einsetzen von kontrazeptiven Implantaten. Natürlich kann es immer einen Notfall geben.«
    »Ich bin keine Chirurgin, aber ich könnte Gaia Tsukimoto fragen. Sie hat manchmal Mühe, einen OP zu bekommen. Sie ist keine Jestak und hat auch nicht in der Außenwelt gearbeitet wie du. Ich werde gleich zu ihr gehen. Kannst du warten, bis ich mit ihr gesprochen habe?«
    »Leider nicht. Aber wenn ich rechtzeitig

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