Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
äußeren Rand der Absperrung einen schmalen Pfad zur Leiche, auf dem wir vorher jedoch jeden Quadratzentimeter des Bodens nach eventuellen Spuren absuchten. Anschließend begaben sich die Kollegen der Kriminaltechnik sowie der inzwischen ebenfalls eingetroffene Gerichtsmediziner zu der verkohlten Leiche, um sie vor dem Abtransport genauestens zu fotografieren und, so weit es überhaupt möglich war, zu untersuchen. Der dabei gefertigte Bericht des Protokollführers liest sich auszugsweise so:
» Unmittelbar neben dem von Süd nach Nord durch das Gewann Oberer Wald verlaufenden Weg liegt in Bauchlage die verkohlte Leiche eines Menschen. Der Kopf und die Hände sind abgetrennt. In unmittelbarer Nähe des Leichnams liegen eine Schuheinlage, ein Stück schwarze, angebrannte Plastikfolie und ein großes noch gut erhaltenes Stück eines Pappkartons, das eventuell beim Transport der Leiche Verwendung fand.
Nach Umdrehen der Leiche werden darunter ein Stück Jeansstoff, ein Druckknopf, Reste eines Pappkartons und ein Fünfmarkstück gefunden. Auch sieht man noch Reste von Stroh, das offensichtlich zum Anzünden benutzt worden war.
An der Leiche selbst sind in Höhe des Mittelbauches noch Teile von schwarzer Kunststofffolie zu sehen. Der Kopf ist unmittelbar über dem Schlüsselbein abgetrennt und befindet sich nicht bei der Leiche. Die Arme sind zur Seite abgewinkelt. Beide Hände fehlen. Während die rechte Hand im Bereich des Gelenkes scharfkantig abgetrennt ist, wurde die linke Hand oberhalb der Handwurzel entfernt. An der Trennstelle sind die Knochen unregelmäßig abgesplittert und das Gewebe ist ausgefranst. Im Bereich der Hüfte sind starke Verbrennungen festzustellen, die sich nach oben hin etwas reduzieren. Vorbehaltlich einer Obduktion, könnte es sich um eine weibliche Leiche handeln.«
Nachdem alle am Fundort notwendigen Untersuchungen an der Leiche und deren näherer Umgebung abgeschlossen waren, wurde der erweiterte Bereich zunächst mit Suchhunden und dann durch eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei ohne Ergebnis abgesucht. Wegen der anhaltenden Trockenheit konnte man auf dem Waldweg nicht einmal brauchbare Reifenspuren sehen.
Wir waren uns jedoch ziemlich sicher, dass der Täter wohl ortsfremd sein musste, denn der Weg, neben dem er sein Opfer verbrannte, war nicht allzu weit von bewohntem Gebiet entfernt und wurde tagsüber durch Spaziergänger, Jogger und Fahrradfahrer stark frequentiert.
Noch am gleichen Tag führten wir deshalb in den umliegenden Dörfern Lautsprecherdurchsagen durch und verteilten Flugblätter, auf denen die Bevölkerung um Hinweise zur Aufklärung der Tat gebeten wurde. Außerdem kurbelten wir die übliche Fahndung in den Medien an.
Daraufhin meldeten sich mehrere Zeugen, die zu der fraglichen Zeit in der Nähe des Leichfundortes ein dunkles Fahrzeug mit erhöhter Geschwindigkeit davonfahren sahen. Aber niemand konnte dieses Fahrzeug näher beschreiben, geschweige denn, das Kennzeichen nennen. Ein Zeuge meinte, sich an ein Kennzeichen mit Darmstädter Nummer zu erinnern. Doch er war sich nicht sicher. Eine andere Zeugin gab an, sie sei wohl so nah an der Brandstelle gewesen, dass sie den Geruch von gebratenem Fleisch wahrgenommen habe. Das Feuer habe sie jedoch nicht gesehen. Sie habe angenommen, dass jemand im Wald grillte, und sich keine weiteren Gedanken gemacht.
Die Obduktion fand noch am selben Tag statt. Der erfahrene Gerichtsmediziner erklärte, dass es sich bei dem Leichnam um eine etwa 45 bis 50 Jahre alte Frau handelte, da er an den Eileitern festgestellt hatte, dass die Frau nicht mehr menstruierte und damit offensichtlich in den Wechseljahren war. Allerdings, so konstatierte er, hatte die Frau für dieses Alter noch eine sehr flexible Wirbelsäule. Dieser Aspekt wurde aber von ihm bei der Altersbestimmung nicht weiter berücksichtigt.
Da der Körper durch die Hitze des Feuers zusammengeschrumpft war, konnte die ursprüngliche Größe und das Gewicht bestenfalls nur geschätzt werden. Der Obduzent legte sich auf 150 bis 160 Zentimeter und etwa 75 Kilogramm fest.
Bekleidet war die Frau mit einer Jeanshose oder einem Jeansrock. Reste davon fanden sich im Bereich des Unterbauches. Ebenso konnte noch ein Teil des Schlüpfers sichergestellt werden. Am weniger verkohlten Oberkörper waren dazu noch große Teile des Büstenhalters erhalten.
Die weitere Untersuchung der Leiche ergab, dass die Frau an einer Brustdrüsenerkrankung gelitten hatte. Außerdem hatte sie
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