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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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bereits seine kräftigen Arme. Ulrich riss sie an sich und küsste sie. Es raubte Hanna den Atem, und auch er musste wieder von ihr ablassen, doch im zweiten Anlauf fanden sie sich sanfter und umarmten sich küssend, bis die Spitalglocke verstummte.
    «Du weißt, was das heißt?», fragte er und fuhr sich durchs Haar.
    «Nein.» Hanna schüttelte den Kopf und spürte, wie sie rot wurde.
    «Wirklich nicht?»
    Sie hob den Kopf und konnte nichts dagegen tun, dass ihr die Tränen in die Augen traten. «Ich weiß nur, dassich kein Recht auf dich habe und alles nur ein Traum ist.»
    Statt zu antworten, zog er sie sanft an sich und nahm ihr mit seinen Lippen eine Träne von den Wimpern. Dann fasste er in sein Wams und drückte ihr den Spielzeugritter in die Hand.
    «Ich bin wie er. Und nur du weißt, wem er sein Herz zu Füßen gelegt hat.»
    Hanna lächelte. Sie schlang ihre Arme um Ulrichs Hals und zog ihn zu sich herab. Sie umarmten sich, sanken dabei aufs Bett. Ulrich küsste ihren Hals und ihre Hände, legte schließlich seinen Kopf auf ihren Bauch. Sie hielt ihn fest und schloss die Augen, da ertönten Schritte auf dem Gang.
    Ulrich sprang hoch. Die Schritte entfernten sich, irgendwo quietschte eine Tür.
    «Siehst du?», flüsterte sie und setzte sich auf. «Du hast Angst. Es war nur ein Traum.»
    Liebevoll schaute er sie an, dann schüttelte er schließlich den Kopf.
    «Nein, Hanna», sagte er ernst und fasste wieder nach ihren Händen. «Es ist kein Traum. Auch wenn es so aussieht, er könnte nicht Wirklichkeit werden: Ich will dich, und ich werde dich zu meiner Frau machen. Und das vor Gott und aller Welt. Aber jetzt sag mir, was es mit deinen Gesichten auf sich hat.»
    Zaghaft begann Hanna ihm von allen Visionen zu erzählen, die sie gehabt hatte. Sie schaute ihn dabei ängstlich an, und Ulrich hörte ihr zu, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen. Er wirkte von Minute zu Minute entspannter. Hanna hörte ihre Stimme fester werden, immer flüssiger kamen ihr die Worte über die Lippen. Als sie fertig war, lächelte Ulrich, trat auf sie zu und gab ihr einen Kuss direkt auf den Mund.
    «Jetzt verstehe ich, warum Kaplan Ott dich gerne im Kloster sähe. Aber ich muss deine Gesichte nicht allzu wichtig nehmen, oder? Frauen erahnen schon einmal mehr als wir Männer. Sie sind von Natur aus einfach enger mit den Geheimnissen des Lebens verbunden. Gleichzeitig kann man euch schneller ängstigen. Dass ihr mehr zu Träumen neigt, wussten schon die antiken Schriftsteller. Auch Pontius Pilatus’ Weib warnte seinen Mann davor, unserem Herrn Jesus Christus etwas anzutun. Ihr Mann hörte bekanntlich nicht auf sie. Gott allein weiß, was die Zukunft bringt. Nicht wir Menschen.»
    Lächelnd wiegte Hanna den Kopf. Er hält mich für ein wenig überspannt, dachte sie. Aber das bin ich nicht. Muss ich ihm nicht widersprechen? Doch was hätte ich davon? So wie er alles deutet, ist es besser für uns. Gesichte sind schlecht für unsere Liebe. Ich werde sie kleinreden und ihm gegenüber so wenig wie möglich davon sprechen.
    Schließlich sagte sie: «Jetzt ist Spitalkaplan Ott vor allem wichtig, was ich während des Aderlasses zur Heilig-Kreuz-Reliquie gestammelt habe. Meine weltlichen Gesichte interessieren ihn schon nicht mehr. Sie sind für ihn Einflüsterungen des Teufels, die er mir austreiben will, indem er mich ausblutet. Aber wehe, ich kann meine Zunge nicht im Zaum halten: Dann spricht er davon, mich vor den Rat zu bringen, wo ich bestimmt sofort als Hexe angeklagt werde.»
    Unglücklich senkte sie den Kopf und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Ulrich zog sie zu sich hoch und streichelte ihr übers Haar. «Solange ich da bin, brauchst du keine Angst zu haben. Und solltest du je zweifeln: Denk an den Spielzeugritter. Er ist ich.»
    Sie seufzte. Ulrich presste sie an sich und küsste sie so voller Leidenschaft, als wolle er ihr beweisen, wie ernst es ihm mit ihr war.
    «Hanna! Ritter von Detwang!» Kaplan Otts aufgeregte Stimme erklang plötzlich im Gang. Hanna und Ulrich lösten sich rasch voneinander.
    «Was ist?», rief Ulrich, während Hanna sich zum Fenster drehte und Schürze und Kleid zurechtzupfte.
    Ulrich öffnete die Tür. Spitalkaplan Ott und Ulf von Leuzendorf eilten auf ihn zu. Im Gesicht des Kaplans stand Entzücken, auf dem des Spitalmeisters erkannte Ulrich dagegen eher Besorgnis.
    «Ein Wunder!», rief Ott Ulrich zu. «Ein Wunder ist geschehen! Ein himmlisches Zeichen in St.   Jacob! Unsere

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