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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Mitteilung und schwenkte dann den Monitor herum, so dass alle einen Blick darauf werfen konnten. Das FBI-Büro in Singapur hatte soeben per E-Mail bestätigt, dass Li Kangmei tatsächlich als Detective für die Öffentliche Sicherheit von Liu Guoyuan in der Volksrepublik China tätig war. Gegenwärtig führte er eine verdeckte Ermittlung durch, zu der seine Dienststelle sich nicht genauer äußern wollte. Der Nachricht war ein Foto von Li in marineblauer Uniform beigefügt. Es zeigte eindeutig den Mann, der bei ihnen im Zimmer stand.
    Li schilderte, wie der Geist die Dragon versenkt hatte, und dass Sam Chang und Wu Qichen mit ihren Familien, Dr. Sung, zwei weiteren Emigranten und der kleinen Tochter einer Frau die Flucht in einem Rettungsboot gelungen war. Alle anderen seien ertrunken. »Sam Chang war der Chef an Bord des Boots. Ein guter und intelligenter Mann. Er hat mir das Leben gerettet und mich aus dem Wasser gezogen, obwohl der Geist auf sie geschossen hat. Wu war der Vater der zweiten Familie, auch recht intelligent, aber nicht ausgeglichen. Eine Leber/MilzDisharmonie.«
    Deng bemerkte Rhymes Stirnrunzeln. »Das bezieht sich auf die chinesische Medizin«, sagte er. »Es ist schwer zu erklären.«
    »Wu ist zu emotional«, fuhr Li fort. »Er handelt impulsiv.«
    Als Naturwissenschaftler hielt Rhyme sogar die ausgeklügelten Verhaltensanalysen des FBI für ein wenig suspekt; mit disharmonischen Milzen wollte er sich gar nicht erst abgeben. »Bleiben wir lieber bei den Fakten«, schlug er vor.
    Li erzählte ihnen von dem Aufprall auf die Felsen, durch den er mit Sung und einigen anderen über Bord geschleudert und abgetrieben worden war. Als er die Landestelle des Boots wieder erreichte, hatte der Geist bereits zwei der Flüchtlinge erschossen. »Ich habe mich beeilt, um ihn noch zu erwischen, aber er war schon weg. Also habe ich mich im Gebüsch auf der anderen Straßenseite versteckt und später beobachtet, wie die rothaarige Frau einen Mann gerettet hat.«
    »John Sung«, sagte Rhyme.
    »Dr. Sung.« Li nickte. »Er saß im Boot neben mir. Geht es ihm gut?«
    »Der Geist hat ihn angeschossen, aber er wird wieder gesund. Amelia - die Frau, die Sie gesehen haben - befragt ihn gerade.«
    »Ich habe sie Hongse getauft. He, ein wirklich hübsches Mädchen. Ziemlich sexy, würde ich sagen. Ich habe mir die Adresse aus ihrem Auto besorgt und bin hergekommen, um nach Hinweisen auf den Geist zu suchen. Informationen, Spuren, was auch immer.«
    »Und sie dann zu stehlen?«, fragte Coe.
    »Ja, na klar«, antwortete Li unverfroren.
    »Warum das denn, Freundchen?«, fragte Dellray in bedrohlichem Tonfall.
    »Ich musste auf eigene Faust tätig werden. He, schließlich würden Sie mich nicht zu dem Fall hinzuziehen, oder? Sie würden mich einfach zurückschicken. Und ich wollte ihn unbedingt verhaften. Ihn beim Kragen packen, so heißt das doch bei Ihnen, nicht wahr?«
    »Nun, Sie haben Recht - wir werden Sie nicht zu dem Fall hinzuziehen«, sagte Coe. »In China mögen Sie ja ein Polizist sein, aber hier sind Sie nichts weiter als ein beschissener illegaler Einwanderer. Sie werden zurückgeschickt.«
    Sonny Lis Augen blitzten wütend auf. Er ging auf Coe zu, der ihn ein beträchtliches Stück überragte.
    Sellitto seufzte und zog Li am Hemd zurück. »Nein, lassen Sie den Blödsinn.«
    Die herausfordernde Haltung des kleinen Mannes schien Coe zu amüsieren. Er griff nach seinen Handschellen. »Li, ich verhafte Sie wegen illegaler Einreise in die Vereinigten Staaten...«
    »Nein, ich will ihn dabeihaben«, fiel Lincoln Rhyme ihm ins Wort.
    »Was?«, rief Coe fassungslos.
    »Er wird als Fachberater tätig sein, genau wie ich.«
    »Unmöglich.«
    »Wenn jemand so viele Schwierigkeiten auf sich nimmt, um einen Täter dingfest zu machen, dann will ich ihn auf unserer Seite haben.«
    »Sie können sich auf mich verlassen, Loaban. Ich kann Ihnen bestimmt von Nutzen sein.«
    »Wie haben Sie mich genannt?«
    »>Loaban<, das heißt >Boss<«, erklärte Li. »Sie müssen mich mitmachen lassen. Ich kann Ihnen helfen. Ich weiß, wie der Geist denkt. Wir stammen aus derselben Welt, er und ich. Als Junge war ich in einer Gang, genau wie er. Und ich habe in den Docks von Fuzhou lange als verdeckter Ermittler gearbeitet.«
    »Auf gar keinen Fall«, protestierte Coe. »Um Gottes willen, er ist ein Illegaler. Sobald wir ihm den Rücken zukehren, wird er wegrennen, sich besaufen und in einer Spielhölle verschwinden.«
    Rhyme fürchtete schon,

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