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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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Schmied Peter Wolff aus und ein ging, wie Letzterer erst unter Folter gestand.»
    «Vielleicht geahnt. Aber wem bringt der Köhler Kohle? Doch immer zuerst den Schmieden   …»
    Der Vogt winkte ab. «Wer’s glaubt. Aber nun zum Zweiten: Was hattet Ihr während der Plünderung der Kobolzeller Kirche dort zu schaffen?»
    «Ich habe gemeinsam mit Ritter von Detwang nach meiner Schwester Marie gesucht, werter Vogt. Dr.   Aufreiter wird Euch bestätigen, dass dies die Wahrheit ist.»
    «Die Wahrheit, Hanna Völz, ist: dass Jobst Gessler und der blinde Mönch, beide fanden ihr gerechtes Ende, Euch die Hand hingestreckt haben. So hat es der Kobolzeller Pfarrer beobachtet, und ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln.»
    Aufreiter suchte den Blick Ritter von Seckendorffs, aber auch Vogt Heinrich Trüb nickte.
    Trotzig reckte Hanna das Kinn vor: «Ich habe nichts mit der Plünderung zu tun. Jobst Gessler hat sich bei mir für seine Verleumdung, ich hätte sein Korn verhext, entschuldigt. Damals habe ich ihm vergeben. Deswegen kam es zum Handschlag zwischen uns.»
    «Wir werden Zeugen brauchen, die dies bestätigen.» Der Vogt schlug die Akte zu und schaute in die Runde. «War es das jetzt für heute?»
    Richter von Seckendorff erhob sich. «Ihr sagt es, Vogt.» Darauf wandte er sich Hannas Anwalt zu und sagte in gleichmütigem Ton: «Diese Anhörung hat beeindruckend viele Argumente gebracht, Dr.   Gebhardt. Ich werde sie zu bewerten wissen. Damit aber ist Hanna Völz noch nicht der Hexerei überführt. Eine abschließende Beurteilung kann erst erfolgen, nachdem sie auf Stigmata untersucht wurde.»
    «Sicher, denn es steht ja bei Lukas und Matthäus geschrieben: Suchet, so werdet ihr finden.»
    Dr.   Gebhardts Stimme klang wie eingerostet. Seine Stirn war zerfurcht, seine Augen jedoch loderten. Hanna spürte, wie sehr er sich beherrschen musste, nicht ausfällig zu werden, gleichzeitig wurde ihr klar, dass sie alle Hoffnungen aufgeben musste. Dr.   Gebhardt ist nur der Form wegen zugegen, dachte sie. Es ist längst alles entschieden. Ulrich und ich werden nie vor den Altar treten, ihm bleibt nur der Gang zu meiner Asche.
    Die Stadtbüttel legten ihr bereits wieder die Fesseln an, als der Vogt sich räusperte und hinter ihrem Rücken freundlich sagte: «Dr.   Gebhardt, wenn Ihr uns mit den Evangelisten kommt, darf ich Euch mit dem Propheten Amos antworten. Dieser sagt:
Suchet das Gute
und nicht das Böse, auf dass ihr lebet. Dann wird der Herr mit euch sein.»
    Ohne aufzublicken, zwängte er sich an Hanna und den Stadtbütteln vorbei. Hanna war es, als netze ein klarer Tropfen Regenwasser ihre Seele.
    «Vogt, bitte   …»
    Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch, doch Heinrich Trüb hatte sie dennoch vernommen. «Dann wird der Herr mit euch sein», wiederholte er laut.
    Mit euch   … das heißt mit mir, überlegte Hanna. Tränen traten ihr in die Augen. Wenn es doch nur wahr würde   …

62
    «Noch einmal sehe ich nicht zu. Und wenn ich darüber selbst zum Mörder werde.» Ulrich fegte mit ausgestrecktem Arm über den Tisch. Die Holzschale vollerErd- und Himbeeren wackelte nur, der irdene Krug und die beiden Steingutbecher dagegen zerbarsten auf den Fliesen. Ein Rest Apfelmost ergoss sich über den Boden, fast gleichzeitig war das Summen einer Wespe im Raum zu hören. Agathe tat, als ginge sie diese wütende Geste ihres Bruders nichts an. Sie stand am Fenster ihrer Stube und schaute blicklos ins gleißende Mittagslicht. Sie fächelte sich Luft zu, denn nicht der Hauch eines Lüftchens wehte über der Stadt. Überall standen die Fenster offen. Und da in den Zellen und Kellern aufgeräumt, repariert und ausgebessert wurde, lag ein schwacher Geruch nach frischem Putz, Farbe und gehobeltem Holz über dem Klostergelände. «Sag endlich was!», raunzte Ulrich hinter ihr. «Und dein gebenedeites Priorinnen-Antlitz darfst du mir auch gerne wieder zuwenden!»
    Agathe seufzte kopfschüttelnd, doch tat sie ihrem Bruder den Gefallen, sich umzudrehen. Stumm maßen sie sich mit Blicken und sahen dabei aus, als taxierten sie sich beide mit derselben verletzten Leidenschaft.
    «Der Weibersturm wird von zwei Bütteln bewacht, Herzensbruder», brach Agathe schließlich ihr Schweigen und sagte leichthin: «So wie ich dich verstehe, willst du beide also kaltblütig niedermachen und dann die Tür zur Zelle aufbrechen.»
    «In der Tat», antwortete Ulrich gereizt. «Hast du einen besseren Vorschlag?»
    Agathe legte die Fingerspitzen

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