Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
Vom Netzwerk:
das zu bekommen, was mir zusteht. Alles, was mir zusteht.
    Und dabei vermutet niemand, dass ich hier bin und nur auf die richtige Gelegenheit warte. Ich kann das Unvermeidliche nicht mehr länger hinausschieben. Ich muss handeln und die Sache weiter in Gang halten. Wenn diese Dundee-Leute erst mal weg sind, werde ich meinen Plan in die Tat umsetzen. Vielleicht hätte ich schon früher zuschlagen sollen, aber ich hatte ja immer noch auf eine andere Lösung gehofft. Doch inzwischen ist es mir klar: Ich kann das, was ich will, nur auf eine Art bekommen.
    Leslie Anne Westbrook muss sterben.

9. KAPITEL
    D ante stand in einer Ecke des Raumes und fühlte sich verdammt unwohl, weil er bei diesem Familientreffen dabei war. Andererseits fühlte er sich verpflichtet, hier zu sein. Nicht nur, weil Leslie Anne ihn gebeten hatte zu bleiben, und auch nicht, weil er ein perverses Interesse an den Details von Tessa persönlicher Tragödie besaß. Aber wenn es derselbe Mann gewesen war, der Tessa entführt und misshandelt hatte, der auch Amy auf dem Gewissen hatte, erfuhr er vielleicht durch Tessas Bericht mehr über das Schicksal der einzigen Frau, die er jemals geliebt hatte.
    Heute kam es ihm merkwürdig vor, dass er in Amy eine Frau gesehen hatte. Sie war nur ein Mädchen gewesen, nur ein Jahr älter als Leslie Anne jetzt. Er selbst war noch ein halbes Kind gewesen. Die erste Liebe. Keiner hatte geglaubt, dass es halten würde. Aber sie wollten allen das Gegenteil beweisen. Sie hatten sich geliebt, sehr sogar. Fürs Leben.
    “Versprechen Sie mir, dass Sie hierbleiben.” Leslie Anne ging hinüber zu Dante und blieb mit flehendem Blick vor ihm stehen.
    “Ich verspreche es”, versicherte er ihr.
    Tessa tauchte hinter Leslie Anne auf und sah Dante an. “Daddy ist nicht begeistert, dass Sie dabei sind. Falls er also irgendwie unfreundlich zu Ihnen ist, ignorieren Sie ihn einfach. Es ist ein sensibles Thema für ihn, und er hat ein stark ausgeprägtes Beschützersyndrom.”
    “Das gehört sich auch so”, sagte Dante. “Er ist Ihr Vater. Da ist das doch selbstverständlich. Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich sie auch wie ein Grizzlybär beschützen, wenn jemand versuchen würde, ihr etwas anzutun.”
    “Wenn Sie eine Tochter hätten, wäre sie das glücklichste Mädchen der Welt”, sagte Leslie Anne.
    Die Art, wie sie ihn dabei ansah, brach Dante fast das Herz. Das arme Kind. Würde sie sich jemals damit abfinden können, dass Eddie Jay Nealy ihr Vater war?
    Wenn er Amy damals nur rechtzeitig abgeholt hätte – wie anders wäre dann sein Leben verlaufen. Wahrscheinlich wären sie verheiratet, und er wäre selbst Vater. Vielleicht hätten sie eine Tochter im Alter von Leslie Anne. Oder mehrere Kinder. Einen Jungen und ein Mädchen.
    Plötzlich durchfuhr ihn ein schmerzhafter Gedanke. Wenn Amy damals von Nealy geschwängert worden wäre, wie wären sie beide mit der Situation umgegangen? Hätte Amy abtreiben lassen? Hätte er sie darum gebeten? Wie hätten sie so früh überhaupt sicher sein können, dass das Kind von ihrem Vergewaltiger stammte und nicht von ihm?
    Er konnte beim besten Willen nicht sagen, wie er sich in dieser Situation verhalten hätte.
Vielleicht wäre Amy nur bei dir geblieben, wenn du auch ihr Kind akzeptiert hättest
. Aber er hätte sie ohne zu zögern beide genommen – Amy
und
das Kind. Er hätte alles getan, um Amy zu behalten.
    Und noch immer würde er alles für sie tun und jede Mühe auf sich nehmen, wenn er wüsste, dass Amy noch irgendwo am Leben wäre.
    So ein Schwachsinn! Du bist ein solcher Idiot, Moran! Hör dir doch mal an, was du für einen Schwachsinn erzählst! Amy Smith ist seit siebzehn Jahren tot, und es ist völlig sinnlos, darüber zu spekulieren, ob sie von Nealy schwanger war oder nicht.
Meine Güte. Er wusste doch nicht einmal sicher, ob Amy wirklich von diesem Mann vergewaltigt und umgebracht worden war. Er zog es vor zu hoffen, dass sie nicht so etwas Schreckliches hatte durchmachen müssen, aber aller Wahrscheinlichkeit nach war sie an denselben grausamen Killer geraten, der auch Tessa Westbrook überfallen hatte. Nur hatte die wie durch ein Wunder überlebt.
    Tessa hakte sich bei ihrer Tochter ein und führte sie quer durch den Raum zu einem der beiden Sofas mit Blumenbezug, die vor dem Kamin standen. Der große Salon von Leslie Plantation strahlte eine Eleganz aus, die bezeichnend für viel Geld und guten Geschmack war. Dante hatte das unbestimmte Gefühl, dass Tessas

Weitere Kostenlose Bücher