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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Zuordnung der an den Tatorten sichergestellten Spuren zu erleichtern. Eine der größten und am häufigsten genutzten Datenbanken war das Verzeichnis der Patronenhülsen und Projektile. Die unter Mitarbeit von FBI und NYPD entstandene Sammlung umfasste Belegexemplare und digitalisierte Abbildungen nahezu aller Geschosstypen der letzten hundert Jahre.
    Cooper öffnete die Plastiktüte und griff mit zwei Essstäbchen hinein - was bei dem gegenwärtigen Fall besonders angemessen erschien. Rhyme hatte herausgefunden, dass sich auf diese Art eine Beschädigung der Beweisstücke am ehesten vermeiden ließ, und daraufhin all seinen Technikern befohlen, den Umgang damit zu erlernen. Eine Pinzette oder Zange hätte bei empfindlichen Objekten oftmals großen Schaden angerichtet.
    »Zurück zu deiner fesselnden Schilderung des Geschehens, Sachs.«
    Sie fuhr fort. »Langsam wurde es eng. Der Geist befand sich nun schon eine Weile an Land. Ihm war klar, dass die Küstenwache seinen ungefähren Aufenthaltsort kannte. Er sah John Sung, den dritten Flüchtling, im Wasser, schoss auf ihn, stahl dann den Honda und machte sich aus dem Staub.« Sie blickte zu Rhyme. »Gibt's schon was über den Wagen?«
    An alle umliegenden Behörden war eine dringliche Fahndungsmeldung ergangen. Sobald der gestohlene rote Honda irgendwo im New Yorker Stadtgebiet auftauchte, würden Sellitto oder Dellray einen Anruf erhalten. Bislang hatten sie jedoch noch nichts gehört.
    »Der Geist ist schon mehrmals in New York gewesen«, sagte der Detective. »Er kennt sich hier aus. Ich schätze, er hat sich auf diversen Nebenstrecken westlich bis an den Stadtrand vorgearbeitet, den Wagen stehen gelassen und die U-Bahn nach Manhattan genommen. Mittlerweile ist er längst hier.«
    Rhyme fiel Dellrays besorgte Miene auf. »Was ist los, Fred?«
    »Ich wünschte, wir hätten den Kerl außerhalb der Stadt erwischt.«
    »Wieso?«
    »Unsere Erkenntnisse besagen, dass er vor Ort über ein hübsches kleines Netzwerk verfügt. Dazu gehören natürlich die Tongs und Straßenbanden in Chinatown. Aber es geht noch wesentlich weiter - er hat sogar Regierungsleute auf seiner Lohnliste.«
    »Regierungsleute?«, fragte Sellitto erstaunt.
    »So heißt es«, bestätigte Dellray.
    »Für mich klingt das plausibel«, warf Deng zynisch ein. »Wenn schon in China Dutzende von Funktionären für ihn arbeiten, warum nicht auch hier?«
    Aha, dachte Rhyme, wir haben es also mit einem nicht identifizierten, vermutlich bewaffneten Assistenten, einem mordgierigen Schlangenkopf und jetzt auch noch mit Spionen in den eigenen Reihen zu tun. Einfach ist es ja nie, aber so dick hätte es nun wirklich nicht zu kommen brauchen.
    Er warf Sachs einen aufmunternden Blick zu. »Papillarleisten?«, fragte er. Das war der technische Begriff für Finger-, Hand- und Fußabdrücke.
    »Am Strand war wegen Wind und Regen kaum etwas zu machen«, erklärte sie. »Ich habe ein paar Teilabdrücke von dem Funktelefon sowie von den Außenbordmotoren und Gummiwülsten der Schlauchboote genommen.« Sie hielt die entsprechenden Karten hoch. »Die Qualität ist ziemlich miserabel.«
    »Scannt sie ein, und schickt sie an AFIS«, ordnete Rhyme an.
    Das Automatische-Fingerabdruck-Identifizierungs-System war ein riesiger Verbund aus digitalisierten Bundes- und Staatskarteien. Dank AFIS dauerte die Abgleichung gefundener Fingerabdrücke nicht mehr Monate, sondern Stunden oder manchmal sogar nur Minuten.
    »Außerdem habe ich das hier gefunden.« Sie hielt eine Plastiktüte mit einem Metallrohr hoch. »Einer der Flüchtlinge hat damit die Scheibe des Kleinbusses eingeschlagen. Es waren keine sichtbaren Abdrücke zu erkennen, deswegen dachte ich, wir sollten lieber hier danach suchen.«
    »Mach dich an die Arbeit, Mel.«
    Der schlanke Mann nahm die Tüte, zog sich Baumwollhandschuhe an und holte das Rohr heraus, indem er es vorsichtig an den Enden festhielt. »Ich versuch's mit dem VMB.«
    Vakuum-Metallbedampfung galt als der Rolls Royce unter den Verfahren zur Sicherstellung von Fingerabdrücken. Dabei wurde das zu untersuchende Objekt mit einer mikroskopisch dünnen Metallschicht überzogen und dann bestrahlt. Nach einigen Minuten sah Cooper mehrere latente Abdrücke gestochen scharf vor sich. Er fotografierte sie, scannte die Bilder ein und schickte sie ebenfalls an AFIS. Danach gab er sie Thom, der sie an die Wand hängte.
    »So viel zum Strand, Rhyme«, sagte Sachs.
    Er warf einen Blick auf die Tabelle. Bis jetzt verrieten

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