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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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deiner Mutter, nicht wahr? Eine kleine, verwöhnte, reiche Göre, die nur mit dem Finger zu schnippen braucht und schon bekommt sie alles, was sie haben will.”
    “Und du bist genauso der Sohn deiner Mutter”, konterte Leslie Anne. “Ihr seid doch nur widerliche Blutsauger.”
    Tads Gesicht lief ganz kurz rot an, und einen Moment lang dachte Leslie Anne, er wollte sie schlagen. Stattdessen lachte er.
    “Vererbung ist eine Pest, was? Wir können uns unsere Eltern nun mal nicht aussuchen, sondern müssen unser Leben lang versuchen, ihren Einfluss auf uns abzuschütteln.”
    Was meinte er denn damit? Wusste er etwa von Eddie Jay Nealy? Hatte Tad erfahren, wer ihr leiblicher Vater war? Hatte es ihm jemand aus der Familie erzählt? Hatte Großvater es Olivia gesagt?
    “Wer hat es dir gesagt?”, fragte sie.
    “Wer hat mir was gesagt?”
    “Spiel hier nicht den Unschuldigen! Du weiß, wer mein Vater ist, stimmt's? Hat Großvater es Olivia erzählt und sie dir? Habt ihr euch wenigstens auf meine Kosten richtig schön amüsiert? G. W.s kleine Prinzessin ist die Tochter des Teufels. Das fandet ihr komisch, was?”
    Sie hasste Tad. Sie hasste Olivia. Und sie hasste Großvater!
    “Die Tochter des Teufels?” Tad lachte.
    Da gab ihm Leslie Anne eine Ohrfeige. Doch rasch zog sie ihre Hand wieder zurück. Was hatte sie getan? Sie kochte vor Wut. War es mörderische Wut?
    “Was fällt dir ein, du kleines Luder?” Tad rieb sich die Wange. “Reiß dich mal zusammen. Weißt du, was dir guttäte? Ein Vater, der dich mal übers Knie legt und dir eine ordentliche Tracht Prügel verabreicht!”
    Leslie Anne war immer noch außer sich darüber, dass sie Tad geohrfeigt hatte. Sie war handgreiflich geworden! Und jetzt sagte Tad ihr auch noch, dass sie einen Vater bräuchte, der sie verprügeln sollte. Das war zu viel. Sie stürmte an Tad vorbei, den Weg zum Garten zurück. Blind vor Tränen sah sie nicht, wohin sie rannte. Es spielte keine Rolle. Sie wünschte sich, die Erde würde sich unter ihr auftun und sie verschlingen.
    Tessa stand im Schatten eines Baums und beobachte ihren Vater und Olivia in der Gartenlaube. Diese Frau besaß wirklich keine Scham. Sie hatte G. W. unbarmherzig verfolgt, täglich fünfmal angerufen, mehrmals in der Woche unerwartet vor seiner Tür gestanden und dafür gesorgt, dass sie auf jeder Veranstaltung erschien, auf der auch G. W. sein würde. So hatte sie ihn Schritt für Schritt zermürbt, noch dazu mit Tante Myrles Hilfe. Sah ihre Tante denn nicht, dass Olivia Sizemore nur auf G. W.s Geld aus war? Die Frau war schon vier Mal verheiratet gewesen. Zwei Männer hatte sie bereits ins Grab gebracht, von den anderen beiden hatte sie sich scheiden lassen. Und jetzt schien sie sich in den Kopf gesetzt zu haben, G. W. zu ihrem Ehemann Nummer fünf zu machen.
    Aber nur über meine Leiche, dachte Tessa.
    Sie hatte nichts dagegen, dass ihr Vater eine Freundin hatte. Er hatte seit dem Tod ihrer Mutter vor über dreizehn Jahren eine Reihe von sehr netten Bekanntschaften gehabt. Wenn er wieder heiraten wollte, warum suchte er sich dann nicht eine Frau, die wenigstens halbwegs seinem Niveau entsprach? Olivia hatte vielleicht zusammen mit Tante Myrle studiert, aber sie war nicht derselbe Typ Frau. Sie war immer zu grell geschminkt, färbte sich die Haare in einem auffälligen Rot, um ihre grauen Strähnen zu überdecken. Sie lachte zu laut und plapperte unablässig wie eine geschwätzige Elster.
    Tessa ging näher an die Laube heran. Sie wollte wissen, was Olivia zu ihrem Vater sagte. Sie traute dieser geldgeilen Schickse nicht über den Weg. Sie hatte das Gefühl, sie müsse ihren Vater vor dieser Frau beschützen.
    “Oh, G. W. Ich wünschte, du würdest dich über dieses Kind nicht so aufregen.” Olivia ließ ihre Finger zärtlich über G. W.s Nacken gleiten. “Kinder sind nun mal so. Das ist ganz normal. Auch mein Tad musste sich erst mal die Hörner abstoßen.”
    “Das verstehst du nicht”, erwiderte G. W.
    “Dann erklär's mir, Liebling. Sag mir, was los ist. Vielleicht kann ich ja helfen.” Sie kraulte weiter seinen Nacken und hakte sich jetzt bei ihm unter und drückte sich an ihn. “Du weißt doch, dass ich so gut wie alles für dich tun würde.”
    Oh Gott! Bitte sag ihr nichts, Daddy!
Tessa stand da wie versteinert und betete, ihr Vater möge so viel Verstand haben, ihr Familiengeheimnis nicht ausgerechnet Olivia anzuvertrauen.
    G. W. legte seinen Arm um Olivias schlanke Taille. “Deine Sorge

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