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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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vom Druck auf ihrer Brust ab.
    »Das ist gut«, murmelte der Mönch und schien erleichtert, dass sie ihre Beherrschung wiedergefunden hatte. »Denn das bedeutet, dass das Kind noch keine Seele gehabt hat. Du musst ein Jahr Buße tun. So lange darfst du nichts essen als Wasser und Brot, und du musst so oft wie möglich zur Messe gehen. Du darfst die Kommunion erst wieder empfangen, wenn du die Buße geleistet hast. Wirst du das tun?«
    Madalgis fühlte sich ganz schwach, als sie aufstand. Etwas in ihr bäumte sich auf, drängte sie, ihm entgegenzuhalten, warum sie für fremde Schuld büßen musste. Doch dann dachte sie, dass es gleichgültig war, wer oder was sie beschmutzte. Wenn dies der Weg war, um ihre Haare zurückzubekommen, würde sie ihn einschlagen.

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XI. Kapitel
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    Zwei Jahre später
    Als Balduin nach langer Zeit in seine Heimat zurückkehrte, empfing Graf Robert ihn im Hof – so wie einst, als er nach Audacers Tod zurückgekehrt war –, doch diesmal nicht krank vor Sorge oder verwirrt über Balduins unbotmäßige Trauer, sondern voller Stolz.
    »Ich wusste es!«, rief er Balduin entgegen. »Ich habe es immer gewusst!«
    Er wollte auf Balduin zustürzen, ihn herzlich umarmen, wich aber zurück, als er gewahrte, dass sich Prinz Ludwig an Balduins Seite befand. Er verbeugte sich tief vor dem Königssohn.
    »Ich freue mich, Euch begrüßen zu dürfen, mein Prinz. Umso mehr, da ich nichts von Eurem Kommen ahnte …«
    »W-w-wie könnte ich mir das Fest entgehen lassen, das Ihr zu B-B-Balduins Ehren doch ge-ge-gewiss heute feiern werdet«, meinte Ludwig. »Und das ha-ha-hat er doch verdient, nicht w-w-w-wahr?«
    Er schlug Balduin auf die Schulter. Jener zuckte kaum merklich zusammen und warf einen misstrauischen Blick auf Ludwig, als habe er nach all den Jahren, da sich ihre Wege nun immer wieder gekreuzt hatten, noch nicht gelernt, seine Gesten zu deuten. Doch Ludwig blickte nicht verschlagen wie so oft, sondern gleichmütig, sodass Balduin auf Robert zutrat und ihn herzlich umarmte.
    »Vasall!«, rief jener stolz aus. »Nun bist du ein Vasall des Königs! Du musst mir alles über das Lehen erzählen, das du erhalten hast!«
    Es war nicht nur Stolz aus seiner Stimme herauszuhören, sondern auch Erleichterung, die weit über die Wiedersehensfreude hinausging. Lange hatte er einst gebraucht, um Balduins Kummer um Audacer zu verschmerzen, der ihn zu gewaltig deuchte. Und als Balduin sich endlich wieder gefasst hatte und ein tapferer Krieger wurde, da hatte es den Graf betrübt, dass er ihm niemals rechtmäßig den Status schenken konnte, der einem fordernden, ehrgeizigen jungen Mann zustand. Der mit ihm blutsverwandte Gerold würde ihm nachfolgen, nicht der Sohn seines Herzens. Doch nun ward ihm diese Sorge abgenommen, der König selbst hatte Balduins Zukunft gesichert.
    »Ein eigenes Lehen!«, rief der Graf erneut, nicht zuletzt beglückt, weil Balduins Geschick belegte, wonach er sich selbst stets gerichtet hatte: Geduldig seine Pflichten zu tun, wurde am Ende belohnt – für manche erst vom Allmächtigen im fernen Him-melreich, für andere bereits auf Erden von einem irdischen Stellvertreter.
    »Es ist nur ein schmaler Küstenstreifen«, sagte Balduin schnell und löste sich aus der Umarmung, »das Gebiet um die Städte Brügge und Sluis – man nennt es Flandern.«
    »Gleich, wie groß es ist! Wenn du dich dort erst bewiesen hast … Aber nun kommt in den Saal, stärkt euch!«
    Jetzt erst musterte er Balduin genauer, aber er versuchte darüber hinwegzusehen, dass dessen Gesicht nicht mehr kantig und gesund war wie bei ihrer letzten Begegnung, sondern aufgeschwemmt, von Narben ebenso bedeckt wie von vielen kleinen bläulichen äderchen. Die Augen waren rot unterlaufen und die Ringe darunter dunkel und tief. Er ist einfach nur müde, dachte sich der Graf, wenn er sich erst ausgeruht hat, dann wird er wieder jung und frisch aussehen.
    Er folgte den beiden in den Saal, wo Balduin wie immer Ludwig den Vortritt ließ. Der Königs söhn hatte sich nicht getäuscht, als er ein großes Fest erwartet hatte. Ein Bote hatte vor wenigen Tagen Balduins bevorstehende Ankunft verkündet, und die Tafel war reich gedeckt.
    Mehrere Krüge mit Met und Apfelwein standen bereit, gebratene Hühner, die mit Kümmel, Koriander und Kerbel gewürzt worden waren, mit Edelkastanien gefüllte Gänse, halbe Schweine mit Zwiebeln und Knoblauch, ein Eintopf aus Speck, Karotten und Linsen sowie eine Kichererbsenpastete, für deren

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