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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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während er sich im diesigen, vom Licht rot verfärbten Inneren der Hütte umsah. Alles, was er sah, wirkte erbärmlich. Die Wände waren aus Holz und Weidengeflecht und wiesen jede Menge Ritzen auf, die nicht mit Lehm verstopft worden waren, sondern durch die der kalte Wind zog. Wenigstens vermochte dieser ein wenig von dem erstickenden Rauch zu vertreiben, der von der im Boden vertieften und mit Steinen umgebenen Feuerstelle in der Mitte des Raumes aufstieg und sich in der Decke verfing. Es gab dort keine der üblichen Öffnungen.
    Neben dieser Feuerstelle hockte der blonde Engel und rührte in einem Topf, der nicht an einem Eisenhaken, sondern an einem schlichten Hanfstrick aufgehängt war. Der Boden selbst war nackt, weder mit Teppichen noch mit Leder oder Fellen ausgelegt; er war nicht einmal aus Lehm gestampft, sondern aus brauner Erde.
    Der blonde Engel schien seinen Blick zu spüren, denn nun drehte er sich um, schöpfte etwas von der Brühe im Kessel inein poliertes Kuhhorn und reichte es Balduin wortlos. Er versuchte, mit dem verwundeten Arm danach zu greifen, und wurde von hunderten Nadelstichen bestraft, die ihm in die Schulter jagten. Stöhnend ließ er den Arm sinken, gebrauchte stattdessen die andere, heile Hand und nippte an dem fremden Gesöff. Er verspürte keinen Hunger, jedoch unerträglichen Durst; und jene Brühe war viel zu heiß und würzig, um diesen wirklich zu vertreiben.
    Zumindest stärkte sie ihn, und er stellte laut die erste Frage, die ihm schon seit einer Weile durch den Kopf gegangen war: »Wo bin ich?«
    Der blonde Engel starrte ihn ausdruckslos an.
    »Hast du mich nicht verstanden? Wo bin ich? Wer bist du?«
    Immer noch antwortete der Knabe nicht, senkte nur seinen Kopf und drehte sich wieder zur Feuerstelle. Balduin musterte seine Gestalt und fühlte sich in seinem ersten Verdacht bestätigt. Von jener armseligen Hütte her war zu schließen, dass es fränkische Bauern waren, die ihn im Wald aufgelesen und gerettet hatten. Wenn auch die blonden Locken und das weiße Gesicht diese Ahnung nicht bestätigten, so taten das umso mehr die kräftigen, rauen Hände und die nackten, dreckigen Füße des Knaben, die augenscheinlich machten, dass er harte, körperliche Arbeit gewohnt war.
    Dem Herrn sei Dank!, dachte Balduin und ließ sich zurück auf sein Lager fallen. Er war den Normannen nicht in die Hände gefallen, er war gerettet! Wenn er erst wieder zu Kräften gekommen war, konnte er heimreiten … vorausgesetzt, das Pferd hatte den Angriff heil überstanden. Ob der Knabe davon wusste? Und überhaupt … wohin waren eigentlich seine Waffen geraten?
    Wieder richtete er sich auf, tastete seinen Körper ab, zuletzt seinen Kopf. Da war noch sein Wehrgehänge, mit Edelsteinen und eingelegtem Elfenbein geschmückt, und sein Lederhelm. Erleichtert erkannte er, dass er auch seine Brünne – das Panzerhemd – trug, seine Beinschienen und die goldenen Sporen, die ebenfalls mit Edelsteinen besetzt waren. Nur seinen Panzerhandschuhhatte er nicht mehr an, aber diesen musste der Knabe ihm wohl abgenommen haben, als er seine Wunde gepflegt hatte.
    Seine Waffen freilich! Wo waren seine Waffen?
    Unruhig suchte er sein Lager nach ihnen ab. Er bemerkte, dass er auf einer dünnen Matte lag, die aus Schilf geflochten war, und dass ihn ein Stück Leder zudeckte. Nirgendwo freilich waren seine Krummdolche zu sehen, sein runder Schild – das
Scutum
–, der aus Weidengeflecht gefertigt war, seine Lanze aus Eschenholz mit stählerner Spitze, seine Hirschfänge und vor allem: sein Langschwert.
    Den Packwagen mit den Bögen, Köchern und Pfeilen hatte er ja bei den anderen Männern zurückgelassen, als er auf Erkundung gegangen war, desgleichen den Trosswagen mit Kriegswerkzeugen wie äxten, Hacken, Schleudern und Schaufeln und natürlich Nahrungsmittel, die mindestens für drei Monate halten mussten. Aber seine Waffen hatte er doch bis zuletzt mit sich getragen, er durfte sie nicht verlieren! Nicht nur, dass er ohne sie schutzlos war, zudem waren sie sehr kostbar, hatten den Wert von zwanzig Kühen.
    Angstschweiß trat ihm auf die Stirn. Er merkte kaum, dass der blonde Engel sich zu ihm hockte, seine Stirn befühlte, offenbar prüfen wollte, ob er Wundfieber hatte. Unwirsch stieß Balduin ihn mit seiner heilen Hand zurück.
    »Wo sind meine Waffen?«, schrie er verzweifelt. »Wo habt ihr sie versteckt? Ich brauche sie, ich bin ein Krieger!«
    Anfangs schüttelte der Knabe nur ausdruckslos den Kopf, doch

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