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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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Ulrich, die Ihr nicht leugnen könnt, und zwar zwei. Erstens: Erklärt uns, wie kam es zur Mantelkindschaft, die Ihr für Marie Völz übernommen habt. Warum? Warum nahmt Ihr sie und nicht ein anderes Mädchen? Zweitens: Ihr wolltet, bevor Ihr der Köhlerin Hanna Völz begegnetet, Frederike von Neustett ehelichen. Warum habt Ihr Euren Plan aufgegeben?»
    «Zum Ersten: Mantelkindschaft zu übernehmen ist edelste Rittertradition. Zum Zweiten: Ich hätte einst Frederike von Neustett geheiratet, aber sie wollte es nicht.»
    «Sie selbst und ihre Eltern behaupten das Gegenteil.»
    «Das ist eine Lüge!»
    «Nein, das ist der Bann. Ritter von Detwang, ich danke Euch.»
    Die Tür ging auf, zwei Büttel traten ein und forderten Ulrich auf, den Gerichtssaal zu verlassen.
    Hanna hätte schreien mögen vor Wut und Ohnmacht. So also sah diese Anhörung aus! Alles wurde verdreht. Und zwar so, dass sie immer als schuldig dastand.
    Zum Glück erhob jetzt Dr.   Gebhardt seine Stimme: «Ihr habt Ritter von Detwang als Belastungszeugen geladen, Dr.   Aufreiter?»
    «Ja.»
    «Auf meiner Liste steht er als Entlastungszeuge.»
    «Das habe ich so entschieden, Dr.   Gebhardt», sagte Richter Ritter von Seckendorff freundlich. «Ihr dürft Ritter von Detwang aber gerne noch einmal in Eurem Sinne vorladen.»
    «Das werde ich. Da seine Aussagen dann auch entlastend bewertet werden müssen, hebt dies die vermeintliche Belastung wieder auf.»
    «Das entscheidet der Richter, Kollege», warf Aufreiter ein, und Ritter von Seckendorff nickte. «Im Übrigen rufe ich Spitalkaplan Ott auf. Es ist müßig, an seine Verdienste zu erinnern, aber ihn traf das Unglück, Hanna Völz auf den rechten Christenweg zurückführen zu wollen: Die Hexe in ihr rächte sich. Mit welchen Folgen, das seht selbst.»
    Zwei Franziskaner-Brüder brachten den wirr vor sich hin brabbelnden ehemaligen Spitalkaplan, dessen braune Kutte vom vielen Weihwasser durchfeuchtet war, herein. Als er Hannas ansichtig wurde, hellte ein Lächeln sein übernächtigtes Gesicht auf: «Schöne   … dein Leib   … er steht im Blut   … und ist doch rein. Ich habe dich erkannt, jetzt bist du die Auserwählte, vor deren Macht ich mich beuge.»
    Entsetzt wich Hanna zurück. Ott wollte sich ihr zu Füßen werfen, doch die Franziskaner hielten ihn zurück. Ritter von Seckendorff warf Hanna einen vernichtenden Blick zu, Dr.   Gebhardt dagegen hatte nur ein Kopfschütteln für diese Vorstellung übrig: «Auch Geistliche sind nicht vor dem Wahn gefeit. Vor allem, wenn sie sich vom Weib angezogen fühlen. Dass Eure Beklagte ihre Reize hat, wer wollte das bestreiten?»
    «Reize? Ihr meint wohl dämonische Aura, Dr.   Gebhardt», zischte Jacob Aufreiter.
    Kaplan Ott wurde wieder hinausgeführt, Hanna standen Tränen in den Augen. Jetzt ist alles entschieden, dachte sie bestürzt. Sie wollen mich als Hexe haben, und das machen sie, indem sie mich als dämonische Verführerin hinstellen. Sollen sie mich lieber wieder in den Turm bringen. Da habe ich meine Ruhe.
    Aber es war noch lange nicht vorbei. Im Anschluss reichte Aufreiter Ritter von Seckendorff mehrere Schriftstücke. Zum einen die von etlichen Rothenburgern unterschriebene Erklärung, sie hätte schaurige Hexengesichte verbreitet, anschließend die Erklärung Jobst Gesslers, aus Wut über seine Zudringlichkeit habe sie sein Korn verhext. Hanna glaubte, ihren Augen nicht zu trauen, als ein Dutzend Frauen und Männer eintrat und bezeugte, Opfer ihres verhexten Korns gewesen zu sein.
    «Schadenzauber also», fasste Aufreiter zusammen. «Mit der Absicht ausgesprochen, Rothenburger gegen mich aufzuwiegeln.»
    «Das möchte ich vom Müller selbst hören.»
    «Decollabitur, Dr.   Gebhardt», sagte der Richter. «Er wurde zwischenzeitlich als einer der wichtigsten Aufwiegler enthauptet. Womit wir übrigens zu den Beweisen kommen, die eine erhebliche Unterstützung an den Aufständen nahelegen. Unser geschätzter Vogt wird Hanna Völz jetzt dazu befragen.»
    Heinrich Trüb nickte verdrossen. Er schlug eine Akte auf und begann, ohne Hanna anzuschauen, monoton zu sprechen: «Unser Stadtrichter bezeugt, dass Ihr dem Schmied Peter Wolff Kohle verkauft habt – zum Waffenschmieden.»
    «Vom Waffenschmieden weiß ich doch nichts! Ich habe Peter Wolff Kohle verkauft. Wie mein Vater, Gott hab ihn selig, und mein Bruder es schon seit Jahren taten.»
    Der Vogt nickte. «Ihr wollt nichts von Waffen gewussthaben? Wo doch ein Stephan von Menzingen beim

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