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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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walten, wie ihm beliebt, ohne dass es … Opfer gäbe.«
    Judith hörte wieder, wie Balduin peinlich berührt in den Boden trat.
    Sie selbst bezwang den Drang, diesem Ort zu entfliehen, aber sie konnte sich der Trostlosigkeit nicht erwehren, die auf sie überschwappte, ebenso zäh wie leblos. Unwillkürlich wich sie noch weiter von Waltrada zurück.
    »Wenn du meinst, dass dies der einzige Sieg ist, den du erringen kannst, dann solltest du dich darüber freuen.«
    Plötzlich kicherte Waltrada nervös auf, dann wandte sie sich ab, offenbar als Zeichen, dass dieser Besuch lange genug gewährt hatte und sie wieder allein sein wollte. »Mit welcher Kraft soll ich mich denn freuen, wenn doch sämtliche dafür verschwendet wurde, diesen Sieg zu erringen?«
     
    Schweigend saßen sie später beisammen. Es war das erste Mal seit langen, mühseligen Tagen, da sie sich wieder in einem Gemach zur Nachtruhe betten konnten, das Judiths Würde als Königinentsprach. Selbst wenn es hier nicht sauberer war als im Saal oder in Waltradas Zimmer, fanden sie doch das übliche Mobiliar vor: Stühle aus bearbeiteten Baumstämmen, ein schwerer, großer Tisch aus Eichenbohlen, mit Pergament, Büchern und Schreibgeräten bedeckt. Dahinter ein aus gedrechselten Hölzern zusammengefügter Sessel. Es gab eine eigene Feuerstelle, und davor befand sich eine große Platte, die aus dünn gehämmerten Eisenstücken kunstvoll zusammengefügt war und auf eisernen Füßen stand, auf dass kein Funke auf den Holzboden übergreifen konnte. Die Fenster waren mit dicken Stoffstücken verschlossen. Licht kam nicht nur von der Feuerstelle, sondern auch von den öllampen, die an langen Eisenketten von der Decke hingen.
    Auf einem der kleinen Tischchen hatten sie einen Zinnkrug mit Wein und Zinnbecher vorgefunden, und Balduin, seit langen Wochen nüchtern, hatte erstmals wieder gierig daraus getrunken. Doch die drückende Stimmung, in der sie verharrten, seit sie Waltrada verlassen hatten, hatte der Wein nicht vertrieben.
    »Es ist so, wie sie es selbst sagte: Sie ist verbittert«, stellte Balduin schließlich fest. »Sie ist eine verbitterte Frau, die des Lebens nicht mehr froh wird.«
    Judith blickte langsam hoch. »Das hast du einst auch über mich gesagt«, sagte sie.
    »Mag sein … aber du bist so viel stärker! Du hast es geschafft, dein Schicksal zu wenden!«
    Sie zuckte die Schultern. »Vielleicht liegt das einzig daran, dass ich, im Gegensatz zu Waltrada, eine Witwe bin. Wäre ich an ihrer Stelle, was könnte ich anderes sein als gleichfalls nur ein Spielball? Die Männer benutzen sie … allesamt. Der Papst, um seine Macht zu beweisen, und Lothar, um seinen Trotz zu pflegen. Und die anderen Könige, allen voran mein Vater, um Lothars Position zu schwächen und dereinst sein Land zu gewinnen.«
    Schon lange hatte ihre Stimme nicht mehr so verdrossen geklungen. Gleichwohl sich ihre Worte nicht gegen ihn richteten, hatte Balduin doch das Gefühl, all ihr Überdruss und ihr Widerwillewürden auch von ihm Besitz ergreifen. »Denkst du wie sie, wie Waltrada? Dass alles übel von den Männern kommt?«
    »Ist es denn anders?«, gab sie mit einem säuerlichen Auflachen zurück.
    »In unserem Falle ja. Dass wir zur Flucht gezwungen wurden, vom König gejagt, von der Kirche ausgeschlossen – nun, dieses Geschick hat dich nicht nur getroffen, weil du ein Weib ist. Denn ich bin ein Mann, und mich traf der Zorn von König und Kirche nicht minder. Ich habe alles verloren.«
    Er wollte nicht vorwurfsvoll klingen, lediglich ihr düsteres Urteil über die Welt geraderücken. Doch noch im Reden merkte er, wie seine Stimme jenen trotzigen Klang annahm, den er von Gesprächen mit Prinz Ludwig oder Johanna kannte.
    Judith schien er nicht entgangen zu sein, doch anstatt sich davon zu Spott und Widerrede anstacheln zu lassen, wirkte sie betroffen.
    »Bereust du es?«, fragte sie.
    »Das habe ich nicht gesagt«, erklärte er rasch. »Ich will nur nicht, dass du meinem Geschlecht zürnst. Und ich will nicht, dass du so wirst … wie sie.« Er deutete in die Richtung, in der Waltradas Gemach lag.
    »Und wenn ich’s bereits bin? Wirst du dann aufhören … mich zu lieben? Du liebst mich doch, oder? Du hast es nie gesagt …«
    »Hätte ich denn alles aufs Spiel gesetzt, wärst du nicht meine Königin?«, unterbrach er sie schroffer, als er es eigentlich wollte.
    Danach schwiegen sie wieder, wenngleich es diesmal nicht lähmend war wie zuvor, eher leer, als hätten sich

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