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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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zu Gesicht bekam, geschweige denn ihn verhaften konnte. Als er erfuhr, dass ein Offizier der Öffentlichen Sicherheit ihn zu Gui, dem Geist, ernannt hatte, war er regelrecht entzückt und übernahm den Spitznamen sofort.
    Sein Erfolg basierte darauf, dass es ihm nicht in erster Linie auf den Gewinn ankam. Ihn reizte eher die Herausforderung, denn eine Niederlage bedeutete Schande, ein Sieg hingegen Ruhm. Die treibende Kraft in seinem Leben war die Jagd, und in Spielhallen interessierten ihn nur die Geschicklichkeitsspiele. Er verachtete die Dummköpfe, die Geld am Glücksrad oder für ein Lotterielos ausgaben.
    Herausforderungen.
    Zum Beispiel die Suche nach den Wus und den Changs.
    Er war nicht unzufrieden mit dem gegenwärtigen Stand der Jagd. Seine Quellen hatten ihm verraten, dass die Wus in einem speziell gesicherten Haus untergebracht waren - keine Einrichtung des INS, sondern eine des NYPD -, womit er niemals gerechnet hätte. Ein Kollege von Yusuf würde sich das Gebäude genauer vornehmen, die Schutzmaßnahmen ausspionieren und vielleicht sogar die Wus umlegen, falls sich eine Gelegenheit dazu ergab.
    Und was die Changs betraf - die würden bei Einbruch der Dunkelheit tot sein, verraten von ihrem eigenen Freund, den der Geist natürlich ebenfalls zu beseitigen gedachte, sobald der Mann ihm die Adresse der Familie genannt hatte.
    Darüber hinaus freute es ihn, von seinem Mittelsmann zu erfahren, dass es der Polizei große Schwierigkeiten bereitete, ihn aufzuspüren. Das FBI trat auf der Stelle, und der Fall lag jetzt weitgehend in den Händen der Stadtpolizei. Das klang nach einer echten Glücksträhne.
    Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Überlegungen.
    Der Verräter war eingetroffen.
    Der Geist nickte einem der Uiguren zu, der daraufhin seine Waffe aus dem Hosenbund zog, langsam die Tür öffnete und auf den Neuankömmling zielte.
    »Ich bin Tan«, sagte die Stimme im Treppenhaus, »und ich möchte zu dem Mann, den man den Geist nennt. Sein richtiger Name lautet Kwan. Wir haben etwas Geschäftliches zu besprechen. Es geht um die Changs.«
    »Kommen Sie herein«, sagte der Geist und trat vor. »Möchten Sie einen Tee?«
    »Nein«, erwiderte der alte Mann, schlurfte in die Wohnung und schaute sich um. »Ich werde nicht lange bleiben.«
     
     
    ...Zweiunddreißig
    Mit ruhigem Blick musterte Chang Jiechi unter hängenden Lidern die Männer im Raum: Anwesend waren der Geist selbst und zwei Angehörige irgendeiner chinesischen Minderheit - Uiguren oder Kasachen. Wie die meisten älteren Han-Chinesen hielt auch Chang Jiechi sie grundsätzlich für »Barbaren«. Er ging weiter.
    Was für eine Reise es doch bedeutet hatte, an diesen Ort zu gelangen, der zur Stätte seines Todes werden würde, grübelte er. Und er dachte an seinen Sohn Sam, der hoffentlich immer roch tief und fest schlief, weil Chang Jiechi ihm eine großzügige Portion Morphium in den Tee gemischt hatte.
    »Wie lautet der einzige Grund, der einen Mann dazu veranlassen könnte, etwas dermaßen Verwegenes und Gefährliches zu tun, wie du es heute vorhast?«
    »Das Wohl der eigenen Kinder.«
    Kein Vater würde freiwillig zulassen, dass sein Sohn in den Tod ging. Schon bei Sams gestriger Rückkehr aus Chinatown hatte der alte Mann beschlossen, dass er ihn außer Gefecht setzen und an seiner Stelle herkommen würde. Sam stand hier in dem Schönen Land noch das halbe Leben bevor. Er musste seine Söhne großziehen und dazu noch - wie durch ein Wunder - die Tochter, die Mei-Mei sich immer gewünscht hatte. Hier gab es Freiheit, Frieden und die Aussicht auf Erfolg. Chang Jiechi würde verhindern, dass sein Sohn sich dieser Dinge beraubte.
    Als die Wirkung des präparierten Tees einsetzte, fielen Sam Chang die Augen zu, und die Tasse rutschte ihm aus der Hand. Mei-Mei stand beunruhigt auf, doch Chang Jiechi erzählte ihr von dem Morphium und seinem Vorhaben. Sie wollte ihn zurückhalten, aber sie war eine Frau und zudem seine Schwiegertochter, und so fügte sie sich seinen Wünschen. Der alte Mann nahm die Waffe und etwas Geld. Dann umarmte er Mei-Mei, strich seinem Sohn über die Stirn, ordnete an, dass William unter keinen Umständen geweckt werden durfte, und verließ die Wohnung. Er nahm sich ein Taxi und zeigte dem Fahrer auf dem Stadtplan, wohin er gebracht werden wollte.
    Jetzt stand er steifbeinig in dem eleganten Apartment des Geists. per Barbar mit der Pistole blieb wachsam in seiner Nähe, und Chang Jiechi begriff, dass er die Männer

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