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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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werden sich die Bediensteten der Wrights aber gefreut haben, so früh aus dem Bett geklingelt zu werden.”
    “Die Hauswirtschafterin war schon auf”, sagte Lucie.
    “Danke, dass du …”
    “Sieh dir lieber mal den Umschlag an”, sagte Lucie. “Der Inhalt erklärt, warum Leslie Anne Westbrook abgehauen ist.”
    “Ich weiß schon, warum.”
    “Du weißt, dass ihr jemand einen anonymen Brief geschickt hat, in dem steht, dass ihr Vater ein Serienmörder war, der seine Opfer folterte und vergewaltigte?”
    “Was?”
    Lucie ging hinüber zum Schreibtisch und leerte den Inhalt des Päckchens auf die Schreibtischplatte aus. “Nicht nur ein Brief, sondern Dutzende von Zeitungsartikeln über die Verhaftung und Verurteilung des Mannes und die Vollstreckung des Todesurteils. Er hat mindestens zehn Frauen ermordet, aber die Polizei vermutet, es gab noch mehr Opfer. Nur wurden deren Leichen nie gefunden.”
    Dante gefror das Blut in den Adern, als er hörte, was Lucie zu berichten hatte. Diese unmenschlichen Monster, die sich an unschuldigen Opfern vergingen!
    Nach seinem Schulabschluss war Dante zum FBI gegangen. Ein Grund dafür war, dass er durch diesen Job und der ihm dabei zur Verfügung stehenden Möglichkeiten herausfinden wollte, was mit Amy damals passiert war. Nachdem er jahrelang geforscht hatte, war er zu dem Schluss gekommen, dass Amy einem zu jener Zeit aktiven Serienmörder zum Opfer gefallen sein könnte. Zumindest hatte sie dem Opferprofil entsprochen. Alle Frauen, die der Mann entführt und getötet hatte, waren hübsch, jung und blond gewesen, und keine von ihnen älter als zwanzig Jahre. Der Psychopath hatte in verschiedenen Staaten gewütet – Louisiana, Texas, Arkansas, Oklahoma und Mississippi – und zwar über einen Zeitraum von sechs Jahren. Definitiv in der Zeit, in der auch Amy verschwunden war.
    Dante stelle seine Kaffeetasse auf einem schweren Keramikuntersetzer auf dem Schreibtisch ab und nahm sich die Zeitungsausschnitte vor. Als er den Namen des Mannes las, der Tessa Westbrook überfallen hatte, blieb ihm beinahe das Herz stehen.
    Eddie Jay Nealy.
    Dante schloss die Augen, um den Schmerz nicht fühlen zu müssen, doch die Wut und der Hass, die in ihm brannten, ließen sich nicht besänftigen. Eddie Jay Nealy war der Mann, der sechs Jahre lang fünf Bundesstaaten unsicher gemacht hatte. Seine Opfer waren allesamt hübsche blonde Mädchen mit blauen Augen im Teenageralter gewesen.
    Das war der Mann, von dem Dante annahm, dass er auch Amy getötet hatte – obwohl man ihre Leiche nie gefunden hatte. Er war derselbe Mann, der Tessa vergewaltigt und beinahe totgeschlagen hatte. Er war Leslie Anne Westbrooks biologischer Vater.

7. KAPITEL
    T essa fand Dante mit Hal in der Küche beim Frühstück. Die beiden tranken Kaffee und unterhielten sich über Football. Sie blieb in der Tür stehen und betrachtete Dante. Warum machte dieser Mann sie so an? Er sah gut aus, okay, aber nicht umwerfend. Ihn umgab vielmehr eine Aura rauer Männlichkeit, wie den Helden aus einem Roman, zu dem sich die Heldin wehrlos hingezogen fühlte, obwohl sie wusste, dass es gefährlich war. Nicht dass Tessa meinte, von Dante Moran ginge eine körperliche Gefahr für sie oder andere Frauen aus. Sie hatte gesehen, zu wie viel Zärtlichkeit er fähig war, als er ihre Tochter getragen hatte. Nein, dieser Mann war gefährlich für ihre Gefühle. Sie ahnte, er konnte ihr das Herz brechen – und dieses Risiko durfte sie nicht eingehen. Mit ihren fünfunddreißig Jahren hatte sie schon genug Leid erlebt. Unverschuldet. Wenn sie jetzt eine Affäre mit Dante anfing und dann hereinfiel, wäre es ihre eigene Schuld.
    Erst als Eustacia ihr “Guten Morgen, Miss Tessa” wünschte, bemerkten die beiden Männer sie.
    Tessa nahm die Schultern zurück und rauschte in die Küche. Sie schenkte den drei Anwesenden ein Lächeln und steuerte auf die Kaffeekanne zu. “Guten Morgen.” Jetzt sah sie Dante an.
    “Wie geht es Leslie Anne?”, erkundigte er sich.
    “Sie schläft noch.” Tessa nahm die Kanne von der Wärmeplatte und schenkte sich eine Tasse ein.
    “Haben Sie eine Erklärung dafür, warum das Kind überhaupt weggerannt ist?”, fragte Eustacia, während sie zwei Scheiben Brot in den Toaster steckte. “Da draußen hätte ihr doch alles Mögliche zustoßen können, so allein wie sie war!”
    Als Tessa ihr nicht sofort antwortete – was hätte sie auch sagen können, ohne zu lügen? –, schüttelte Eustacia den Kopf.

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