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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Dellrays Gegner betrogen und ihm falsches Dynamit verkauft. Er war erleichtert, dass für den Agenten keine wirkliche Lebensgefahr bestanden hatte.
    Es klingelte, und Thom ging zur Tür um zu öffnen.
    Schwere Tritte waren zu hören. Zwei Personen. Rhyme tippte auf Sellitto und Dellray - der Cop hatte einen auffallend schleppenden Gang, und der Agent machte mit seinen langen Beinen sehr große Schritte.
    Einen Moment lang freute der sonst so auf seine Zurückgezogenheit bedachte Kriminalist sich über die Ankunft der beiden. Er würde ihnen von der falschen Bombe erzählen, und sie würden gemeinsam darüber lachen. Aber dann registrierte er noch etwas anderes, und in seinem Kopf schrillte eine Alarmglocke. Die Männer waren vor der Tür stehen geblieben und flüsterten miteinander. Es war, als würden sie sich einigen, wer die unangenehme Botschaft überbringen sollte.
    Er hatte sich hinsichtlich der Schritte nicht getäuscht. Einen Augenblick später betraten der zerknitterte Cop und der schlaksige FBI-Agent den Raum. »Hallo, Linc«, sagte Sellitto.
    Ein Blick auf ihre Gesichter verriet Rhyme, dass er sich auch hinsichtlich der schlechten Neuigkeiten nicht getäuscht hatte.
    Sachs und Rhyme wechselten einen besorgten Blick.
    Dann wandte Rhyme sich den Besuchern zu. »Möchte nicht einer von euch beiden endlich den Mund aufmachen?«
    Dellray stieß einen langen Seufzer aus.
    »Man hat den Geist unserer Gerichtsbarkeit entzogen«, sagte schließlich der Detective. »Er wird nach China zurückgeschickt.«
    »Was?«, rief Sachs.
    »Man will ihn noch heute in ein Flugzeug setzen«, fügte Dellray wütend hinzu und schüttelte den Kopf. »Sobald es abhebt, ist er frei.«
     
     
    ...Siebenundvierzig
    »Er wird ausgeliefert?«, fragte Rhyme.
    »Das ist der schwammige kleine Vorwand, den sie benutzen«, knurrte Dellray. »Aber wir haben nicht einen einzigen von einem chinesischen Gericht ausgestellten Haftbefehl zu Gesicht bekommen.«
    »Was soll das heißen, es gibt keinen Haftbefehl?«, fragte Sachs.
    »Dass seine beschissenen guanxi ihm den Hals retten«, sagte Rhyme verbittert.
    Dellray nickte. »Solange das Land, das die Auslieferung beantragt, keine gültigen Papiere vorlegt, wird normalerweise niemand zurückgeschickt. Unter keinen Umständen.«
    »Nun, aber man wird ihn doch dort vor Gericht stellen, oder etwa nicht?«, fragte Sachs.
    »Nein. Ich habe mit unseren Leuten da drüben gesprochen. Die hohen Tiere in China wollen ihn zurückhaben wegen - ich zitiere wörtlich - >einer Anhörung zu etwaigen Außenhandelsverstößen<. Keine Silbe über Menschenschmuggel, keine Silbe über Mord, gar nichts. Rein. Gar. Nichts.«
    Rhyme war völlig verblüfft. »In einem Monat ist er wieder im Geschäft.« Die Changs, die Wus und womöglich noch viele andere Menschen befanden sich unvermittelt wieder in Gefahr. »Fred, können Sie irgendetwas unternehmen?«, fragte er. Dellray genoss beim FBI ein hohes Ansehen. Er hatte Freunde in der Washingtoner Zentrale und verfügte selbst über jede Menge guanxi.
    Doch der Agent schüttelte den Kopf und fingerte an der Zigarette herum, die hinter seinem rechten Ohr steckte. »Diese Entscheidung wurde im Außenministerium getroffen. Das ist nicht mein Revier. Ich habe dort keinerlei Einfluss.«
    Rhyme erinnerte sich an den schweigsamen kleinen Mann in dem blauen Anzug: Webley vom Außenministerium.
    »Verdammt«, flüsterte Sachs. »Er hat es gewusst.«
    »Was?«, fragte Rhyme.
    »Der Geist hat gewusst, dass ihm nichts passieren würde. Bei der Verhaftung war er zwar überrascht, aber er schien überhaupt nicht beunruhigt. Zum Teufel, er hat mir ganz offen von dem Mord an Sung und seiner falschen Identität erzählt. Er war regelrecht stolz darauf. Jeder andere hätte sich nach so einer Festnahme die Rechte vorlesen lassen und dann den Mund gehalten. Er hat regelrecht damit angegeben.«
    »Das darf nicht geschehen«, sagte Rhyme und dachte an die Menschen, die tot in der Fuzhou Dragon und blutüberströmt am Strand von Easton gelegen hatten. An Sam Changs Vater.
    An Sonny Li.
    »Tja, es geschieht aber«, sagte Dellray. »Er fliegt heute Nachmittag. Und wir können nicht das Geringste daran ändern.«
    Der Geist saß im Bundesgefängnis von Manhattan an einem Tisch seinem Anwalt gegenüber. Sie befanden sich in einem privaten Besprechungsraum, den der Jurist zuvor mit einem tragbaren Scanner auf Wanzen überprüft hatte.
    Ihr leises, schnelles Gespräch fand auf Minnanhua statt.
    Nachdem

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