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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Rückfahrt, hat die Crew an alle Teilnehmer Rumpunsch ausgeschenkt - der war im Preis mit inbegriffen. Gibt es auf Ihren Küstenwachbooten etwas Ähnliches?«
    »Wissen Sie, Officer, ich schätze, wir werden schon einen Schluck für Sie auftreiben können.«
    »Ich bin in fünfzehn Minuten am Heliport.«
    Sie unterbrachen die Verbindung, und Sachs sah Rhyme an. »Ich melde mich, sobald ich fertig bin.«
    Er wollte ihr so viel sagen, und bekam doch nur so wenig über die Lippen. »Lass dir keine Einzelheit entgehen..«
    ». und ich passe auf mich auf.«
    Sie strich über seine rechte Hand - diejenige, deren Finger nicht das Geringste spüren konnten. Jedenfalls noch nicht. Vielleicht nach der Operation.
    Er schaute zur Decke, zu seinem Schlafzimmer, wo Guan Di, der Gott der Polizisten, mit seinem Plastikbecher stand, in dem langsam der süße Wein verdunstete. Aber natürlich würde ein Lincoln Rhyme sich niemals mit einem Bittgebet an eine Volksgottheit wenden, um für Sachs eine sichere Reise zu erflehen. Stattdessen schickte er ihr diese Botschaft direkt - wenn auch nur in Gedanken.
    Drei Dinge aus einem Beispiel lernen...
    Konfuzius, hm? Das gefällt mir, dachte Rhyme. »Ich brauche etwas aus dem Keller«, sagte er zu seinem Betreuer.
    »Was denn?«
    »Ein Exemplar meines Buches.«
    »Ich weiß nicht genau, wo die sind«, erwiderte Thom.
    »Dann solltest du am besten gleich mit der Suche anfangen, meinst du nicht auch?«
    Thom seufzte laut und machte sich auf den Weg.
    Rhyme bezog sich auf ein Buch, das er vor einigen Jahren geschrieben hatte. Es hieß Tatorte und beschäftigte sich mit einundfünfzig historischen Verbrechen in New York City, die teils aufgeklärt worden waren, teils auch nicht. Das Buch enthielt viele der bekannteren Fälle aus der Vergangenheit der Stadt, darunter die Blutnacht von Five Points, das in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts als eines der gefährlichsten Viertel der Welt galt, der Eifersuchtsmord an dem Architekten Stanford White im alten Madison Square Garden, Joey Gallos verhängnisvolle letzte Mahlzeit in einem Fischrestaurant in Little Italy und der Tod von John Lennon. Das mit Abbildungen versehene Buch hatte sich ganz gut verkauft - aber nicht gut genug, um lieferbar zu bleiben. Die letzten Exemplare waren überall im Land auf den Wühltischen der Buchhandlungen gelandet.
    Dessen ungeachtet war Rhyme insgeheim stolz auf das Buch; es hatte nach seinem Unfall den ersten zaghaften Schritt zurück ins Leben dargestellt und diente als greifbarer Beleg dafür, dass er trotz aller Schicksalsschläge zu mehr in der Lage war, als auf dem Hintern zu sitzen und über seinen Zustand zu jammern.
    Zehn Minuten später kehrte Thom zurück. Sein Hemd war schmutzig und sein ebenmäßiges Gesicht mit Schweißtropfen und Staubflecken übersät. »Die lagen in der hintersten Ecke. Unter einem Dutzend Kartons. Ich bin völlig derangiert.«
    »Nun, wenn dort unten mehr Ordnung herrschen würde, hätte das alles nicht so viel Arbeit erfordert«, murmelte Rhyme und betrachtete das Buch.
    »Vielleicht hättest du damals nicht sagen sollen: Pack sie weg, ich will sie nie wieder sehen, ich hasse diese - Zitat - Scheißdinger. Dann wäre es auch etwas einfacher gewesen.«
    »Sag mal, ist der Schutzumschlag eingerissen?«
    »Nein, der ist okay.«
    »Lass sehen«, befahl Rhyme. »Halt es hoch.«
    Der erschöpfte Betreuer klopfte sich etwas Schmutz von der Hose und legte das Buch dann zur Inspektion vor.
    »In Ordnung«, sagte Rhyme und schaute sich verunsichert im Zimmer um. Seine Schläfen pochten, was bedeutete, dass sein Herz, welches er nicht spüren konnte, auf Hochtouren Blut pumpte.
    »Was ist, Lincoln?«
    »Das Touchpad. Haben wir es noch?«
    Vor einigen Monaten hatte Rhyme zur Erweiterung seines Computers ein Touchpad bestellt und gehofft, er könne mit diesem Mausersatz und seinem noch funktionsfähigen Finger - dem linken Ringfinger - eventuell den Rechner bedienen. Weder Thom noch Sachs wussten, wie wichtig ihm dieses Vorhaben gewesen war. Aber es schlug fehl. Sein Finger war in der Bewegung zu stark eingeschränkt, um den Cursor vernünftig steuern zu können, ganz im Gegensatz zur Lenkeinheit des Storm Arrow, die man speziell für Leute in seinem Zustand entwickelt hatte.
    Aus irgendeinem Grund hatte ihm dieser Misserfolg furchtbar zu schaffen gemacht.
    Thom verließ kurz den Raum und kehrte mit dem kleinen grauen Gerät zurück. Er schloss es ans System an und platzierte es unter Rhymes

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