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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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tauchte gerade Dwight Frye aus der Küche auf. Er sah so fettig aus wie eh und je, aber im Gegensatz zu sonst war er zerknirscht. »Wenn ihr mich wieder verarschen wollt, könnt ihr euch die Mühe sparen. Das ist mir selbst schon gut genug gelungen.«
    Michael meinte: »Das ist die goldigste Entschuldigung, die ich je gehört habe.«
    »Ich kannte ihn wie einen Bruder«, fuhr Frye fort, »aber ich habe ihn überhaupt nicht gekannt.«
    Carson sagte: »Er hatte eine Leidenschaft für Ausdruckstanz. «
    Frye schien verblüfft zu sein, und Michael sagte lobend: »Carson, vielleicht kriegst du den Dreh ja eines Tages doch noch raus.«
    »Ist es ehrlich wahr, dass er aus diesem Küchenfenster gesprungen ist?«, fragte Frye.
    »Ehrlich wahr«, sagte Carson.
    »Aber der Sturz hätte ihn umgebracht.«
    »Hat er aber nicht«, sagte Michael.
    »Er hatte doch nicht etwa einen verdammten Fallschirm, oder?«
    Carson zuckte die Achseln. »Wir sind auch überrascht.«
    »Einer von euch hat zwei Patronen aus einer Pumpgun abgefeuert«, bemerkte Frye und deutete auf die Schrotlöcher in der Wand.
    »Das muss wohl ich gewesen sein«, sagte Carson. »Absolut gerechtfertigt. Er hat zuerst geschossen.«
    Frye war verwirrt. »Wie kann es sein, dass Sie ihn auf diese Nähe nicht getroffen haben?«
    »Restlos verfehlt habe ich ihn nicht.«
    »Ich sehe Blut«, sagte Frye, »aber nicht viel. Wie dem auch
sei, selbst wenn man von einer Pumpgun nur gestreift wird, das muss doch teuflisch brennen. Wie hat er es geschafft, auf den Füßen zu bleiben?«
    Ein Mann vom CSI-Team kam aus dem Schlafzimmer. »O’Connor, Maddison, das müsst ihr euch ansehen. Wir haben gerade entdeckt, wo er wirklich gewohnt hat.«

78
    Pater Patrick Duchaine, Hirte der Gemeinde von Unserer Lieben Frau der Kummervollen, nahm den Anruf in der Küche des Pfarrhauses entgegen, wo er nervös gebrannte Pekannüsse aß und sich mit einem moralischen Dilemma herumschlug.
    Ein Anruf bei einem Geistlichen nach Mitternacht könnte bedeuten, dass ein Gemeindemitglied gestorben war oder im Sterben lag, dass eine Letzte Ölung erwünscht war sowie tröstende Worte für die Hinterbliebenen. In diesem Fall war Pater Duchaine jedoch sicher, dass es sich bei dem Anrufer um Victor handeln würde, und er irrte sich nicht.
    »Bist du meiner Aufforderung nachgekommen, Patrick?«
    »Ja, Sir. Selbstverständlich. Ich bin seit unserer kleinen Konferenz neulich kreuz und quer durch die ganze Stadt gelaufen. Aber keiner Ihrer Leute hat beobachtet, dass sich einer von uns … seltsam verhält.«
    »Ach, wirklich? Kannst du mir versichern, dass es keinen Abtrünnigen unter den Angehörigen der Neuen Rasse gibt? Keinen, der vom Glauben abgefallen ist?«
    »Nein, Sir, versichern kann ich Ihnen das nicht. Aber falls es einen gibt, dann lässt er an keinerlei äußeren Anzeichen eine psychische Krise erkennen.«

    »Oh doch, genau das hat er getan«, sagte Victor unterkühlt.
    »Wie meinen Sie das, Sir?«
    »Wenn du dein Radio anstellst oder dir die ersten Fernsehnachrichten am Morgen ansiehst, wirst du über unseren Detective Harker von der Mordkommission mehr zu hören bekommen, als uns allen lieb ist.«
    Pater Duchaine fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen und leckte den Zucker ab, den die gebrannten Pekannüsse dort zurückgelassen hatten. »Ich verstehe. Dann war es also ein Polizist? Sind Sie … Haben Sie das Gefühl, ich hätte Ihre Erwartungen enttäuscht?«
    »Nein, Patrick. Er hat sich geschickt angestellt.«
    »Ich habe … erschöpfende Nachforschungen angestellt.«
    »Ich bin sicher, dass du alles getan hast, was in deinen Möglichkeiten stand.«
    Warum dann dieser Anruf? hätte Pater Duchaine gern gefragt, doch er wagte es nicht.
    Stattdessen wartete er einen Moment, und als sein Schöpfer nichts sagte, fragte er: »Gibt es sonst noch etwas, was ich für Sie tun soll?«
    »Im Moment nicht«, sagte Victor. »Vielleicht später.«
    Pater Duchaine hatte sich den gesamten Zucker von den Lippen geleckt, und jetzt waren sie trocken, und er hatte einen säuerlichen Geschmack im Mund.
    Auf der Suche nach Worten, die das Vertrauen seines Schöpfers in ihn, das einen Knacks bekommen hatte, wiederherstellen könnten, hörte er sich sagen: »Gott sei mit Ihnen.« Als daraufhin nur Schweigen eintrat, fügte er hinzu: »Das war ein Witz, Sir.«
    »Ach, wirklich?«, erwiderte Victor. »Wie amüsant.«
    »Wie in der Kirche – als Sie das zu mir gesagt haben.«
    »Ja, ich erinnere mich. Gute

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