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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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die Einmischung des Nachahmers in sein Leben nicht dulden konnte. Schon allein, dass dieser arme Narr geschmacklose Tupperware-Imitationen von minderer Qualität benutzte, genügte ihm als Beweis dafür, dass dessen Sinn für Schönheit in allen Dingen nicht genügend entwickelt war und daher ausgeschlossen werden konnte, dass zwischen ihm und Roy jemals eine Freundschaft entstehen würde.
    Jetzt lud Roy, um sich auf den nächsten Besuch des Trittbrettfahrers vorzubereiten, diverse Pistolen und Revolver. In jedem Bereich seiner weitläufigen Wohnung verbarg er eine Schusswaffe.
    Im Badezimmer verstaute er eine Browning Hi-Power 9 mm in der Schublade, in der er sein Eau de Cologne und seine Aftershaves aufbewahrte.
    Unter einem Kissen auf seinem Bett brachte er eine Smith & Wesson Chief’s Special unter, einen der besten kleinformatigen 38er Revolver aller Zeiten.
    Unter einem Polster des Sofas im Wohnzimmer eine Glock Model 23, mit 40er Smith & Wesson Munition geladen.
    An zwei Stellen zwischen seinen Trainingsgeräten versteckte er ein Pärchen SIG P245er.
    In der Küche legte Roy eine Springfield Trophy Match 1911-A1 in den Brotkasten neben einen Laib Siebenkornbrot mit Rosinen und reduziertem Fettgehalt.
    Als Roy die Lade des Brotkastens schloss und sich umdrehte, stand in seiner Küche ein Fremder von beträchtlicher Größe, ein Typ mit einem roten Gesicht, das verbrüht aussah, und mit niederträchtigen blauen Augen.

    Wie der Eindringling in seine Wohnung gelangt war und sich so lautlos bewegt hatte, wusste Roy nicht, aber es musste der Nachahmer sein. Der Kerl war nicht direkt abstoßend hässlich, aber hübsch war er bei weitem nicht, einfach nur reizlos, und daher bestand nicht die geringste Chance auf eine Freundschaft zwischen ihnen.
    Der grimmige Gesichtsausdruck des Nachahmers deutete an, dass auch er nicht daran interessiert war, Freundschaft mit ihm zu schließen. Vielleicht hatte Roy mit seiner Annahme danebengelegen, der Nachahmer sei in erster Linie aus Bewunderung zu ihm gekommen.
    Ihm fiel auf, dass der Eindringling die Latexhandschuhe eines Chirurgen trug. Das war kein gutes Zeichen.
    Als er begriff, dass es ihm nicht gelingen würde, sich zum Brotkasten umzudrehen und die Pistole schnell genug wieder an sich zu bringen, um sie zu benutzen, ging Roy zuversichtlich auf seinen Gegner los und wandte dabei die Kniffe an, die er im Lauf von vier Jahren Unterweisung in Taekwondo gelernt hatte.
    Er schien zwar nicht so fit zu sein wie Roy, doch der Nachahmer erwies sich als zu schnell und zu kräftig. Er fing die Schläge nicht nur ab, sondern packte Roys rechte Hand und bog sie zurück, und sein Handgelenk knackte wie ein trockener Zweig, als es brach.
    Der Schmerz erschütterte Roy Pribeaux. Mit Schmerzen konnte er nicht gut umgehen. Zum Glück war er sein Leben lang davon verschont geblieben. Sein gebrochenes Handgelenk schockierte ihn so sehr, dass es ihm vollständig den Atem verschlug, und bei dem Versuch, einen Schrei auszustoßen, brachte er nur ein Keuchen hervor.
    Es war einfach unglaublich. Der Nachahmer packte ihn doch tatsächlich am Hemd und am Schritt seiner Hose, hob ihn über seinen Kopf, als wöge er nicht mehr als ein Kind, und knallte ihn auf die Kante einer Arbeitsfläche in der Küche.

    Lauter als sein Keuchen, das anstelle eines Schreis herauskam, war das Geräusch zu hören, mit dem seine Wirbelsäule brach.
    Der Nachahmer ließ ihn los. Roy glitt von der Anrichte auf den Fußboden.
    Der Schmerz war nicht mehr zu spüren. Das hielt er für ein gutes Zeichen, bis er begriff, dass er vom Hals abwärts überhaupt kein Gefühl mehr hatte.
    Er versuchte, die linke Hand zu bewegen. Er konnte es nicht. Er war gelähmt.
    Der Nachahmer blickte finster auf ihn hinunter und sagte: »Dich brauche ich nicht aufzuschneiden, um reinzuschauen. Du hast nicht, was ich suche. In dir drinnen ist es ganz dunkel, und ich brauche dieses andere Ding.«
    Die Dunkelheit warb um Roy, und er gab sich ihr hin.

55
    Jonathan Harker, in der Barmherzigkeit geboren und in der Barmherzigkeit aufgewachsen, war vor sechzehn Jahren beim New Orleans Police Department eingestellt worden.
    Sämtliche Papiere, die seine Identität und seine vorherigen Beschäftigungsverhältnisse belegten, waren makellose Fälschungen. Diese Unterlagen wiesen ihn als früheren Bullen in Atlanta, Georgia, aus.
    Andere Angehörige der Neuen Rasse, die zu dem Zeitpunkt bereits bei der Polizei eingeschleust worden waren, hatten Antworten

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