Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
der Frage, wie diese Asix es geschafft hatten, ihre Kinder großzuziehen, ohne sie zwischendurch zu vergessen – zum Beispiel, weil ihnen gerade der Sinn nach der Jagd stand.
Nachdem die beiden jungen Frauen festgestellt hatten, dass nur noch einer der Typ-5-Asix in der Nähe war und bewusstlos auf dem Boden lag, waren sie von der Plattform geklettert und hatten ihn gefesselt. Dabei hatten sie die Trophäe entdeckt, die der Asix sich an den Lendenschurz gebunden hatte: den abgeschnittenen Kopf von Reomer Jestak.
Rovin wollte, dass die beiden Frauen an Bord gingen, damit sie sofort zurückfliegen konnten, doch Suvaïdar sprach sich dagegen aus.
»Die beiden können uns zwar erzählen, was passiert ist«, sagte sie, »sie können uns aber nicht sagen, warum. Ich möchte mit dem Wilden reden. Vielleicht finde ich heraus, was ihnen durch den Kopf gegangen ist. Es ist wichtig, dass wir wissen, ob das Gesundheitszentrum geöffnet bleiben kann oder nicht.«
»Wir würden besser daran tun, sofort wieder abzufliegen«, erwiderte Rovin. »Sie können jederzeit wiederkommen.«
»Wir sind am helllichten Tag gelandet, und wir haben nichts getan, um unbemerkt zu bleiben. Wenn sie das Modul gesehen hätten, hätten sie sich sofort darauf gestürzt, um ihrer dummen Göttin ein Opfer zu bringen. Wenn du Angst hast«, Rovin zuckte bei dieser Beleidigung zusammen, wagte aber nicht zu widersprechen, denn Suvaïdars Miene war feindselig, »dann lass die beiden Asix in das Modul steigen und setz dich zu ihnen. Wenn die Angreifer sich wieder zeigen, bin ich in ein paar Sekunden bei euch, und wir fliegen los, bevor sie ihre Lanzen werfen können. Und wenn ich das Modul nicht rechtzeitig erreiche, startet ihr, ohne auf mich zu warten.«
»Ich bleibe, um dir zu helfen«, sagte einer der männlichen Asix.
»Ich danke dir, aber bleib lieber hier. Der Wilde wird eher etwas sagen, wenn ich allein bin. Überhaupt ist es besser, ihr alle bleibt an Bord. Dann können wir schneller starten.«
Suvaïdar fand den Gefesselten auf dem Rücken liegend vor. Sofort erkannte sie die Narben auf der Vorderseite des Oberschenkels. Vor ihr lag der Wilde, mit dem sie gesprochen und den sie Jahre zuvor behandelt hatte. Nun war er in Panik, hielt die Augen geschlossen und tat so, als wäre er immer noch bewusstlos. Docher kniff die Augen zusammen, wie es Kinder tun; mit seiner List konnte er Suvaïdar nicht in die Irre führen.
»Mach sofort die Augen auf und sieh mich an«, befahl sie ihm. Als er ihrer Aufforderung nicht nachkam, schlug sie ihn leicht auf den Fuß. »Ich weiß genau, dass du wach bist. Du hast gesehen, wie ich vom Himmel gekommen bin. Wenn du nicht sofort die Augen aufmachst, reise ich wieder ab und nehme dich mit. Entweder du beantwortest alle meine Fragen, oder du wirst die Fragen der Mondgöttin beantworten, wenn du vor ihr stehst.«
Mit einem ängstlichen Heulen öffnete der Asix vom Typ 5 seine glänzenden Augen. Die Pupillen waren durch die Kumarine so klein wie ein Stecknadelkopf.
»Du erkennst mich wieder?«
»Die Frau Medikament?«
»Ja, die bin ich. Ich werde jetzt deine Fesseln lösen, aber du wirst nicht weglaufen, hast du gehört? Du wirst tun, was ich sage, verstanden? Du weißt, was mit denen geschieht, die der Mondgöttin nicht gehorchen?«
Rovin presst sich die Hand auf den Mund, als sie sah, dass Suvaïdar die Schnur zerschnitt, die den Wilden fesselte, und sich dann hinhockte, um mit ihm zu sprechen. Sie wechselten ein paar Worte miteinander. Dann kam Suvaïdar zum Modul.
»Ich werde seine Wunde behandeln. Es dauert nicht lange. Wartet auf mich.«
»Behandeln? Bist du völlig verrückt geworden! Er hat den Kopf von Reomer als Trophäe getragen!«
»Aber das heißt noch lange nicht, dass er persönlich für den Tod meines Sei-Hey verantwortlich ist, Jestak Adaï.«
Der Asix vom Typ 5 folgte Suvaïdar in das Gesundheitszentrum. Nachdem sie ihn behandelt hatte, lief er davon und hielt nur inne, um einen großen, runden Gegenstand in der Größe eines Kopfes aufzuheben, wie Rovin mit Abscheu beobachtete. Binnen weniger Sekunden hatte der Wilde den Waldrand der Lichtung erreicht und verschwand in der dichten Vegetation.
Eine beiden der Asix-Frauen wollte aussteigen und nachsehen, was passiert war, als Suvaïdar aus dem Gebäude des Gesundheitszentrums kam. Sie kam an Bord, augenscheinlich die Ruhe selbst, und lehnte den Platz ab, bevor man ihr ihn anbot. Stattdessen setzte sich zwischen die beiden Frauen auf die
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