Das Gesicht des Teufels
sich in diesem Blick, der eine unerklärliche Kraft besaß. Respektheischendes lag darin, aber auch etwas Fürsorgliches – und eine innere Stimme sagte ihr, dass sie vor diesem Mann nie wieder Angst zu haben brauchte.
«So viele Männer heute … das muss ein besonderer Tag sein.»
Ursula stellte sich Bernward vor, doch dieser hatte nur Augen für Hanna. Erst als Marie mit einem Eimer Wasser hereinkam, löste sich die eigentümliche Atmosphäre auf.
«Du bist ja wieder munter, Marie. Schön. Komm, lass dich einmal anschauen.»
Bernward ging ein wenig in die Knie und fasste Marie bei den Schultern. Zufrieden musterte er sie, schließlich kniff er ihr liebevoll in die Wange.
«Aber Ihr bringt mich jetzt nicht weg, Hegemeister, oder?»
«Nein, du Naseweis, wo denkst du hin? Priorin Agathe aber macht sich Sorgen. Ich traf sie zufällig, da bat sie mich, bei euch nach dem Rechten zu sehen. Sie möchte wissen, wann du wieder ins Kloster kommst. Schließlich sollst du Lesen und Schreiben lernen. Ritter von Detwang besteht darauf.»
Ursula klatschte in die Hände und lachte laut heraus:«Ach, jetzt wird mir alles klar. Ritter von Detwang … So was würde ich mir natürlich auch lieber gefallen lassen als so einen Schafskopf. Aber da lass ich euch doch wohl lieber allein. Ihr scheint euch ja gut zu kennen.»
«Das wird auch besser sein», antwortete Hanna böse. «Du bist klatschsüchtig, meine Liebe. Ich mag so etwas nicht. Hack lieber etwas Holz, da tust du etwas, das uns beiden nützt.»
«Oh, jetzt krieg ich’s aber dicke!», rief Ursula gekünstelt und verdrehte die Augen. «Ich und klatschsüchtig? Das ist ja mal ganz was Neues. Wahrscheinlich bin ich nur eine ganz normale Frau, du aber ein bisschen die Prinzessin, wie?»
Sie verließ die Hütte und schlug die Tür hinter sich zu. Ein Schwall kalter trockener Luft breitete sich aus und ließ Hanna frösteln. Für eine Weile herrschte betretenes Schweigen. Jeder lauschte darauf, wie Ursula unwillig aufstöhnend einen Stamm zwischen die Böcke wuchtete und schließlich zu zersägen begann.
«Mit einer zweiten Frau im Haus kann es natürlich auch anstrengend sein …», begann Bernward zögernd zu sprechen. «Womit ich natürlich nicht dich meine, Marie. Aber trotzdem möchte ich mit deiner Schwester jetzt etwas besprechen. Und das würde ich gern alleine tun.»
«Soll sie auch zurück zu den Nonnen?», fragte Marie.
«Wie kommst du denn darauf?»
«Ach, nur so.»
Marie huschte hinaus und half Ursula sägen. Leichter Schneefall hatte eingesetzt und ließ das tote Schwarz der abgebrannten Bäume und Sträucher weniger bedrohlich aussehen.
Bernward räusperte sich: «Du musst aufpassen, Hanna. Es braut sich etwas zusammen. Du kannst dir denken, warum?»
Hanna nickte. «Hat es mit dem Antoniusfeuer zu tun?»
«Leider ja. Es breitet sich aus. Der Rat hat Nachforschungen anstellen lassen: Das Getreide, das Patrizier Aufreiter hat verteilen lassen, scheint es auszulösen. Aufreiter schiebt es auf den Müller, der aber auf dich.»
«Wie das denn? Eigentlich kann ich von dem Handel zwischen ihm und Aufreiter doch gar nichts wissen. Marie hat ihn beobachtet.»
«Das war Jobst Gessler dann auch klar. Er hat daher freimütig zugegeben, was sich alles zwischen dir und ihm abgespielt hat, solche Angst hat er bekommen.»
«Dieser feige Schuft! Seinetwegen hat Marie Babur verloren … und er brachte mir die größte Demütigung meines Lebens bei. Und das Schlimmste ist: Arndt und ich haben jetzt sogar noch Schulden bei ihm.»
«Darüber mach dir keine Sorgen, gefährlicher ist etwas anderes.»
Bernward schwieg und drehte sich zum Fenster. Der Schnee fiel jetzt dicht und schnell, beide hörten Marie lachen, auch Ursula klang fröhlich. Sie neckte Marie, und kurz darauf flogen die ersten Schneebälle, die dumpf an der Hüttenwand zerplatzten.
Hannas Herz klopfte schnell. Sie ahnte, worauf Bernward hinauswollte, aber noch weigerte sie sich, es selbst auszusprechen. Doch im selben Augenblick fiel ihr der Spielzeugritter ein, den Ulrich ihr geschenkt hatte. Ich darf nicht verzagen, dachte sie. Ulrich wird schon für mich sprechen. Und da ich bereits einige Zeit im Kloster war … Es wird genügend Stimmen geben, die mich verteidigen … Selbst wenn es heißt …
Bernward drehte sich um. Ernst sah er sie an: «Hanna, mach dich darauf gefasst, dass du der Hexerei angeklagt werden kannst. Der Müller nämlich sagt, du hättest aus Wut über seine
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