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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Englisch?«
    Ein Chinese, der sich ebenfalls im Zimmer versteckt hatte, trat vor. Er trug einen eleganten dunklen Anzug, und an einer Kette um seinen Hals baumelte eine Dienstmarke. Er wiederholte die Frage auf Chinesisch. Es war der kantonesische Dialekt, aber Li verstand ihn.
    »Ja«, antwortete Li keuchend. »Ich spreche Englisch.«
    Der Mann in dem Rollstuhl wirbelte herum. »Dann lasst uns doch mal sehen, was wir hier gefangen haben.«
    Der Schwarze zerrte ihn auf die Beine, hob ihn dabei fast vom Boden hoch und ignorierte sein Stöhnen und die Schmerzlaute. Er hielt Li mit einer Hand fest und klopfte mit der anderen seine Taschen ab. »Hören Sie gut zu, Freundchen. Haben Sie etwa Nadeln bei sich? Könnte ich mich unfreiwillig in den Finger stechen?«
    »Ich. «
    »Antworten Sie, und zwar wahrheitsgemäß. Denn falls ich gestochen werde, dürften auch Sie einige unangenehme Erfahrungen machen.« Er schüttelte Li am Kragen und brüllte ihn an: »Nadeln?«
    »Meinen Sie eine Drogenspritze? Nein, nein.«
    Der Mann holte das Geld aus seinen Taschen, die Zigaretten, die Munition, das Blatt Papier, das er am Strand gestohlen hatte. »Ah, wie es aussieht, hat dieser Junge sich unerlaubt etwas von Amelia ausgeborgt. Und das auch noch, während sie dabei war, jemandem das Leben zu retten. Schämen sollte er sich!«
    »So hat er uns gefunden«, sagte Lincoln Rhyme und musterte den Zettel, an dem seine Visitenkarte hing. »Ich habe mich schon gewundert.«
    Der adrette blonde Mann erschien in der Tür. »Also habt ihr ihn erwischt«, stellte er ungerührt fest. Da begriff Li, dass der Mann ihn in der Gasse entdeckt und die Tür absichtlich offen gelassen hatte. Um ihn nach oben zu locken. Und die anderen Männer hatten lautstark so getan, als würden sie weggehen und Lincoln allein lassen.
    Also habt ihr ihn erwischt...
    Der Mann im Rollstuhl registrierte Lis wütenden Blick. »Ganz recht«, sagte er. »Mein aufmerksamer Thom hat Sie bemerkt, als er den Müll rausbrachte. Und dann.« Er nickte in Richtung des Computerbildschirms und sagte: »Kommando, Sicherheit. Hintertür.«
    Auf dem Monitor wurde das Bild einer Überwachungskamera sichtbar, die auf die Hintertür und die Gasse gerichtet war.
    Li verstand plötzlich, wie es der Küstenwache gelungen war, die Fuzhou Dragon in den endlosen Weiten des Ozeans ausfindig zu machen: dank dieses Mannes, Lincoln Rhyme.
    »Bei den Richtern der Hölle«, murmelte er.
    Der dicke Polizist lachte. »An manchen Tagen läuft wirklich alles schief, was?«
    Dann zog der Schwarze Lis Brieftasche hervor und drückte das feuchte Leder. »Ich schätze, unser kleiner Freund ist ein wenig geschwommen.« Er öffnete das Etui und reichte es dem chinesischen Beamten.
    Der Dicke zog ein Funkgerät aus der Tasche und sprach hinein. »Mel, Alan, ihr könnt wieder reinkommen. Wir haben ihn.«
    Zwei Männer betraten das Haus, vermutlich diejenigen, die Li kurz zuvor weggehen gehört hatte. Einer von ihnen war schlank und mit schütterem Haar. Er ignorierte Li, ging zu einem Computer und gab unglaublich schnell irgendwelche Daten ein. Der andere trug einen Anzug und hatte auffallend rotes Haar. Er wirkte ziemlich überrascht. »Moment mal, das ist nicht der Geist«, sagte er. »Dann ist es der gesuchte Assistent«, sagte Rhyme. »Sein bangshou.«
    »Nein«, widersprach der Rothaarige. »Ich kenne ihn. Ich habe ihn schon mal gesehen.«
    Auch Li kam dieser Mann irgendwie bekannt vor.
    »Ihn gesehen?«, fragte der Schwarze.
    »Letztes Jahr habe ich mit ein paar Kollegen vom INS in Fuzhou an einer Tagung des Büros für Öffentliche Sicherheit teilgenommen - es ging um Menschenschmuggel. Er war auch dort. Er war einer von denen.«
    »Was heißt das, von denen?«, knurrte der fette Beamte.
    Der chinesische Polizist lachte auf, zog einen Ausweis aus Lis Brieftasche und verglich das Foto mit seinem Gesicht. »Einer von uns«, sagte er. »Er ist ein Cop.«
    Auch Rhyme ließ sich den Dienstausweis und den Führerschein zeigen, die beide mit Bildern des Mannes versehen waren. Demnach lautete sein Name Li Kangmei, und er war Kriminalbeamter der Öffentlichen Sicherheit von Liu Guoyuan.
    »Lassen Sie das von unseren Leuten in China überprüfen«, bat Rhyme den FBI-Agenten. In Dellrays Hand tauchte plötzlich ein winziges Mobiltelefon auf, und er gab sofort eine Nummer ein.
    Rhyme wandte sich dem kleinen Chinesen zu. »Ist >Li< Ihr Vor- oder Nachname?«, fragte er.
    »Der Nachname. Und >Kangmei< gefällt mir

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