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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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legte das Gespräch dann auf den Lautsprecher.
    »Hier ist Captain Fred Ransom auf der Evan Brigant.« Der Mann schrie; im Hintergrund hörte man das laute Heulen des Windes.
    »Hier spricht Detective Sellitto vom NYPD. Wir kennen uns bereits von gestern Morgen.«
    »Korrekt, Sir, ich erinnere mich.«
    »Ich bin hier bei Lincoln Rhyme. Wo befinden Sie sich derzeit?«
    »Genau über der Dragon. Wir halten noch immer nach Überlebenden Ausschau, hatten bisher aber kein Glück.«
    »Wie lautet der Status des Schiffs, Captain?«, fragte Rhyme.
    »Es liegt in etwa fünfundzwanzig oder dreißig Metern Tiefe.
    Der Rumpf ist nach Steuerbord gekippt.«
    »Wie ist das Wetter?«
    »Viel besser als gestern. Seegang drei Meter, Wind zirka dreißig Knoten. Leichter Regen. Sichtweite knapp zweihundert Meter.«
    »Haben Sie Taucher zur Verfügung, die in das Wrack vordringen können?«, fragte Rhyme.
    »Ja, Sir.«
    »Und ist bei diesem Wetter ein Tauchgang möglich?«
    »Die Bedingungen sind nicht die besten, aber akzeptabel. Wissen Sie, Sir, wir haben bereits nach Überlebenden getaucht. Ohne Erfolg.«
    »Nein, ich rede davon, Beweise zu sichern.«
    »Ich verstehe. Wir könnten ein paar Leute nach unten schicken. Allerdings haben meine Jungs so etwas noch nie gemacht. Sie sind Rettungstaucher. Könnte ihnen vielleicht jemand genauer erklären, was zu tun ist?«
    »Na klar«, sagte Rhyme, obwohl er nicht wusste, wie er seine lebenslange Erfahrung auf dem Gebiet der Spurensicherung einem Anfänger vermitteln sollte.
    Amelia Sachs mischte sich ein. »Ich suche selbst.«
    »Ich rede von dem gesunkenen Schiff, Sachs«, sagte Rhyme.
    »Ich weiß.«
    »Es liegt in dreißig Metern Tiefe.«
    Sie beugte sich zum Telefon vor. »Captain, ich kann in einer halben Stunde im Battery Park sein. Schicken Sie mir einen Hubschrauber, der mich zu Ihnen bringt?«
    »Nun, wir können bei diesem Wetter fliegen, aber.«
    »Ich habe einen Tauchschein der PADI.« Sie hatte bei der Professional Association of Diving Instructors eine Ausbildung zum Sporttauchen absolviert. Rhyme wusste, dass sie und Nick, ihr früherer Freund, den Kurs gemeinsam belegt und zusammen einige Tauchgänge unternommen hatten. Es überraschte ihn jedoch nicht, dass die auf Geschwindigkeit versessene Sachs sich inzwischen mehr für Rennboote und Jetskis interessierte.
    »Du bist doch schon seit Jahren nicht mehr getaucht«, stellte er fest.
    »Das ist wie Fahrradfahren.«
    »Miss.«
    »Ich bin Officer Sachs, Captain.«
    »Officer, es besteht ein großer Unterschied zwischen den Anforderungen an einen Sporttaucher und den hiesigen Bedingungen. Meine Leute tauchen seit vielen Jahren, und trotzdem schicke ich sie bei diesen Gegebenheiten nur ungern in ein instabiles Wrack.«
    »Sachs«, sagte Rhyme, »es geht nicht. Du bist dafür nicht ausgebildet.«
    »Sie würden eine Million Dinge übersehen. Das weißt du. Man könnte genauso gut Zivilisten nehmen. Bei allem Respekt, Captain.«
    »Schon in Ordnung, Officer. Aber ich halte es dennoch für zu riskant.«
    Sachs überlegte kurz.
    »Captain, haben Sie Kinder?«, fragte sie dann.
    »Verzeihung?«
    »Haben Sie eine Familie?«
    »Äh, ja, habe ich«, sagte er.
    »Der Kerl, hinter dem wir her sind, hat dieses Schiff versenkt und die meisten Leute an Bord getötet. Momentan versucht er, auch noch die wenigen umzubringen, denen die Flucht gelungen ist - darunter eine Familie mit zwei Kindern und einem Baby. Das will ich verhindern. Im Innern des Schiffs könnten sich Hinweise auf seinen Aufenthaltsort befinden. Es ist mein Job, solche Hinweise zu entdecken unter allen Umständen.«
    »Nehmen Sie doch unsere Jungs«, schlug Sellitto vor. Sowohl das NYPD als auch die Feuerwehr der Stadt verfügten über erfahrene Berufstaucher.
    »Die sind nicht von der Spurensicherung, sondern auch bloß für Rettungseinsätze ausgebildet«, wandte Sachs ein und sah Rhyme an. Er zögerte lange, nickte aber schließlich, um ihr sein Einverständnis zu signalisieren.
    »Werden Sie uns helfen, Captain?«, fragte Rhyme. »Sachs muss da runter.«
    »Okay, Officer«, rief der Captain über den Wind hinweg. »Aber ich schicke Ihnen den Hubschrauber zum Heliport am Hudson River. Der liegt näher als der Battery Park, und wir sparen etwas Zeit. Wissen Sie, wo das ist?«
    »Sicher«, sagte sie. »Noch eines, Captain.«
    »Ja, Miss?«
    »Bei vielen der Tauchgänge, die ich in der Karibik absolviert habe, gab es eine gewisse Tradition.«
    »Ja?«
    »Hinterher, auf der

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