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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Sie uns falsche Krankenversicherungen besorgen?«
    »Die kann man zu leicht zurückverfolgen, deswegen lasse ich die Finger davon. Sie werden sich als Privatpatienten anmelden müssen.«
    »Ist das teuer?« »Ja, sehr teuer. Aber falls Sie kein Geld haben, gehen Sie in ein öffentliches Krankenhaus. Da wird man Sie aufnehmen.«
    »Ist die Versorgung dort gut?«
    »Woher soll ich das wissen? Aber haben Sie vielleicht eine andere Wahl?«
    »Na gut«, sagte Chang. »Wie viel kosten die anderen Dokumente?«
    »Tausendfünfhundert.«
    »Yuan?«
    Mah lachte. »Dollar.«
    Chang ließ sich nichts anmerken, aber er war wütend. Fünfzehnhundert amerikanische Dollar! Was für ein Irrsinn! In dem Geldgürtel, der um seine Taille lag, trug er chinesische Yuan im Gegenwert von ungefähr fünftausend Dollar bei sich. Das war alles, was seine Familie auf dieser Welt noch besaß. Er schüttelte den Kopf. »Nein, unmöglich.« Nach einigen Minuten lebhaften Feilschens einigten sie sich auf einen Betrag von neunhundert Dollar für alle Papiere.
    »Sie auch?«, wandte Mah sich an Wu.
    Der hagere Mann nickte. »Aber nur für mich selbst. Das wird nicht so viel kosten, oder?«
    Mah zog intensiv an seiner Zigarette. »Fünfhundert. Weniger werde ich auf keinen Fall akzeptieren.«
    Wu versuchte zu handeln, aber Mah blieb eisern. Am Ende willigte Wu notgedrungen ein.
    »Für die Führerscheine und Firmenausweise benötige ich von jedem ein Foto. Gehen Sie in eine Spielhalle. Dort gibt es Passbildautomaten.«
    Wehmütig erinnerte Chang sich an einen Abend vor vielen Jahren in einem großen Vergnügungszentrum in Xiamen, als er mit Mei-Mei in genau so einer kleinen Kabine gesessen hatte, nicht lange nach ihrem ersten Zusammentreffen. Die Fotos lagen nun in einem Koffer im Wrack der Fuzhou Dragon auf dem Grund des dunklen Ozeans.
    »Außerdem brauchen wir einen Kleinbus. Ich kann es mir nicht leisten, einen zu kaufen. Kann ich bei Ihnen einen mieten?«
    Der Tong-Führer lachte. »Ist es nicht erstaunlich? Auch damit kann ich Ihnen natürlich weiterhelfen.« Sie handelten einen Mietpreis aus. Mah addierte die einzelnen Posten und rechnete die Gesamtschuld in chinesische Yuan um. Er nannte den Männern die erschreckend hohe Summe, und sie erklärten sich zögernd einverstanden.
    »Nennen Sie mir jetzt Namen und Adressen für die Dokumente.« Er setzte sich an seinen Computer und gab mit flinken Fingern die Informationen ein, die Chang ihm diktierte.
    Chang hatte selbst viel Zeit an seinem alten Laptop verbracht. Für Dissidenten in China stellte das Internet die wichtigste Verbindung zur Außenwelt dar, wenngleich oftmals nur unter großen Schwierigkeiten. Changs Modem war erbärmlich langsam, und die Öffentliche Sicherheit sowie die Agenten der Volksbefreiungsarmee hielten ständig nach E-Mails und Postings von Regimekritikern Ausschau. Nur allzu häufig teilte ihm die auf seinem Rechner installierte Firewall per Signalton mit, dass die Behörden in sein System einzudringen versuchten. Dann musste er sofort die Verbindung unterbrechen und bei einem anderen Provider einen neuen Account eröffnen. Auch sein Laptop schlief nun für immer im Bauch der Fuzhou Dragon.
    Als Chang ihm die Adresse nannte, blickte Mah von der Tastatur auf. »Sie werden in Queens wohnen?«
    »Ja. Ein Freund hat uns eine Unterkunft besorgt.«
    »Ist sie auch groß genug? Werden Sie alle es dort bequem haben? Mein Makler kann Ihnen vielleicht ein besseres Angebot unterbreiten. Bestimmt sogar. Ich habe Kontaktleute in Queens.«
    »Er ist der Bruder meines besten Freundes. Es ist alles bereits arrangiert.«
    »Ah, der Bruder eines Freundes. Gut. Übrigens, wir haben dort eine Tochtergesellschaft. Die Flushing Neighborhood and Merchants Association. Sehr groß. Einflussreich. Dort drüben wächst das neue Chinatown New Yorks: Flushing. Womöglich gefällt Ihnen die Wohnung nicht. Oder die Kinder fühlen sich nicht sicher. Das könnte doch sein, meinen Sie nicht auch? Gehen Sie zum Haus der Gesellschaft, und berufen Sie sich auf mich.«
    »Das werde ich mir merken.«
    Mah nickte in Richtung des Monitors. »Gilt diese Adresse für Sie beide?«, fragte er Wu.
    Chang wollte bejahen, aber Wu war schneller. »Nein, nein. Ich möchte in Manhattan bleiben, hier in Chinatown. Kann Ihr Makler uns ein Haus besorgen?«
    »Aber.«, setzte Chang stirnrunzelnd an.
    »Sie meinen doch nicht wirklich ein Haus, oder?«, hakte Mah amüsiert nach. »Es gibt hier keine Häuser, die Sie sich

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