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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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»Kontingentproblem« innerhalb des FBI, wodurch ihnen eine Aufstockung des GHOST-KILL-Teams vorerst verwehrt blieb. »Die haben wörtlich behauptet, es gäbe ein >Kontingentproblem<«, rief er verächtlich. »Ist das zu glauben? Allen Ernstes. >Wir haben ein Kontingentproblem.<« Er verdrehte die Augen. »Herr im Himmel!«
    Dellrays Meinung nach hielt man im Justizministerium Menschenschmuggel für keine sonderlich bedeutende Angelegenheit und war deshalb nicht gewillt, viel Zeit zu investieren. Ungeachtet der in den neunziger Jahren verfügten Änderung der Zuständigkeit ließ sich aber leider nicht leugnen, dass der INS auf diesem Gebiet über weitaus mehr Erfahrung verfügte als das FBI. Ferner hatte Dellray versucht, dem stellvertretenden Leiter seiner Dienststelle begreiflich zu machen, dass es sich bei dem betreffenden Schlangenkopf um einen Massenmörder handelte. Doch auch das war als eher unbedeutend abgetan worden. »Die ordnen es in die SJASC- Kategorie ein«, erklärte er.
    »Wofür steht das denn?«, fragte Rhyme.
    »>Soll sich doch jemand anders um den Scheiß kümmern.< Nein, das hat man mir nicht wörtlich so gesagt, aber Sie verstehen schon, was ich meine.« Auch das SPEC-TAC Team warte noch immer ungeduldig in Quantico, fügte der Agent verdrossen hinzu.
    Und hinsichtlich der Spuren von den diversen Tatorten kamen sie auch nicht weiter.
    »Okay, was ist mit dem Honda, den er am Strand gestohlen hat?«, fragte Rhyme. »Es wurde doch alles in die Wege geleitet. Hält denn niemand nach der Karre Ausschau? Ich meine, das war doch immerhin eine dringliche Fahndungsmeldung.«
    »Tut mir Leid, Linc«, sagte Sellitto nach einer kurzen Rückfrage in der Zentrale. »Nichts.«
    Tut mir Leid Linc Nichts...
    Es war einfacher, ein Schiff in einem russischen Hafen aufzustöbern, als zehn Leute vor der eigenen Haustür ausfindig zu machen.
    Dann schickte die Spurensicherung ihnen den vorläufigen Bericht über den Mord an Mah. Thom hielt Rhyme die Seiten vor die Nase und blätterte um. Nichts deutete auf eine Beteiligung des Geists hin, keine der Spuren »assoziierte« ihn mit dem Tatort, wie es im forensischen Fachjargon statt »verknüpfte« hieß. Projektile oder Hülsen waren nicht gefunden worden, denn man hatte Mah die Kehle durchgeschnitten, und der Teppich im Büro und auf dem Flur hatte keine brauchbaren Fußspuren geliefert. Die Techniker konnten Hunderte von Fingerabdrücken und drei Dutzend Partikelproben nehmen, aber es würde noch Stunden dauern, bis die Ergebnisse vorlagen.
    Alle anderen AFIS-Anfragen wegen der von Sachs sichergestellten Fingerabdrücke waren negativ beschieden worden, abgesehen von Jerry Tang, aber dessen Identität spielte nun keine Rolle mehr.
    »Ich will einen Drink«, stellte Rhyme entmutigt fest. »Es ist Cocktailstunde. O Mann, es ist sogar schon nach der Cocktailstunde.«
    »Dr. Weaver hat gesagt, kein Alkohol vor der Operation«, erinnerte Thom ihn.
    »Sie hat gesagt, ich solle Alkohol meiden, Thom. Von totaler Abstinenz war nicht die Rede.«
    »Ich habe keine Lust, das Wörterbuch rauszuholen, Lincoln. Du kriegst nichts.«
    »Der Eingriff findet erst nächste Woche statt. Gib mir einen gottverdammten Drink.«
    Sein Betreuer blieb eisern. »Du hast viel zu hart an diesem Fall gearbeitet. Dein Blutdruck ist zu hoch und dein Tagesplan vollständig zum Teufel.«
    »Einigen wir uns auf einen Kompromiss«, schlug Rhyme vor. »Nur ein kleines Glas.«
    »Das ist kein Kompromiss. Es wäre ein Sieg für dich und eine Niederlage für mich. Nach der Operation kannst du wieder saufen.« Er verschwand in der Küche.
    Rhyme lehnte sich verärgert zurück. Einen Moment lang gab er sich dem absurden Gedanken hin, der Eingriff könnte tatsächlich alle Nervenstränge wiederherstellen, die zur Bewegung seines Arms erforderlich waren. Niemand wusste davon - nicht einmal Amelia Sachs -, doch er malte sich häufig aus, dass die Operation ihm ermöglichen würde, Gegenstände anzuheben, wenngleich die Kontrolle über seine Beine absolut außer Frage stand. Am liebsten hätte er jetzt den Macallan gepackt und einen Schluck aus der Flasche getrunken. Er konnte beinahe spüren, wie seine Hand sich um das kühle runde Glas legte.
    Ein leises Klirren von dem Tisch neben ihm ließ ihn stutzen. Der unverkennbar rauchige Duft des Whiskys stieg ihm in die Nase. Er öffnete die Augen. Sachs hatte ein kleines Glas Scotch auf die Armlehne des Rollstuhls gestellt.
    »Das ist ja nicht besonders voll«,

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