Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
zunächst in Sicherheit wiegen musste, bevor es ihm möglich sein würde, die eigene Waffe zu ziehen und dem Schlangenkopf eine Kugel ins Herz zu jagen.
    »Kenne ich Sie?«, fragte der Geist und sah ihn neugierig an.
    »Kann sein«, entgegnete Chang Jiechi und fügte eine Erklärung an, die er für glaubhaft hielt und die das Misstrauen des Geists beschwichtigen sollte. »Ich habe hier in Chinatown mit den Tongs zu tun.«
    »Aha.« Der Geist trank einen Schluck Tee.
    Der Barbar behielt den alten Mann argwöhnisch im Auge und ging nicht weg. Der andere junge Mann saß schweigend und nachdenklich im hinteren Teil des Zimmers.
    Sobald der Verbrecher neben ihm sich etwas anderem zuwandte, würde Chang Jiechi den Geist erschießen.
    »Setzen Sie sich, alter Mann«, sagte der Geist.
    »Danke. Ich bin etwas wacklig auf den Beinen. Mir steckt Feuchtigkeit und Hitze in den Knochen.«
    »Und Sie wissen, wo die Changs sind?«
    »Ja.«
    »Warum sollte ich Ihnen vertrauen?«
    Chang Jiechi lachte. »In dieser Hinsicht habe ich wohl wesentlich mehr zu befürchten als Sie.«
    Bitte, flehte er seinen Vater an, der diese Erde schon vor sechsundvierzig Jahren verlassen hatte und in Chang Jiechis Pantheon den wichtigsten Gott darstellte, höher noch als Buddha: Vater, bitte mach, dass dieser Mann seine Waffe wegsteckt und mir fünf Sekunden Zeit lässt. Lass mich meine Familie retten. Gib mir die Chance für einen einzigen Schuss - das ist alles, was ich will. Ich bin nur drei Meter weg. Ich kann ihn nicht verfehlen.
    »Woher kennen Sie die Changs?«, fragte der Geist.
    »Durch einen Verwandten in Fuzhou.«
    »Sie wissen, dass ich den Leuten nichts Gutes tun will. Was ist der Anlass für Ihren Verrat?«
    »Ich brauche das Geld für meinen Sohn. Er ist sehr krank und muss zum Arzt.«
    Der Geist zuckte die Achseln. »Durchsuch ihn«, sagte er zu dem Barbaren. »Schau nach, ob er Papiere bei sich hat.«
    Nein!, dachte Chang Jiechi erschrocken.
    Der Barbar trat vor und versperrte ihm die Sicht - und das freie Schussfeld - auf den Geist.
    Chang Jiechi hob abwehrend eine Hand. »Bitte. Ich bin ein alter Mann und verdiene deinen Respekt. Rühr mich nicht an. Ich werde dir meine Papiere selbst geben.«
    Der Barbar sah über die Schulter den Geist an und hob fragend eine Augenbraue. Im selben Moment zog Chang Jiechi die Waffe aus der Tasche und schoss dem Mann ohne zu zögern in den Kopf. Der Barbar stürzte auf einen Schemel und blieb reglos liegen.
    Der Geist jedoch reagierte sofort und sprang hinter eine schwere Couch, während Chang Jiechi erneut feuerte. Die Kugel durchschlug das Leder, aber er wusste nicht, ob er den Schlangenkopf getroffen hatte. Er wandte sich dem zweiten Barbaren im Raum zu, aber der Mann hatte bereits seine Pistole gehoben und zielte auf ihn. Chang Jiechi hörte einen Knall und verspürte einen gewaltigen Schlag gegen den Oberschenkel. Das großkalibrige Projektil riss ihn herum und ließ ihn rücklings zu Boden fallen. Der Barbar lief auf ihn zu. Chang Jiechi hätte auf ihn schießen können und ihn wahrscheinlich getroffen. Stattdessen feuerte er seine Waffe noch einige Male auf das Sofa ab, hinter dem der Geist sich verbarg.
    Dann merkte er, dass die Pistole nicht weiterschoss.
    Das Magazin war leer.
    Hatte er den Geist erwischt?
    O bitte, Guan Yin, Göttin der Barmherzigkeit. Bitte!
    Doch ein Schatten fiel auf die Wand, und der Geist kam unverletzt und mit gezogener Waffe hinter der Couch zum Vorschein. Keuchend richtete er die schwarze Mündung auf Chang Jiechi und ging um das Möbelstück herum. Er warf einen kurzen Blick auf den toten Barbaren.
    »Du bist Changs Vater.«
    »Ja, und du bist der Teufel auf dem Rückweg zur Hölle.«
    »Aber nicht mit deiner Fahrkarte«, erwiderte der Geist.
    Der andere Barbar kniete stöhnend neben der Leiche seines Landsmannes und flüsterte hysterisch in einer Sprache, die Chang Jiechi nicht verstand. Dann erhob er sich, richtete die Pistole auf den alten Mann und kam näher.
    »Nein, Yusuf«, sagte der Geist ungehalten und scheuchte ihn mit einer Handbewegung weg. »Er wird uns verraten, wo die anderen stecken.«
    »Niemals«, lautete die trotzige Antwort.
    »Uns bleibt nicht viel Zeit«, sagte der Geist zu seinem Komplizen. »Bestimmt hat jemand die Schüsse gehört. Wir müssen weg. Nimm die Treppe, nicht den Aufzug. Warte mit dem Wagen am Hinterausgang.«
    Der aufgewühlte Mann starrte mit großen Augen Chang Jiechi an. Seine Hände zitterten vor Wut.
    »Hast du mich

Weitere Kostenlose Bücher