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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ihm die Beweise nur wenig. Aber er ließ sich nicht entmutigen; so verhielt es sich nun mal mit der Kriminalistik. Es war, als würde man tausend Puzzlestücke auf einem Tisch ausbreiten - zunächst ergab nichts davon einen Sinn; erst nach vielen Versuchen und gründlichen Analysen bildeten sich Muster heraus. »Kommen wir also zu dem Wagen«, sagte er.
    Sachs hängte ein paar Fotos des Transporters an der Tafel auf.
    Coe erkannte die Gegend sofort. »Rund um diese U-Bahn- Station herrscht viel Betrieb. Es muss einige Zeugen gegeben haben.«
    »Niemand hat etwas gesehen«, merkte Sachs lakonisch an.
    »Wo habe ich das nur schon mal gehört?«, warf Sellitto ein. Es war erstaunlich, welch schwere Fälle von Amnesie durch das schlichte Vorzeigen einer goldenen Dienstmarke bewirkt werden konnten.
    »Was ist mit den Nummernschildern?«, fragte Rhyme.
    »Die wurden von einem Lieferwagen auf einem Parkplatz im Suffolk County gestohlen«, sagte der stämmige Detective. »Auch dort gab es keine Zeugen.«
    »Was hast du in dem Fahrzeug gefunden?«, fragte er Sachs.
    »Sie haben einen ganzen Haufen Pflanzen ausgegraben und hinten im Laderaum verstaut.«
    »Pflanzen?«
    »Um die anderen darunter zu verstecken, schätze ich. Auf diese Weise sah es so aus, als würden die Fahrer Waren für den Home Store ausliefern. Viel mehr habe ich nicht entdeckt. Nur die Fingerabdrücke, ein paar Stofffetzen und das Blut - die Spritzer befanden sich auf einem Fenster und der Tür, also ist die Person vermutlich oberhalb der Taille verletzt. Ich würde auf Arm oder Hand tippen.«
    »Keine Farbdosen oder Pinsel?«, fragte Rhyme. »Die Leute haben immerhin das Logo auf den Wagen gemalt.«
    »Nein, das Zeug haben sie wohl weggeworfen.« Amelia zuckte die Achseln. »Das ist alles, abgesehen von den Papillarleisten.« Sie reichte Cooper die Karten und Polaroidbilder der sichergestellten Abdrücke, und er unterzog sie der üblichen Prozedur: scannen, digitalisieren, an AFIS weiterleiten.
    Rhyme konzentrierte sich auf die Tabelle und nahm dann die Gegenstände in Augenschein, so wie ein Bildhauer vielleicht einen unbearbeiteten Steinquader betrachten würde, bevor er mit der Arbeit begann. Schließlich wandte er sich an Dellray und Sellitto. »Wie wollen wir diesen Fall angehen?«
    Sellitto ließ Dellray den Vortritt.
    »Wir müssen zweigleisig fahren«, sagte der FBI-Agent. »Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Punkt eins: Wir verfolgen den Geist. Punkt zwei: Wir müssen diese Familien finden; er darf uns nicht zuvorkommen.« Er sah Rhyme an. »Wir leiten die Aktion von hier aus. Ist das okay?«
    Rhyme nickte. Der Trubel war ihm längst egal; es störte ihn nicht mehr, dass sein Haus der Grand Central Station glich. Was auch immer dazu nötig sein mochte, er würde den Mann aufspüren, der skrupellos so viele unschuldige Menschen ermordet hatte.
    »Also, ich habe mir Folgendes gedacht«, sagte Dellray und schritt währenddessen auf langen Beinen hin und her. »Wir fahren bei diesem Kerl sofort schwere Geschütze auf. Ich lasse ein Dutzend Agenten zusätzlich abkommandieren und setze sie auf die südlichen und östlichen Bezirke an. Außerdem besorge ich uns ein SPEC-TAC Team aus Quantico.«
    SPEC-TAC stand für Special Tactics und bezeichnete eine wenig bekannte, aber in ihrer Effizienz landesweit unerreichte taktische Einheit des FBI. Sie trat bei Übungseinsätzen regelmäßig gegen die Delta Force und die Navy Seals an - und gewann meistens. Rhyme war froh, dass Dellray für zusätzliche Unterstützung sorgen wollte. Nach allem, was sie über den Geist wussten, reichten die gegenwärtigen Mittel nicht aus. Dellray zum Beispiel war bisher der einzige FBI-Agent bei diesen Ermittlungen, und Peabody gehörte lediglich zur mittleren Ebene des INS.
    »Es wird nicht einfach sein, die komplette Mannschaft der hiesigen Zentrale für unsere Zwecke zu bekommen«, sagte der Agent, »aber das kriege ich schon irgendwie hin.«
    Coes Telefon klingelte. Nickend hörte er eine Weile zu und legte dann wieder auf. »Das war unser Untersuchungsgefängnis«, sagte er. »Wegen dieses Illegalen namens John Sung. Er wurde von einem unserer Beamten soeben gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt.« Coe hob eine Augenbraue. »Jeder, der erwischt wird, beantragt Asyl das ist nichts Neues. Aber es sieht so aus, als könnte dieser Sung damit durchkommen. Er ist ein relativ bekannter chinesischer Dissident.«
    »Wo steckt er jetzt?«, fragte Sachs.
    »Bei dem Anwalt, den

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