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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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bezog sich nicht auf die Changs.
    Der Geist sah, dass sie sich wie zufällig am Oberschenkel kratzte. Sie griff danach nicht wieder ans Lenkrad, und er wusste, dass diese Geste lediglich dazu dienen sollte, ihre Hand in die Nähe der Waffe zu bringen.
    Ohne den Blick von der Straße zu wenden, ließ der Geist seine Hand neben sich gleiten und schob sie allmählich bis hinter den Rücken, wo unter dem Anorak die Glock im Bund seiner Trainingshose steckte.
    Schweigend fuhren sie einige Minuten durch Wohngebiete. Es kam dem Geist so vor, als würde Yindao absichtlich Umwege machen. Er wurde noch nervöser und vorsichtiger.
    Sie bog ein weiteres Mal ab und achtete auf die Hausnummern. Dann hielt sie am Straßenrand, schaltete den Motor aus, zog die Handbremse an und deutete auf ein kleines Mietshaus aus Sandstein.
    »Das ist es.«
    Der Geist warf einen kurzen Blick darauf, ließ Yindao aber nicht aus den Augen.
    »Gar nicht übel. Ich habe mit irgendeinem Dreckloch gerechnet«, sagte Coe zynisch. »Bringen wir's hinter uns.«
    »Moment noch«, sagte Yindao ruhig und sah zu Coe nach hinten.
    Der Geist durchschaute das Täuschungsmanöver auf Anhieb. Sie war schnell - viel schneller, als er erwartet hatte. Noch bevor der Schlangenkopf auch nur die Finger um den Griff seiner Pistole legen konnte, hatte Yindao bereits ihre Waffe gezogen und hob sie in seine Richtung.
     
     
    ...Vierundvierzig
    Der Geist zuckte unwillkürlich zusammen und ging halb davon aus, dass Yindao ihn ohne Warnung erschießen würde - was er im umgekehrten Fall natürlich getan hätte.
    Doch die Mündung der schwarzen Waffe huschte an ihm vorbei und richtete sich auf den Mann, der hinter ihnen saß.
    »Keine Bewegung, Coe. Nicht die geringste Bewegung. Lassen Sie mich Ihre Hände sehen.«
    »Was. Was soll das?«, fragte Coe und wich erschrocken zurück.
    »Keine Bewegung!«, rief sie. »Sobald eine Hand verschwindet, sind Sie tot.«
    »Was. Ich.« Der Agent sah sie verblüfft an.
    »Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, verdammt, ich habe verstanden«, erwiderte er wütend. »Und jetzt verraten Sie mir gefälligst, was das zu bedeuten hat.«
    »Erinnern Sie sich an den Anruf vor ein paar Minuten? Lincoln hat mir einiges erzählt. Er hat sich ein weiteres Mal die Beweise vorgenommen und mit ein paar Leuten telefoniert. Sie haben wohl geglaubt, Sie hätten alles ziemlich gut vertuscht, nicht wahr?«
    »Nehmen Sie die Waffe runter, Officer! Sie können doch nicht.«
    »Er weiß alles. Sie arbeiten für den Geist.«
    Der Agent schluckte vernehmlich. »Hat Ihnen jemand ins Hirn geschissen?«
    »Sie sind sein Schutzengel. Sie wachen über ihn. Deshalb haben Sie auf der Canal Street diesen voreiligen Schuss abgegeben: Sie wollten ihn gar nicht treffen. Sie wollten ihn warnen. Und Sie haben ihn mit Informationen versorgt - von Ihnen wusste er, dass die Wus in Murray Hill untergebracht waren.«
    Coe sah nervös nach links und rechts. »Das ist Schwachsinn.«
    Der Geist rang nach Atem. Seine Finger zitterten. Schweiß lief ihm über das Gesicht. Er wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab.
    »Keine Angst, John«, sagte Yindao zu ihm. »Er wird niemandem mehr etwas antun.« Dann wandte sie sich wieder an Coe. »Und Sie haben dem Geist die hübsche neue Kanone besorgt - eine Glock. Eine neue 45er. Zufällig die Standardwaffe des INS.«
    »Sie sind verrückt, Officer.«
    »Wir haben ja geahnt, dass der Geist Regierungsleute bei uns bestochen hat. Wir haben bloß nie daran gedacht, dass es sich um einen INS-Agenten handeln könnte. Warum all die Reisen nach China, Coe? Laut Peabody ist kein anderer Außendienstler so oft dort gewesen wie Sie. Manchmal sogar auf eigene Kosten. Sie haben sich mit den Schlangenköpfen Ihres Chefs getroffen.«
    »Meine Informantin ist da drüben verschwunden, und ich wollte das Arschloch erwischen, das dafür verantwortlich war.«
    »Nun, Rhyme setzt sich mit den Sicherheitsbehörden von Fuzhou in Verbindung. Er möchte sich auch die Unterlagen zu diesem Fall einmal vornehmen.«
    »Soll das heißen, ich hätte meine eigene Informantin ermordet? Eine Frau mit Kindern?«
    »Wir werden das untersuchen«, entgegnete sie kühl.
    »Falls jemand behauptet, er habe den Geist und mich zusammen gesehen, dann lügt er.«
    »Das hat nichts zu bedeuten. Er würde sich niemals persönlich mit jemandem treffen, der gegen ihn aussagen könnte. Das erledigen seine Mittelsmänner.«
    »Sie träumen ja, Officer.«
    »Nein, wir betrachten lediglich die

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