Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
ich an Bord der Raumkapsel nach Wahie gegangen bin. Und nun wird alles auf den Kopf gestellt, nur weil eine davon verändert wurde? Was genau hat sich denn geändert?«
»Nach ›Auf keinen Fall verwendet ein Lehrer oder Schüler eine Waffe außerhalb der Akademie oder bedient sich dessen, was er in der Akademie gelernt hat, um zu kämpfen‹, hat man ›gegen einen Ta-Shimoda‹ hinzugefügt.«
»Wie konnte es dazu kommen?«, fragte Suvaïdar. »Gab es Reibereien mit anderen Planeten?«
»Nein. Nur hier und da Probleme mit den Offizieren der Freien Händler oder den ansässigen Kaufleuten. Nichts Gravierendes. Aber die Akademie war weitsichtig genug zu erkennen, dass die Zeit gekommen war, um die Bedingungen zu ändern.«
»Hat die Zahl der Fremden in Niasau sehr zugenommen?«
»Nur ein bisschen«, antwortete Oda, »aber dort leben noch genug Menschen unserer Sorte. Sie verdienen gut und arbeiten für die Fremden, die Schwierigkeiten haben, Personal zu bekommen, das bereit ist, auf Ta-Shima zu leben. Dank der Beträge, die sie an die Clans ausbezahlen, und dank der Handelsgewinne konnten die von den Jestak benötigten Geräte erworben und Studenten auf die Universitäten der Föderierten Welten geschickt werden. Es gibt eine Menge Lehrfächer, in die wir zukünftig investieren müssen.«
»Das ist wohl wahr. Die anderen Welten sind in vielen, wenn nicht sogar allen Bereichen sehr viel fortschrittlicher. Das gilt vor allem für die Medizin, die Biologie und die Genetik. Sie haben einfach ganz andere Wege beschritten als wir. Sie verfügen über Maschinen und komplizierte Geräte für Diagnostik, Anästhesie und Operationen, wir dagegen haben eine Vielzahl von Krankheiten eliminieren können. Das ist ein weniger kostspieliges System und für alle sehr viel bequemer, was meinst du?«
»Weißt du, dass die Bewohner fremder Welten sogar Eingriffe genetischer Therapie in somatische Zellen des Organismus untersagen? Es ist ausgeschlossen, Keimzellen zu bearbeiten, umErbkrankheiten auszumerzen, wie wir es getan haben und immer noch tun, wenn eine neue Veränderung auftritt. Sie betrachten dies als Abscheulichkeit, und ihre Priesterschaft konnte erfolgreich durchsetzen, dass jeder, der sich mit so etwas beschäftigt, mit dem Tode bestraft wird. Das Ende vom Lied ist, dass ich auf einer hoch entwickelten Welt wie Wahie Krankheiten gesehen habe, die bei uns seit Jahrhunderten nicht mehr vorkommen und von denen ich gar nicht mehr weiß, wie sie heißen.«
»Alles in allem ist das normal. Die Menschen, die aus Estia geflohen sind, waren die wohl größten genetischen Ingenieure der ganzen Galaxie«, erwiderte Oda vorsichtig, um nicht in den Verdacht zu geraten, dass er von den Darlegungen seiner Schwester kaum etwas verstanden hatte. Und er hatte nicht die Absicht, sie um weitere Erklärungen zu bitten. Denn wenn es um Medizin ging, konnte Suvaïdar sich sehr lange und mit großem Enthusiasmus auslassen. Und dabei fiel dann oft der eine oder andere technische Begriff, der Oda gänzlich unbekannt war.
»Es stimmt, dass sie mit einigen Experimenten womöglich zu weit gegangen sind, und gewisse Reaktionen sind nachvollziehbar, aber die meisten waren überzogen. Derzeit gibt es in Neudachren einen Wiederausbruch der gewohnten Sittenstrenge und Moral. In dieser Hinsicht haben sich die Dinge im Lauf der Jahre, die ich in der Fremde verbracht habe, eher verschlechtert. Heutzutage neigen die fanatischen Konservativen und der Klerus dazu, sich mehr und mehr in die Forschung einzumischen. Weißt du, dass auf Wahie die Ärzte nicht einmal wissen, was eine Xenotransplantation ist?«
»O Hedaï«, erwiderte Oda ein wenig ungeduldig, »ich bin technischer Ingenieur, kein Genetiker, und habe von solchen Dingen keine Ahnung. Ich weiß, dass diese Unkenntnis schwer wiegt, selbst wenn ich sie teile, was ich ungern zugebe. Aber was mich erstaunt und sehr beschäftigt, ist unser geringes technisches Know-how. Ich hoffe, der Rat wird die didaktischen Holo-Cubes billigen – und den neuen Typ des Projektors, den ich empfohlen habe.«
In der Kombüse waren einige Soldaten gerade mit dem Essenfertig und versuchten vergeblich, sich mit zwei Frauen aus der Besatzung zu verbrüdern, die gekommen waren, um sich ihre Essensration zu holen, die sie seit Kurzem in einem kleinen, ihnen zugewiesenen Zimmer einnehmen mussten. Die beiden Shiro schritten mit der ihnen eigenen Selbstverständlichkeit und Arroganz, die stillschweigend voraussetzte, dass
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