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Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Titel: Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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hatte und von seiner Halbschwester sowie von seinen Nachbarn, wie er sich ausdrückte, terrorisiert wurde, entschloss er sich, eine Bank zu überfallen.
    Sein Plan war, ein Auto zu stehlen, anschließend irgendwo eine Frau als Geisel zu nehmen, diese Frau dann zu vergewaltigen und erst danach mit ihr zu einer Bank zu fahren, wo er die Bankbediensteten zur Herausgabe von Geld zwingen wollte, indem er der Frau einen Revolver an die Schläfe halten wollte. Die Geisel wollte er deswegen vergewaltigen, weil er sich an den Frauen rächen wollte, bei denen er bisher nie Glück gehabt hatte.
    Trotz der zweifellos erheblichen psychischen Erkrankung, zeigte es sich in diesem Fall einmal mehr, dass solche Personen durchaus auch noch rationell denken können. Ein Polizist sollte sich das immer vor Augen halten, wenn er mit psychisch Kranken zu tun hat.
    Manfred Öhler hatte nämlich wohlweislich seine gefährlichste Waffe samt 200 Schuss Munition hinter seinem Haus im Garten vergraben. Dort, wo sie die Polizei bei einer normalen Durchsuchung nie finden konnte. Es war ein sechsschüssiger Smith & Wesson-Revolver vom Kaliber 38, den er sich Jahre zuvor als sogenannte Dekorationswaffe gekauft hatte. Den Revolver konnte er frei erwerben, da die Waffe vom Händler durch längliches Aufsägen des Laufes sowie durch Festschweißen der Trommel und des Schlagbolzens unbrauchbar gemacht worden war. Für den gelernten Dreher war es jedoch kein Problem, sich einen neuen Lauf zu besorgen sowie eine neue Trommel und einen Schlagbolzen herzustellen.
    Als sich Manfred Öhler an jenem Morgen des 29. August 1985 in seinem Verfolgungswahn wieder einmal einbildete, dass die Nachbarn Schwefelsäure in sein Haus leiteten, begab er sich mit einem Spaten in den Garten, öffnete das Erddepot und entnahm daraus die in einem wasserdichten Kunststoffbehälter aufbewahrte und in Ölpapier eingewickelte Waffe samt Munition. Zunächst dachte er noch daran, den Revolver bei der Polizei abzugeben, um so zu erreichen, dass er ins Gefängnis kommt. Dort, so glaubte er, würde man sich um ihn kümmern und er hätte keine Geldsorgen mehr. Außerdem würde er auf diese Weise den Giftanschlägen der Nachbarn entgehen können. Doch im Laufe des Tages entwickelte sein krankes Hirn die Idee mit dem Banküberfall. Um zu testen, ob die Waffe auch funktionierte, machte er um die Mittagszeit zwei erfolgreiche Schussversuche. Er schoss in die Matratze seines Bettes.
    Es war etwa 16.45 Uhr, als Öhler begann, seine Idee in die Tat umzusetzen. Er lud die Waffe mit sechs Patronen, an denen er die Geschossspitzen kreuzweise eingesägt hatte. Diese sogenannten Dum-Dum-Geschosse verursachen bekannterweise im Körper eines Menschen eine verheerende Wirkung. Sobald sie auf einen Widerstand treffen, pilzen sie auf oder zerlegen sich sogar. Dabei reißen sie große Wunden und zerstören innere Organe, so dass das Opfer kaum eine Chance hat, zu überleben. Hinzu kam, dass es sich um Bleigeschosse handelte, die sich im Gegensatz zu den üblichen Vollmantelgeschossen ohnehin beim Auftreffen sehr leicht verformen.
    Trotz sommerlicher Temperaturen zog Öhler seinen alten, schäbigen Parka an. Den Smith & Wesson steckte er in die Innentasche. Weitere 20 bis 30 Patronen verstaute er in der linken Außentasche. Um seine Geisel zu fesseln, nahm er noch Leukoplast, Isolierband, eine Schere und ein Stilett mit.
    Nun fuhr er mit seinem Mofa los. Zunächst wollte er sich irgendwo Milch kaufen, um sich von der vermeintlich eingeatmeten Schwefelsäure zu entgiften. Über einen Feldweg erreichte er den etwa zweieinhalb Kilometer entfernten Nachbarort Palmbach. Ein ihm bekanntes Lebensmittelgeschäft hatte jedoch geschlossen.
    Jetzt nahm er sich vor, eine geeignete Bank auszusuchen. Dazu wollte er die umliegenden Ortschaften abfahren. Doch schon am Ortsausgang von Palmbach fiel seine Wahl auf die ihm günstig erscheinende Volksbank. Nun benötigte er nur noch ein Fluchtauto und eine Geisel. Er entschloss sich, in die zirka drei Kilometer entfernte Ortschaft Grünwettersbach zu fahren.
    Dort sah er in einer Seitenstraße am Ortseingang einen grünen Mercedes stehen. Die beiden Insassen, ein Mann und eine Frau mittleren Alters, waren gerade dabei, Glasflaschen in einem Container zu entsorgen. Um die Lage zu peilen, fuhr Öhler zunächst vorbei, machte dann aber kehrt, weil er sich fest dazu entschlossen hatte, unter Waffengewalt das Fahrzeug an sich zu bringen und die Frau als Geisel zu nehmen. Mit der

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