Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
drei Menschen niedergeschossen und sei mit einem grünen Passat geflüchtet.
17.10 Uhr: In der Bergwaldsiedlung sind Schüsse gefallen. Hilfeschreie seien zu hören gewesen.
17.13 Uhr: In der Bergwaldsiedlung sei drei- bis viermal geschossen worden.
17.14 Uhr: In Höhe der Straße des Roten Kreuzes wurde aus einem grünen Pkw geschossen.
17.15 Uhr: Vor einem Haus in der Straße des Roten Kreuzes wurde jemand erschossen.
17.16 Uhr: Auf der Straße Richtung Karlsruhe-Hohenwettersbach liegt eine verletzte Frau.
17.30 Uhr: An der Bushaltestelle der Bergwaldsiedlung wurde ein verdächtiges Fahrzeug gesehen.
17.37 Uhr: Eine Frau teilt mit, dass man auf sie geschossen habe. Es sei aber nur ihr Fahrzeug getroffen worden.
17.41 Uhr: Ein Anrufer aus Karlsruhe-Hohenwettersbach meldet, er habe fünf Schüsse und danach Schreie einer Frau gehört.
17.42 Uhr: Eine Anruferin berichtet, in Hohenwettersbach vor einem Haus in der Rosengartenstraße liegen mehrere verletzte Personen. Der Täter sei mit einem grünen Passat geflüchtet.
17.43 Uhr: Ein weiterer Anrufer macht die gleiche Mitteilung.
Das ist nur ein ganz kurzer Abriss der Notrufe, die bei der Polizei eingingen.
Die Leitzentrale des Polizeipräsidiums Karlsruhe löste sofort über Funk eine Ringalarmfahndung aus. Jede Streifenwagenbesatzung, die unterwegs war, musste sich melden und wurde daraufhin an eine fest vorgeschriebene Kontrollstelle im Umkreis von 20 Kilometern beordert. Ich war gerade auf dem Rückweg von Stuttgart und befand mich in Höhe Pforzheim, als der erste Funkspruch kam. Meine reguläre Dienstzeit war schon längst zu Ende, doch ich war auf der Autobahn sehr lange in einem Stau gestanden.
Wie es bei Ringalarmfahndungen oft der Fall ist, überschlugen sich die ersten Meldungen im Sekundentakt. Was sind denn das für Verrückte, schoss es mir durch den Kopf, als zum ersten Mal durchdrang, dass es offensichtlich Tote gegeben hat. Ich stellte das Blaulicht auf das Autodach und schaltete das Martinshorn ein. Ein paar Minuten später war ich schon an der Ausfahrt Karlsbad. Von dort waren es nur wenige Kilometer bis nach Palmbach und Grünwettersbach.
Obwohl sich die beiden Sprecher der Funkleitzentrale große Mühe gaben, Ruhe zu bewahren, um den Einsatz sinnvoll zu koordinieren, herrschte sehr viel Hektik im Funkverkehr. Ständig kamen neue Meldungen über weitere Tatorte, Tote und Verletzte.
Ich war allein in meinem Fahrzeug und hatte zunächst vor, zur Araltankstelle in Grünwettersbach zu fahren, die der Täter als Erstes überfallen hatte. Doch dann kam über Funk die Beschreibung des Tatfahrzeuges durch. Da ich zuvor mitbekommen hatte, dass bereits sämtliche zur Verfügung stehenden Notärzte und Sanitäter unterwegs waren, fasste ich den Entschluss, mich an der Fahndung nach dem oder den Tätern zu beteiligen, denn anfangs sah es aufgrund der unterschiedlichen Aussagen der Anrufer so aus, als ob es mehrere Täter und Tatfahrzeuge seien.
So gut es meine Ortskenntnisse zuließen, versuchte ich aufgrund der Funksprüche herauszufinden, wo sich das Fluchtfahrzeug im Moment befinden könnte. Doch kaum hatte ich mich in einer Ortschaft einigermaßen orientiert, kam auch schon die nächste Meldung, dass wieder an einem ganz anderen Ort geschossen wurde.
Wie viele meiner Kollegen, die sich an der sogenannten Raumfahndung beteiligten, fuhr ich kreuz und quer durch die Karlsruher Randgemeinden und war wohl immer einen Tick zu spät.
Schließlich kam ich zu der Stelle, an der eine Frau mittleren Alters auf der Straße lag. Ein Bein befand sich unter ihrem Fahrrad und ich dachte zuerst an einen Verkehrsunfall. Uniformierte Kollegen regelten bereits den Verkehr und weitere zwei oder drei standen um sie herum.
Ich hielt an, stieg aus und ging hin. Es gibt Bilder, die ich wohl mein Lebtag nicht vergessen werde. Und dazu gehört der Anblick dieser am Boden in seltsamer, fast bizarrer Haltung liegenden Frau. Ich sah die Einschüsse in ihrem Rücken, ihr bleiches, durch blondes Haar teilweise verdecktes Gesicht und ihre gebrochenen Augen und wusste sofort, dass sie tot war.
An der Fahndung nach dem Tatfahrzeug habe ich mich nicht mehr beteiligt. Ich blieb bei der Toten, bis die Kollegen von der Spurensicherung eintrafen. Zwischendurch kam über Funk, dass der Täter gefasst werden konnte.
Was war passiert?
Auf dem Höhepunkt seiner psychischen Erkrankung fasste Manfred Öhler am 29. August 1985 einen folgenschweren Entschluss: Da er kein Geld mehr
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