Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
Goldschatz? Hatten Sie und er …«
    »Oh, nein. Johnny war ein Mann, das schon, und wie die sind, wissen Sie ja, aber wir waren einfach nur gute Kumpel. « Zu Michael sagte sie: »Das, was ich gerade über Männer gesagt habe – das war nicht böse gemeint.«
    »Ich habe es auch nicht so aufgefasst.«
    »Ich mag Männer«, sagte sie.
    »Ich nicht«, beteuerte er ihr.
    »Jedenfalls wette ich, dass Sie nicht so sind wie andere Männer. Außer da, wo es zählt.«
    » Peu de chose «, sagte er.
    »Oh, das glaube ich nicht. Darauf würde ich sogar wetten«, entgegnete Jenna und zwinkerte ihm zu.
    Carson sagte: »Definieren Sie doch bitte mal ›Kumpel‹.«
    »Ab und zu ist Johnny zum Abendessen rübergekommen, oder ich war bei ihm zum Essen. Dann haben wir uns
über das Leben unterhalten, Sie wissen schon, und über das Schicksal und über Ausdruckstanz.«
    »Ausdruckstanz? Harker ?«, fragte Carson fassungslos.
    »Ich war Tänzerin, bevor ich endlich von meiner Wolke runtergekommen und Zahnhygienikerin geworden bin.«
    Michael sagte: »Ich wollte lange Zeit Astronaut werden.«
    »Dazu gehört viel Mut«, sagte Jenna voller Bewunderung.
    Michael zuckte die Achseln und setzte eine bescheidene Miene auf.
    Carson fuhr fort: »Miss Parker, sind Sie, nachdem er Sie chloroformiert hatte, noch einmal zu Bewusstsein gekommen? «
    »Ja, zwischendurch ein paar Mal.«
    »Hat er währenddessen mit Ihnen geredet? Hat er Ihnen gesagt, warum er das tut?«
    »Ich glaube, er könnte vielleicht gesagt haben, Sex mit mir wäre wie Sex mit einem Affen.«
    Carson war im ersten Moment sprachlos. Dann fragte sie: »Sie glauben , das hat er gesagt?«
    »Ach, wissen Sie, mit diesem ganzen Chloroform und was er sonst noch mit dem Tropf in mich reingepumpt hat, war ich irgendwie nicht die ganze Zeit über voll da. Und, um es Ihnen ganz ehrlich zu sagen, ich wollte gerade auf eine Party gehen, als er mich geschnappt hat, und ich hatte mich für die Party schon mal leicht zugedröhnt. Daher kann es sein, dass er es gesagt hat, es kann aber auch sein, dass ich nur geträumt habe, er hätte es gesagt.«
    »Wovon haben Sie sonst noch geträumt, dass er es vielleicht gesagt haben könnte?«
    »Er hat zu mir gesagt, ich sei hübsch, ein gelungenes Exemplar meiner Spezies, und das fand ich nett von ihm, aber er hat auch gesagt, er sei einer von der neuen Rasse. Und dann passierte etwas ganz Seltsames.«

    »Ich habe mich schon gefragt, wann wir wohl zum seltsamen Teil kommen«, sagte Michael.
    »Johnny hat gesagt, es sei ihm nicht erlaubt, sich fortzupflanzen, aber er würde sich trotzdem fortpflanzen, sich teilen wie eine Amöbe.«
    Selbst während ihr diese Worte einen eisigen Schauer über den Rücken jagten, kam Carson all das plötzlich so absurd vor, dass sie sich fühlte, als sei sie mitten in eine groteske altmodische Posse geraten, in der ihr die Rolle zugewiesen worden war, den anderen Darstellern mit ungerührter Miene Stichwörter für ihren Einsatz zu geben. »Was glauben Sie, was er damit gemeint hat?«
    »Tja, also, dann hat er sein T-Shirt hochgezogen, und sein Bauch war wie eine Szene aus Alien , dieses ganze Gewusel in ihm drin, und deshalb bin ich ziemlich sicher, dass es echt nur die Drogen waren.«
    Carson und Michael tauschten einen Blick miteinander aus. Sie hätte dieses Thema gern weiterverfolgt, aber wenn sie das getan hätte, dann hätte sie Jenna auf die Tatsache gestoßen, dass sie das, wovon sie glaubte, es nur geträumt zu haben, tatsächlich erlebt haben könnte.
    Jenna seufzte. »Er war wirklich ein Goldschatz, aber manchmal war er so niedergeschlagen, total fix und fertig. «
    »Weswegen?«, fragte Carson.
    Jenna knabberte an ihrem Plätzchen und dachte nach, ehe sie antwortete: »Er hatte das Gefühl, es fehlte etwas in seinem Leben. Ich habe ihm gesagt, das Glück ist immer eine Möglichkeit, man muss sich nur dafür entscheiden. Aber manchmal konnte er das nicht. Ich habe ihm gesagt, er müsste rausfinden, wie er auf seine Weise selig wird. Jetzt frage ich mich …«
    Sie zog die Stirn in Falten. Das Stirnrunzeln kam und ging mehrfach, als sei sie es so absolut nicht gewohnt, dass sie
nicht wusste, wie man an diesem Gesichtsausdruck festhielt, wenn man ihn brauchte.
    Carson hakte nach: »Was fragen Sie sich jetzt?«
    »Ich habe ihm gesagt, er müsste rausfinden, wie er auf seine Weise selig wird, und jetzt hoffe ich, es hat sich nicht herausgestellt, dass es ihn selig macht, Leute in Stücke zu hacken.«

76
    Sowie

Weitere Kostenlose Bücher