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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ihm das Human Rights Law Center gestellt hat. Er wird Sung in einer Wohnung in der Nähe der Canal Street unterbringen. Ich habe die Adresse. Er müsste in einer halben Stunde dort eintreffen. Ich fahre hin und befrage ihn.«
    »Das würde ich lieber übernehmen«, sagte Sachs hastig.
    »Sie?«, fragte Coe. »Sie sind von der Spurensicherung.«
    »Er vertraut mir.«
    »Er vertraut Ihnen? Wieso?«
    »Ich habe ihm das Leben gerettet. Mehr oder weniger.«
    »Das hier ist immer noch ein Fall der Einwanderungsbehörde«, stellte der junge Beamte ungerührt fest.
    »Ganz recht«, erwiderte Sachs. »Was meinen Sie, wie mitteilsam wird der Mann sich gegenüber einem Bundesbeamten wohl verhalten?«
    Dellray schaltete sich ein. »Lassen Sie Amelia den Vortritt.«
    Widerwillig gab Coe ihr den Zettel mit der Adresse. Sie zeigte ihn Sellitto. »Wir sollten vorsichtshalber einen Streifenwagen davor postieren. Falls der Geist herausfindet, dass Sung noch am Leben ist, wird er ihn ebenfalls aus schalten wollen.«
    Der Detective notierte sich die Anschrift. »Einverstanden. Ich sorge gleich dafür.«
    »Okay, Leute, wie lautet unser Motto?«, rief Rhyme.
    »Lasst euch keine Einzelheit entgehen, aber passt auf euch auf«, antwortete Sachs lachend.
    »Merkt euch das. Wir wissen nicht, wo der Geist steckt, und wir wissen nicht, wo - oder wer - sein bangshou ist.«
    Dann ließ seine Aufmerksamkeit rapide nach. Er bekam am Rande mit, wie Sachs ihre Handtasche schnappte und zur Tür eilte, genauso wie er beiläufig registrierte, dass Coe verärgert seufzte, weil er sich übergangen fühlte, Dellray weiterhin auf und ab lief und der elegante Eddie Deng amüsiert schien, weil sie den Fall von diesem kuriosen Ort aus leiteten. Aber diese Eindrücke verblassten sofort wieder, denn Rhyme konzentrierte sich auf die an den beiden Schauplätzen gefundenen Spuren. Er nahm jedes einzelne Beweisstück genau in Augenschein, als ließe die tote Materie sich auf diese Weise zum Leben erwecken und ihrer Geheimnisse berauben, damit sie den Mörder rechtzeitig aufspüren und die überlebenden Flüchtlinge vor einem schrecklichen Schicksal bewahren konnten.
     
    GHOSTKILL
    Easton, Long Island, Tatort
    Zwei Immigranten am Strand ermordet; in den Rücken geschossen.
    Ein Immigrant verwundet - Dr. John Sung. Einer vermisst.
    »Bangshou« (Assistent) an Bord; Identität unbekannt.
    Zehn Immigranten entkommen: sieben Erwachsene (ein älterer Mann, eine verletzte Frau), zwei Kinder, ein Kleinkind. Stehlen Kirchenbus.
    Blutspuren zur Untersuchung ins Labor geschickt.
    Geist wurde am Strand von Fahrzeug erwartet, aber dann zurückgelassen. Hat vermutlich einen Schuss auf Fahrzeug abgegeben. Anfrage nach Fahrzeughersteller und -modell läuft, basierend auf Reifenspuren und Radstand.
    Für Immigranten standen keine Fahrzeuge bereit.
    Funktelefon (vermutlich des Geists) zur Analyse an FBI geschickt.
    Waffe des Geists = Pistole, 7,62mm. Ungewöhnliche Hülsen.
    Geist hat angeblich Regierungsleute auf Lohnliste.
    Geist hat als Fluchtwagen roten Honda gestohlen. Fahndungsmeldung ist raus.
    Drei Leichen aus Meer geborgen - zwei erschossen, einer ertrunken. Fotos und Abdrücke an Rhyme und chinesische Polizei.
    Fingerabdrücke an AFIS geschickt.

    Gestohlener Kleinbus, Chinatown
    Immigranten tarnen Fahrzeug mit Logo des »Home Store«.
    Blutspritzer deuten auf Hand-, Arm- oder Schulterverletzung der Frau hin.
    Blutspuren zur Untersuchung ins Labor geschickt.
    Fingerabdrücke an AFIS geschickt.
     
     
    ...Elf
    Der Geist erwartete die drei Männer in einer dekadenten Umgebung.
    Er hatte geduscht und frische, unauffällige Kleidung angezogen. Nun saß er in seinem wichtigsten New Yorker Unterschlupf auf der Ledercouch und ließ vom siebzehnten Stock aus den Blick über den Hafen schweifen. Die Wohnung lag in einem eleganten Wolkenkratzer am Rand von Battery Park City im äußersten Südwesten Manhattans. Bis nach Chinatown war es nicht weit, doch herrschte hier auf den Straßen weder ein vergleichbares Gedränge noch roch es nach Meeresfrüchten oder stank gar nach dem ranzigen Frittierfett der Touristenlokale. Der Geist erinnerte sich daran, wie hart er für diesen Komfort hatte kämpfen müssen und wie erbittert die Kommunistische Partei dagegen angegangen war.
    Weshalb folgst du dem Pfad der Dekadenz?
    Du bist Teil des Althergebrachten! Bereust du dein Verhalten?
    Du musst die alte Kultur, die alten Bräuche, die alten Gewohnheiten und alten Denkmuster hinter dir lassen!

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