Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
dahingehenden Kommentare.
Die Gefährten machten es sich in den Sitzen gemütlich. Win, den die Vorwürfe Tichaeris’ in keiner Weise berührt hatten, wollte von Suvaïdar wissen: »Könnte ich dir mal ein paar Fragen stellen?«
Während Suvaïdar versuchte, die Neugier des Jungen zu befriedigen, der alles erklärt haben wollte, was er auf Wahie und in Neudachren gesehen hatte, dachte sie über die unglaubliche Ahnungslosigkeit nach, die auf ihrem Planeten herrschte. Sie wussten dort rein gar nichts über die Menschen in der anderen Welt. Sie waren so unwissend, dass selbst ein Mitglied der Besatzung, das zumindest Kontakte zu Kommandant und Offizieren gehabt haben musste, solch naiven Fragen stellen konnte.
Allmählich begriff Suvaïdar, warum man beschlossen hatte, sie zu rufen: Die Alten waren sich plötzlich darüber klar geworden, dass es angeraten war, sich von irgendjemandem die elementaren Grundlagen über die Außenwelten erklären zu lassen.
Suvaïdar konnte es nicht fassen. Warum hatte sich im Lauf der vielen Jahre keiner ihrer Landsleute die Mühe gemacht, die Soziologie und Politik der Föderierten Planeten wenigstens ein kleines bisschen zu erkunden?
3
Ta-Shima
Lara suchte auf
der Tafel des Clan-Hauses nach ihrem Namen und stellte mit Genugtuung fest, dass sie im medizinischen Zentrum für alle personalintensiven Dienstleistungen eingetragen war. Sie liebte es, der Ärztin Jestak zu assistieren, und sie lernte dort nur nützliche Dinge. Wenn jetzt einer der Schüler in der Akademie sich verletzte, war es üblich, dass Doran Huang ihr befahl, sich um ihn zu kümmern.
Lara hatte auch einen persönlichen Grund, ins Lebenshaus zu gehen: Zum ersten Mal hatte sie ihre Monatsblutung gehabt und musste dies melden.
Als sie das Lebenshaus erreichte, trug sie sich erst für einen Termin ein, bevor sie ins Büro von Maria Jestak ging, eine Frau mittleren Alters, immer noch hübsch, die stolz den Namen der Begründerin ihres Clans trug. Lara überprüfte den Wagen mit Medikamenten und Instrumenten und versicherte sich, dass es keine besonderen Fälle gab, die zusätzliches Eingreifen erfordert hätten. Als die Ärztin erschien, war Lara bereits fertig. Maria begnügte sich damit, einen Blick auf den Wagen zu werfen und begann die übliche Visite. Lara reichte ihr die notwendigen Medikamente und Instrumente, meist schon, bevor sie von der Jestak darum gebeten wurde.
Seit einem Jahr hatte sie nun regelmäßig im medizinischen Zentrum Bereitschaftsdienst, und mittlerweile wusste sie nahezu alles, was für ihren Bereich von Bedeutung war.
Sie waren gerade damit beschäftigt, einen Verband zu wechseln, als der Wachmann, ein Asix, schreiend das Zimmer betrat.
»Frau Doktor, gerade ist eine Raumkapsel angekommen! Es gab einen hässlichen Unfall! Bitte komm schnell, es eilt!«
Die Jestak wandte sich an Lara. »Mach das hier fertig und warte auf mich«, sagte sie und eilte davon.
Lara fand sich allein mit dem jungen Asix wieder, der sie vertrauensvoll anschaute. Sie biss sich auf die Lippen, schaffte es dann aber doch, ihn anzulächeln und den Verband so anzulegen, wie die Ärztin es gemacht hätte. Als diese wieder ins Zimmer kam, inspizierte sie den Verband mit einem Blick, den Lara nicht recht deuten konnte. Die Ärztin fragte sie, welches Desinfektionsmittel sie verwendet habe, und setzte dann die Visite fort, ohne Lara getadelt oder gelobt zu haben. Als sie zum Schluss vor dem Empfangstresen stand, teilte sie dort mit, ohne sich nach Lara umzudrehen oder sie gar anzuschauen:
»Von heute an können die Verbände bei leichten Fällen sofort von Lara Huang angelegt werden.«
Nach der Visite prüfte die Jestak das Verzeichnis der auswärtigen Patienten, sah Laras Namen und erkundigte sich: »Warum stehst du auf der Liste? Hast du irgendein Problem? Bist du krank? Du darfst nicht bei der Visite helfen, wenn du krank bist.«
Ich bin nicht krank, Frau Doktor. In der Schule hat man uns gesagt, wir müssten uns nach der ersten Monatsblutung hier melden. Deshalb habe ich mich für einen Termin eintragen lassen.«
»Wann war das? Vor zwei Tagen?« Maria Jestak blätterte das Verzeichnis durch. »Du musst einen ganzen Tag hier verbringen. Lass uns mal sehen ... Am Sechzehnten des nächsten Monats, in zwei Dekaden. Und in der Zwischenzeit keine Liebschaften. Hast du einen festen Freund?«
»Nein ...« Verlegen zögerte Lara einen Moment, aber im Lebenshaus musste man die Wahrheit sagen. »Ich hatte noch nie einen
Weitere Kostenlose Bücher