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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Manhattan verlegt. Er sagt, er wisse nicht, wohin der Geist oder die illegalen Einwanderer geflohen sein könnten.« Sachs warf einen weiteren Blick auf ihre vom Regen durchweichten Aufzeichnungen. »Auf der Straße in Strandnähe stand ein Fahrzeug, das mit durchdrehenden Reifen losgerast und um die nächste Kurve geschlittert ist. Ich glaube, der Geist hat einen Schuss darauf abgegeben. Demnach haben wir vielleicht einen Augenzeugen, falls es uns gelingt, Hersteller und Modell herauszufinden. Ich habe den Radstand gemessen und.«
    »Moment mal«, unterbrach Rhyme. »Was befand sich in der Nähe des Wagens?«
    »In der Nähe?«, fragte sie. »Nichts. Das Auto stand einfach am Straßenrand.«
    Er runzelte die Stirn. »Weshalb sollte jemand an einem so stürmischen Tag im Morgengrauen dort parken?«
    »Der Fahrer ist zufällig vorbeigekommen und hat die Boote bemerkt«, schlug Dellray vor.
    »Nein«, widersprach Rhyme. »In dem Fall hätte er Hilfe geholt oder die Polizei verständigt. Die örtliche Notrufzentrale hat aber keine Anrufe erhalten. Nein, ich glaube, der Fahrer wollte den Geist abholen, aber als der es nicht besonders eilig hatte, sind ihm die Nerven durchgegangen.«
    »Und der Geist wurde im Stich gelassen«, stellte Sellitto fest.
    Rhyme nickte.
    Sachs reichte Mel Cooper ein Blatt Papier. »Das sind die Abmessungen des Radstands. Und hier sind Fotos der Reifenspuren.«
    Der Techniker scannte die Bilder in den Computer ein und schickte sie dann gemeinsam mit den Abmessungen an die Fahrzeugdatenbank des NYPD. »Das dürfte nicht lange dauern«, verkündete er mit ruhiger Stimme.
    »Und die anderen Lastwagen?«, erkundigte sich der junge Detective Eddie Deng.
    »Was für Lastwagen?«, fragte Sachs.
    »Ein Schleppervertrag schließt auch den Transport über Land ein«, erklärte Coe. »Es hätten ein paar Lastwagen dort warten müssen, um die Illegalen nach New York zu bringen.«
    Sachs schüttelte den Kopf. »Ich konnte nichts dergleichen feststellen. Wahrscheinlich hat der Geist nach der Versenkung des Schiffs die Fahrer verständigt und wieder nach Hause geschickt.« Sie suchte eine der Plastiktüten heraus. »Ich habe das hier gefunden.« In der Tüte lag ein Funktelefon.
    »Hervorragend!«, rief Rhyme. Funde wie diesen bezeichnete er gern als »NASDAQ-Beweise«, benannt nach der amerikanischen Technologiebörse. Computer, Mobiltelefone oder elektronische Organizer stellten eine völlig neue Art von Indizien dar, denn diese verräterischen Apparate konnten sehr viel über einen Täter und sein Umfeld aussagen. »Fred, bitte setzen Sie Ihre Leute darauf an.«
    »Alles klar.«
    Die New Yorker Zweigstelle des FBI hatte erst kürzlich ein Computer-und-Elektronik-Team erhalten. Dellray veranlasste, dass ein Agent das Gerät abholen und zur weiteren Analyse ins Labor der Bundesbehörde bringen würde.
    »Okay«, fasste Rhyme zusammen. »Er jagt sie, bringt sie zur Strecke, schießt auf den Fahrer, der ihn im Stich gelassen hat. Und das macht er alles eigenhändig, nicht wahr, Sachs? Oder gibt es Hinweise auf den geheimnisvollen Assistenten?«
    Sie nickte in Richtung der Polaroidfotos. »Nein, ich bin sicher, dass nur der Geist in dem zweiten Boot gesessen und auch niemand außer ihm geschossen hat.«
    Rhyme runzelte die Stirn. »Ich mag es nicht, wenn während unserer Untersuchungen irgendwo da draußen ein unbekannter Täter herumläuft. Wissen wir denn wirklich nichts über die Identität dieses bangshou?«
    »Nein, rein gar nichts«, knurrte Sellitto. »Dem Geist stehen rund um den Globus Dutzende dieser Helfer zur Verfügung.«
    »Und es gibt keine Spur von dem vierten Flüchtling? Dem, der auch über Bord gegangen ist?«
    »Nein.«
    »Womit hat er geschossen?«, fragte er Sachs.
    Amelia hielt ihm eine Plastiktüte mit Patronenhülsen vor die Nase.
    »7,62 Millimeter«, stellte er fest. »Aber die Länge ist seltsam. Und das Messing verjüngt sich zur Öffnung hin. Billiges Material.« Er konnte zwar seinen Körper nicht bewegen, aber seine Augen waren so scharf wie die der Wanderfalken, die oben auf dem Fenstersims seines Schlafzimmers ihr Nest gebaut hatten. »Bitte überprüf die Hülsen online, Mel.«
    Während seiner Zeit als Leiter der forensischen Abteilung des NYPD hatte Rhyme Monate darauf verwandt, Datenbanken mit Proben zusammenzustellen - Muster der verschiedensten Substanzen und Materialien sowie der jeweiligen Herkunftsorte und Quellen, darunter Motoröle, Garne, Fasern oder Erde -, um die

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