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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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wissen schon - falls Sie irgendwo hängen bleiben.«
    »Eigentlich habe ich eher an Haie gedacht«, sagte sie.
    »Die kommen hier nur selten vor.«
    »So gut wie nie«, pflichtete der andere Beamte seiner Kollegin bei. »Jedenfalls nicht die großen.«
    »Dann will ich Ihnen mal glauben«, sagte Sachs und steckte das Messer wieder ein. Hatte Der weiße Hai nicht irgendwo in dieser Gegend gespielt?
    Der Tauchleiter reichte ihr einen großen Netzbeutel, in dem sie eventuelle Beweise unterbringen konnte. Zunächst verstaute sie ihre eigens mitgebrachten Utensilien darin - Plastiktüten. Dann legten der Mann und seine Stellvertreterin die Ausrüstung an, und zu dritt gingen sie wankend mit den Flossen in der Hand ans äußerste Ende des stampfenden Schiffs.
    Der Beamte musste sich anstrengen, um den Wind zu übertönen. »Es ist zu unruhig, um von Deck zu springen«, rief er. »Wir nehmen das Schlauchboot, ziehen unsere Flossen über und lassen uns rückwärts ins Wasser fallen. Drücken Sie sich dabei Maske und Lungenautomat ins Gesicht. Und die andere Hand muss auf dem Schloss Ihres Bleigürtels liegen.«
    Sie tippte sich einmal kurz auf den Scheitel - das Handzeichen für »Okay«.
    Er tat das Gleiche.
    Sie stiegen in das gelbe Schlauchboot, das bereits zu Wasser gelassen war und sich wie ein bockendes Pferd aufbäumte. Sie setzten sich auf den Gummiwulst und überprüften ihre Ausrüstung.
    In einigen Metern Entfernung trieb eine orangefarbene Boje. Der Tauchleiter deutete darauf. »Das Ding ist direkt mit dem Schiff verbunden«, sagte er. »Wir schwimmen hinüber und dann am Seil entlang nach unten. Wie wollen Sie vorgehen?«
    »Ich möchte Proben der Explosionsrückstände vom Rumpf nehmen und dann die Brücke und die Kabinen durchsuchen.«
    Die beiden Beamten nickten.
    »Die Innenräume nehme ich mir allein vor.«
    Das war ein Verstoß gegen eine der Grundregeln des Tauchens: Dein Kamerad durfte sich höchstens einen Atemzug entfernt befinden. Der Tauchleiter runzelte die Stirn.
    »Sind Sie sicher?«
    »Es muss leider sein.«
    »Okay«, sagte er zögernd und fuhr dann fort. »Unter Wasser fällt es schwer, Geräusche zu orten, aber falls Sie in Schwierigkeiten stecken, hauen Sie mit dem Messergriff gegen Ihre Flasche, und wir suchen Sie.« Er hielt die Druckanzeige hoch, auf der sich die Füllung der Pressluftflasche ablesen ließ. »Sie haben dreitausend Pfund Luft dabei. Ihr Verbrauch dürfte sehr hoch liegen, weil Sie ziemlich aufgeregt sind. Bei fünfhundert beginnen wir mit dem Aufstieg. Auf keinen Fall später. Das ist eine eiserne Regel ohne Ausnahme. Wir gehen ganz langsam hoch keinesfalls schneller als die Luftblasen aus unseren Lungenautomaten, und in fünf Metern Tiefe legen wir drei Minuten Pause ein.«
    Andernfalls, so wusste Sachs, bestand die Gefahr einer Dekompressionskrankheit - der Taucherkrankheit.
    »Und wie lautet die wichtigste Regel beim Tauchen?«
    Sachs konnte sich noch aus dem Kurs daran erinnern. »Halt unter Wasser niemals die Luft an«
    »Gut. Wieso?«
    »Weil sonst deine Lunge platzen könnte.«
    Dann drehte er Sachs die Luftzufuhr auf, sie zog sich Flossen und Maske über und packte den Lungenautomaten fest mit den Zähnen.
    Der Tauchleiter zeigte ihr das andere Okay-Zeichen - einen Kreis aus Mittelfinger und Daumen -, und sie erwiderte es. Schließlich pumpte sie etwas Luft in die Tarierweste, um an der Oberfläche zu bleiben. Die anderen beiden bedeuteten ihr, sich ins Wasser fallen zu lassen.
    Sie packte Maske und Lungenautomat, um sie beim Eintauchen nicht zu verlieren, und legte die andere Hand auf das Gurtschloss, um sofort den Bleigürtel abwerfen und nach oben zu schwimmen zu können, falls die Tarierweste versagte und das Gewicht sie in die Tiefe zog.
    Okay, Rhyme, das wäre was für das Guinness-Buch der Rekorde: die Untersuchung des am tiefsten versunkenen Tatorts.
    Eins, zwei, drei.
    Und rücklings ab ins aufgewühlte Wasser.
    Als sie sich aufrichtete, schwammen die anderen bereits neben ihr und deuteten auf die Boje. Wenig später hatten sie dieses erste Ziel erreicht. Alle signalisierten Okay. Dann ein nach unten gedrehter Daumen - der Abstieg begann. Sie nahmen jeweils den Tarierregler in die linke Hand und ließen die Luft aus der Weste.
    Schlagartig verwandelte Lärm sich in Stille, Hektik in Ruhe, Schwere in Leichtigkeit, und sie sanken gemächlich entlang des dicken Seils dem Grund entgegen.
    Einen Moment lang fühlte Sachs sich von dem absoluten Frieden unter

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