Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Street waren mittlerweile geschlossen, und die bewaffneten Sicherheitsleute hatten Feierabend, davon konnte man wohl ausgehen. Auf den Bürgersteigen war kaum etwas los. Wie lange dauert das denn noch?, dachte der Geist und streckte sich. Die Warterei ging ihm auf die Nerven. Yusuf und der andere Türke waren ebenfalls unruhig. Sie hatten über Hunger geklagt, aber der Geist vermutete, dass selbst die hiesigen Restaurants und Schnellimbisse mit Überwachungskameras ausgestattet waren; es kam nicht in Frage, dass er oder einer seiner Mitarbeiter wegen etwas so Belanglosem wie einer Mahlzeit auf Band aufgenommen wurde. Sie würden sich.
    »Da«, flüsterte er und schaute die Straße hinunter.
    Am Ende des Blocks stiegen zwei Leute mit gesenkten Köpfen aus einem Taxi. Die Wus. Er erkannte sie sofort an den billigen Trainingsanzügen. Sie bezahlten den Fahrer und betraten eine Apotheke an der Ecke. Der Mann trug eine Einkaufstüte und hielt seine Frau um die Taille gefasst. Ihr Arm war entweder eingegipst oder dick bandagiert.
    »Haltet die Masken bereit, und überprüft eure Waffen.«
    Die beiden Türken gehorchten.
    Fünf Minuten später kamen die Wus wieder zum Vorschein. Sie gingen relativ schnell, soweit das bei dem Zustand der Frau möglich war.
    »Du bleibst im Wagen«, sagte der Geist zu Hajip. »Lass den Motor laufen. Yusuf und ich folgen den Wus. Wir stoßen sie in die Wohnung und machen die Tür zu. Wir benutzen Kissen als Schalldämpfer. Die Tochter nehme ich mit. Wir werden sie eine Weile bei uns behalten.«
    Er wusste, dass Yindao ihm den Seitensprung verzeihen würde.
    Die Wus waren nur noch wenige Meter vom Haus entfernt. Sie beeilten sich und sahen weder nach links noch nach rechts, sodass die nahenden Todesgötter ihnen entgingen.
    Der Geist nahm sein Mobiltelefon und rief den Türken in der Wohnung an.
    »Ja?«, meldete Kashgari sich.
    »Die Wus sind gleich da. Was ist mit den Kindern?«
    »Der Junge sitzt im Badezimmer. Das Mädchen ist hier bei mir.«
    »Gut so. Wir gehen jetzt los.«
    Er schaltete das Telefon ab, damit es nicht im unpassendsten Moment klingeln konnte. Dann setzten er und Yusuf die Masken auf und stiegen aus. Der andere Türke rutschte hinter das Lenkrad des Blazers.
    Die Wus näherten sich ihrer Wohnung.
    Der Geist betrat die Fahrbahn und hielt genau auf seine Opfer zu.
    Wer Angst hat, kann Mut schöpfen.
     
     
    ...Vierundzwanzig
    Die Wus im Eingang.
    Die Kinder in der Wohnung.
    Der Geist und Yusuf, maskiert und mit schussbereiten Waffen, liefen über die Canal Street. Er fühlte diese plötzliche Erregung, wie immer kurz vor einem Mord. Seine Hände zitterten leicht, aber das würde sich legen, wenn er die Pistole hob.
    Erneut dachte er an Wus Tochter. Siebzehn, achtzehn... ziemlich hübsch. Er würde.
    Genau in diesem Moment hallte ein lauter Knall durch die Straße, und eine Kugel schlug unmittelbar hinter dem Geist in einen geparkten Wagen ein. Die Alarmanlage des Fahrzeugs erwachte gellend zum Leben.
    »Verflucht!«, rief jemand. »Wer hat da geschossen?«
    Der Geist und Yusuf gingen in Deckung und suchten die Gegend mit erhobenen Waffen nach dem Angreifer ab.
    »Scheiße!«, rief jemand anders. »Sofort das Feuer einstellen!«
    »Was, zum Teufel.« Das war eine dritte Stimme.
    Auch die Wus blieben stehen und duckten sich.
    Der Geist sah sich hektisch um und packte Yusuf am Arm.
    »Kwan Ang!«, ertönte die Stimme eines Mannes aus einem Lautsprecher. »Keine Bewegung! Hier spricht die Einwanderungsbehörde der Vereinigten Staaten!« Es folgte ein zweiter Schuss - offenbar von dem Kerl, der soeben gesprochen hatte -, und die Seitenscheibe eines in der Nähe abgestellten Wagens zersplitterte in tausend Stücke.
    Sein Herz klopfte wie wild. Erschrocken wich er ein Stück zurück und suchte immer noch nach einem Ziel für seine Glücksbringer-Waffe. Der INS war hier? Wie konnte das sein?
    »Das ist eine Falle!«, brüllte er Yusuf an. »Zurück zum Wagen!«
    Auf der Canal Street war plötzlich die Hölle los. Mehrere Leute schrien durcheinander, Passanten und Ladenangestellte suchten Deckung. Ein Stück den Block hinauf öffneten sich die Türen zweier weißer Lieferwagen, und schwarz uniformierte Männer und Frauen mit Gewehren sprangen daraus hervor.
    Und was war das? Die Wus hatten Waffen! Der Mann zog eine Maschinenpistole aus seiner Einkaufstüte, und die Frau holte einen Revolver aus der Tasche ihres Trainingsanzugs. Und dann erkannte der Geist, dass es gar nicht die Wus

Weitere Kostenlose Bücher