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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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Enkelkind zu behalten, wäre alles anders geworden. Für Tessa, für mich, für alle. Hätte ich nur damals schon gewusst, was wirklich passiert war! Dass der “Unfall”, bei dem angeblich der Vater ihres Kindes starb und Tessa schwer verletzt wurde, nur eine Lüge war, um dem Rest der Familie die widerliche Wahrheit zu verheimlichen. Ich hätte Anne trotz ihrer Krebserkrankung die Wahrheit gesagt. Das hätte uns allen so manches erspart.
    Ich habe alles unternommen, um diesen nächsten Schritt nicht tun zu müssen. Sosehr ich Leslie Anne hasse, der Gedanke, sie umbringen zu müssen, gefällt mir gar nicht. Überhaupt, jemanden umzubringen. Aber es muss sein. Mir bleibt nichts anderes übrig.
    Es widert mich an, dass Tessa ihrem Bastard nicht nur den Namen ihrer Mutter Anne gab, sondern auch den Namen ihrer Familie. Der Name Leslie steht für eine traditionsreiche Familie aus dem Südwesten von Mississippi, eine Dynastie, die bereits vor dem Bürgerkrieg hier lebte. Der Abkömmling eines Mörders verdient es nicht, einen so bedeutenden und ehrenhaften Namen zu tragen.
    Ich muss mir überlegen, wie ich Leslie Anne aus dem Weg schaffe, ohne mich verdächtig zu machen. Ich könnte einen Killer anheuern. Aber wenn er gefasst wird und meinen Namen ins Spiel bringt? Nein. Unmöglich.
    Ich könnte sie selbst erschießen. Oder erstechen. Oder sie vergiften.
    Wenn ich das nur könnte. Aber es geht nicht. Ich weiß nicht, wie man jemanden ermordet.
    Denk nach! Denk nach und finde eine Lösung!
    Ihr die Wahrheit über ihren Vater zu sagen, war ein wichtiger erster Schritt. Das hat das Selbstbewusstsein unserer verwöhnten kleinen Prinzessin ganz schön angeknackst. Und ihr Verschwinden war ein unerwarteter kleiner Bonus für mich.
    Aber jetzt ist sie wieder da, im Schoß ihrer liebenden Familie.
    Ja, sie ist wieder auf Leslie Plantation. Aber nicht unversehrt. Sie ist emotional schwer angeschlagen und jetzt ganz besonders verwundbar. Zum Glück vertraut sie mir. Es sollte also nicht allzu schwer sein, sie fertigzumachen.
    Tessa sah zu, wie Dante ihre schlafende Tochter in den Arm nahm. Einen kurzen Moment lang schoss ihr ein süßer, seltsamer Gedanke durch den Kopf. Die liebevolle, sanfte Art, wie Dante mit Leslie Anne umging, erinnerte sie an einen Vater und seine Tochter.
    Wenn doch nur …
    Tessa folgte dicht hinter Dante, der jetzt mit Leslie Anne in den Armen die Veranda betrat. Hal hielt ihnen die Eingangstür auf, während G. W. in der Halle wartete. Zu Tessas großer Erleichterung hatte G. W. seine Angebetete auf dem Heimweg vom Flugplatz bei ihrer Wohnung abgesetzt.
    Als Dante die Eingangshalle erreichte, blieb er stehen. Tessa ging zur Treppe und bedeutete ihm, er solle ihr folgen. Das tat er. Sie führte ihn die Treppe hinauf und den Gang entlang zu Leslie Annes Suite. Tessa beeilte sich und ging voran. Sie schaltete das Badezimmerlicht ein, um die Suite sanft zu beleuchten. Dann schlug sie rasch die Bettdecke zur Seite, damit Dante ihre Tochter ins Bett legen konnte. Er nahm ihr den Ledermantel ab und warf ihn aufs Bettende.
    Tessa zog Leslie Anne die Schuhe aus und deckte sie zu. Gemeinsam mit Dante stand sie am Fußende des Bettes und betrachtete ihre Tochter. Als Dante ihr einen Arm um die Schulter legte, heulte sie beinahe vor Dankbarkeit. Obwohl ihr Vater sie liebte und unterstützte, fühlte sie sich allein. Wie oft hatte sie davon geträumt, einen Mann an ihrer Seite zu haben, der sie lieben und beschützen und ihrer Tochter ein Vater sein würde? Aber da war niemand, auch wenn sie mehrere Angebote gehabt hatte. Sie war in den letzten Jahren immer wieder mit Männern ausgegangen, aber nie hatte sie sich wirklich zu einem von ihnen hingezogen gefühlt – nicht einmal zu Charlie Sentell. Der liebe, gute, wichtigtuerische Charlie. Wie oft hatte er ihr seine unsterbliche Liebe geschworen? Wie oft hatte sie ihm das Herz gebrochen?
    Ihr Therapeut hatte ihr geholfen zu verstehen, dass es völlig normal war, wenn sie sich davor fürchtete, eine körperliche Beziehung mit einem Mann einzugehen. Sie hatte schließlich nicht nur eine Vergewaltigung hinter sich, sondern war von ihrem Peiniger auch brutal zusammengeschlagen worden. Alle anderen Opfer dieses Mannes waren tot. Nach vielen Jahren der Therapie hatte sie sich endlich mit der bitteren Wahrheit abgefunden – ganz egal, wie sehr sie sich bemühen würde, einen Partner zu finden und eine Bindung einzugehen, es würde ihr nicht gelingen.
    Warum entwickelte sie

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