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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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vergewaltigt und geschwängert wurde von diesem Psychopathen?
    Nachdem Dante seine Anrufe und alles andere erledigt hatte, hatte er im größten, bequemsten Sessel in der Bibliothek ein Nickerchen gemacht. Vor einer Viertelstunde war er aufgewacht, ins nächste Badezimmer gegangen und hatte sich frisch gemacht. Er musste dringend unter die Dusche und sich rasieren. Als er sich im Spiegel betrachtete, sah er einen ungepflegten Penner mit stoppeligem Kinn in einem verknitterten schwarzen Anzug vor sich. Sein allmorgendliches Ritual aus Duschen, Rasieren und einem Kaffee war ihm leider heute Morgen nicht möglich, da sein Koffer im Motel war. Es blieb also nur die gewohnheitsmäßige Tasse Kaffee übrig, um wach zu werden.
    Als er die große und moderne Küche gefunden hatte, werkelte dort zu seiner großen Überraschung bereits eine mollige grauhaarige Frau herum. Dabei war es gerade einmal halb sechs. Kaum hatte er die Tür geöffnet, strömte ihm das wunderbare Aroma von frisch aufgebrühtem Kaffee entgegen.
    “Guten Morgen”, sagte die Frau. “Kommen Sie nur rein, Mr. Moran. Der Kaffee ist gleich fertig.”
    “Danke. Tut mir leid, ich weiß gar nicht, wer Sie …”
    “Eustacia Bonner”, erklärte sie. “Ich bin hier die Hauswirtschafterin und Köchin. Aber eigentlich koche ich fast nur. Und ich stehe den Putzkräften vor, die täglich ins Haus kommen. Ich stehe im Dienst der Familie Westbrook, seit ich ein junges Mädchen war. Schon meine Mutter arbeitete für den alten Leslie, Miss Tessas Großvater.”
    “Freut mich, Sie kennenzulernen, Eustacia.”
    “Sie sind als Einziger wach?”, fragte sie.
    “Ich glaube schon.”
    Sie betrachtete ihn von oben bis unten. “Sie haben wohl in Ihren Kleidern geschlafen.”
    “In der Tat. Ich habe in der Bibliothek ein kleines Nickerchen gemacht.”
    “Vielen Dank, dass Sie unsere Leslie Anne gefunden und zurückgebracht haben.” Eustacia hob ihre große weiße Schürze und tupfte sich mit einem Zipfel eine Träne aus dem Auge. “Sie ist ein wunderbares Kind, ganz wie ihre Mama. Und so verwöhnt wie ihre Mutter, als sie klein war. Nur war die ein kleiner Teufelsbraten in diesem Alter.”
    Das zu hören, überraschte Dante. Erstaunt fragte er: “Was? Tessa Westbrook war als Teenager ein Teufelsbraten?”
    Eustacia kicherte. “Und was für einer. Das würde man heute nicht glauben, was? Seit sie sich von diesem schlimmen Unfall erholt hat, ist sie der liebste und netteste Mensch, den ich kenne. Und eine hingebungsvolle Tochter. Sie hätten sie mit ihrer Mutter erleben sollen, damals, als Miss Anne langsam vor sich hinstarb. Das waren schwere Tage. Aber Miss Tessa saß immer bei ihr und las ihr vor und hielt ihr die Hand. Ohne Miss Tessa und die kleine Leslie Anne hätte Mr. G. W. den Tod seiner Frau nicht verwunden. Er verehrte den Boden, über den Miss Anne lief.”
    “Vor dem Unfall war Tessa … Da war Miss Tessa nicht nett und freundlich?”
    “Oh nein! Das Mädchen war wild wie der Teufel und manchmal richtig gehässig. Sie war ein wahrer Fluch für ihre Mutter!”
    “Ich vermute, ein so schlimmes Erlebnis würde jeden Menschen verändern.”
    “Vermutlich ja. Eine schreckliche Sache, dieser Autounfall. Leslie Annes Vater starb dabei, aber für Miss Tessa wirkte er Wunder.” Eustacia griff in den Schrank, nahm eine Tasse heraus und hielt sie Dante hin. “Der Kaffee ist fertig.”
    Gerade goss er sich die Tasse mit dampfendem, heißem Kaffee voll, als Hal Carpenter in der Küche erschien. “Morgen.”
    “Guten Morgen”, erwiderte Eustacia.
    “Mr. Moran, Sie haben Besuch”, erklärte Hal. “Ms. Evans wartet in der Bibliothek auf Sie.”
    “Lucie?” Was machte sie bloß schon so früh hier?
    “Ja, Sir.”
    Dante seufzte und trank schnell einen Schluck Kaffee, dann ging er hinüber in die Bibliothek. Dort stand Lucie, frisch und munter, vor dem Kamin. Sie betrachtete gerade das Porträt der schönen jungen Frau, das über dem Kaminsims hing.
    “Du bist aber schon früh unterwegs”, sagte Dante zur Begrüßung.
    “Ich frage mich, ob das Anne Leslie Westbrook ist.” Lucie drehte sich um und lächelte Dante zu.
    “Keine Ahnung. Vermutlich. Bei der altmodischen Kleidung könnte es sogar fast Mrs. Westbrooks Mutter sein, oder nicht?”
    “Hmm.” Lucie deutete mit dem Kopf auf ein Päckchen, das auf dem großen Mahagonischreibtisch lag. “Ich habe Leslie Annes Sachen aus Hannahs Wagen mitgebracht.”
    “Du hast die Autos schon getauscht? Da

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