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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Krähe hat sie nicht bloß verscheucht, sondern ist ihr hinterhergeflogen und wollte ihr die Augen aushacken. Die Diebin durfte nicht ungestraft davonkommen.
    »Der Geist hat sie erwischt«, sagte Coe. »Sie hat zwei Töchter hinterlassen.«
    »Das also war der Grund, weshalb Sie auf eigene Kosten nach China geflogen sind.«
    Er nickte. »Erst habe ich Julia gesucht. Als das keinen Zweck mehr hatte, habe ich mich bemüht, die Kinder in einem katholischen Heim unterzubringen. Es waren Mädchen - und Sie wissen ja, wie schwer es kleine Waisenmädchen da drüben haben.«
    Rhyme erwiderte zunächst nichts, musste jedoch an einen Vorfall in seinem eigenen Leben denken, der Ähnlichkeit mit Coes Tragödie hatte. Damals, noch vor dem Unfall. Es ging um eine Frau, der er nahe gekommen war, eine Geliebte. Sie war ebenfalls Polizistin gewesen, eine erfahrene Beamtin der Spurensicherung. Und sie war nicht mehr am Leben, weil er sie an einen Tatort geschickt hatte, an dem eine Falle installiert war. Die Bombe hatte sie auf der Stelle getötet.
    »Hat es geklappt?«, fragte der Kriminalist. »Das mit den Mädchen?«
    »Nein. Sie kamen in ein staatliches Heim, und ich habe sie nie wiedergesehen.« Er blickte auf und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. »Deshalb bin ich so hinter den Illegalen her. Solange Menschen fünfzigtausend Dollar für eine Überfahrt nach Amerika bezahlen, wird es Schlangenköpfe wie den Geist geben, die jeden töten, der ihnen in die Quere kommt.«
    Rhyme fuhr mit seinem Rollstuhl näher heran. »Wie wichtig ist es für Sie, ihn daran zu hindern?«, flüsterte er.
    »Es gibt nichts Wichtigeres für mich.«
    Das war die einfache Frage gewesen. Nun rückte Rhyme mit der schwierigen heraus. »Was würden Sie dafür riskieren?«
    Doch der Agent antwortete, ohne zu zögern. »Alles.«
     
     
    ...Achtundvierzig
    »Es gibt vielleicht ein Problem«, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung.
    Der schwitzende Harold Peabody saß in der mittleren Sitzreihe eines INS-Kleinbusses auf dem Weg zum Kennedy Airport und nickte, als könnte der Anrufer ihn sehen.
    Er konnte keine Schwierigkeiten gebrauchen, nicht bei diesem Fall. »Ein Problem. Aha. Reden Sie.«
    Bei diesen Worten merkte der Mann neben Peabody auf, der schweigsame Mann in dem marineblauen Anzug, Webley, der für das Außenministerium arbeitete und der Peabody das Leben zur Hölle gemacht hatte, seit er am Tag des Untergangs der Fuzhou Dragon aus Washington eingeflogen war. Webley wandte ihm nun das Gesicht zu, verzog aber keine Miene - ein Trick, den er bestens beherrschte.
    »Alan Coe ist verschwunden«, sagte der Anrufer, der Assistant Special Agent in Charge des FBI-Büros Manhattan. »Uns wurde berichtet, er habe mit Rhyme gesprochen. Danach hat er sich in Luft aufgelöst.«
    »Okay.« Peabody versuchte die möglichen Konsequenzen zu überdenken.
    Hinter ihm und Webley saß zwischen zwei bewaffneten INS- Agenten der Geist, dessen Handschellen leise klirrten, als er an einem Becher Starbucks-Kaffee nippte. Zumindest der Schlangenkopf schien sich von dem Gerede über Probleme nicht beunruhigen zu lassen. »Weiter«, sagte Peabody in den Hörer.
    »Wir haben versucht, Coe im Auge zu behalten, wie Sie gesagt haben. Weil Sie befürchteten, er könnte der Zielperson Schaden zufügen.«
    Der Zielperson Schaden zufügen ... Was für eine beschissene Art, sich auszudrücken, dachte Peabody.
    »Und?«
    »Tja, wir können ihn nicht finden. Und Rhyme auch nicht.«
    »Er sitzt in einem Rollstuhl. Wie schwierig ist es, ihn zu verfolgen?« Der korpulente Peabody war klatschnass. Der Sturm hatte sich gelegt; die Temperatur lag trotz der weiterhin dichten Bewölkung bei rund dreißig Grad. Und das Regierungsfahrzeug hatte eine Regierungsklimaanlage.
    »Es gab keinen offiziellen Überwachungsauftrag«, rief der ASAC ihm ruhig ins Gedächtnis. »Wir mussten die Sache. unbürokratisch handhaben.« Peabody erkannte, dass der FBI- Mann die Situation aufgrund seiner Gelassenheit kontrollierte, und ermahnte sich zu etwas mehr Nachdruck.
    Solche Kleinkrämer waren das Allerletzte.
    »Wie lautet Ihre Situationsbewertung?«, fragte Peabody und dachte: Na, ist das hochtrabend genug für dich, du Arschloch?
    »Wie Sie wissen, hat Coe stets mit oberster Priorität daran gearbeitet, den Geist zur Strecke zu bringen.«
    »Stimmt. Und?«
    »Rhyme ist der beste forensische Ermittler des Landes. Wir hegen den nachdrücklichen Verdacht, dass er und Coe planen, den Geist

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