Das Gestaendnis des Scheichs
nicht mehr den prächtigen Sternenhimmel, sondern vernahm nur noch ihren eigenen Herzschlag und das leise Rauschen des Meeres. Bald hörte sie auch das nicht mehr, weil der Zauber des Augenblicks sie ganz gefangen nahm. Sie spürte nur noch die Hitzewellen, die ihren Körper durchfluteten. Khalids Kuss berauschte sie. An seinen starken Körper gepresst, fühlte sie sicher und geborgen und über alle Maßen begehrenswert.
Sie verlor jegliches Zeitgefühl. Endlos lange, wie es ihr schien, gab sie sich den nie gekannten Empfindungen hin. Doch dann kehrte sie zurück in die Realität. Sanft löste Khalid die Lippen von ihren und trat ein Stück zurück. Unbewusst machte Ella einen Schritt auf ihn zu, um den Kontakt nicht zu verlieren. Sachte legte er ihr die Hände auf die Schultern und hielt sie ein wenig auf Abstand.
„Wir sollten jetzt lieber zurückgehen, bevor wir die Kontrolle verlieren.“
Sie spürte, wie sie errötete, und wandte sich ab, froh, dass in der Dunkelheit ihre Verlegenheit nicht zu sehen war. Wie hatte sie sich ihm nur so hemmungslos an den Hals werfen können? Er interessierte sich doch gar nicht für sie. Die Sache mit der Verlobung hatte er nur inszeniert, um sie vor ihrem Bruder zu schützen. Nie würde er wirklich eine Verbindung mit ihr eingehen. Und das war völlig in Ordnung.
Sie beschleunigte ihren Schritt.
„Noch ein Wettrennen?“, fragte er und passte sich ihrem Tempo an.
„Nein.“ Sie zwang sich, langsamer zu gehen. Dabei wäre sie am liebsten nach Hause gerannt, um die Tür hinter sich zuzumachen und die Läden zu schließen. Ich bin erwachsen und komme mit der Situation klar, machte sie sich Mut. Künftig werde ich Khalid al Harum lieber aus dem Weg gehen .
Der gute Vorsatz hielt bis zum nächsten Tag. Am Vormittag fertigte Ella eine kleine Schüssel an. Die erste von einem Set, bei dem jede ein wenig größer als die vorige werden sollte. Die Arbeit ging ihr gut von der Hand, und es gelang ihr, ihre Gedanken im Zaum zu halten.
Die Mittagszeit war schon vorbei, als sie ihr Werk in den Kühlofen schob und sich etwas kochen wollte. Doch sie wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Ella öffnete und stand Jalilah gegenüber. „Der Scheich wünscht Sie zu sehen“, teilte ihr das Hausmädchen mit.
„Ich mache mir gerade etwas zu essen“, erwiderte Ella. „Sagen Sie ihm, dass ich etwas später komme.“
Jalilah blickte sie erschrocken an. „Ich glaube, er will Sie sofort sprechen“, sagte sie.
„Jetzt geht es aber nicht. Danke, dass Sie mir die Nachricht überbracht haben. Richten Sie ihm aus, ich werde so gegen drei Uhr bei ihm sein.“ Dann schloss sie die Tür.
Was bildete er sich ein? Ich lasse nicht alles stehen und liegen, nur weil er mich zu sich befiehlt, dachte sie aufmüpfig. Doch ihre Neugier war geweckt. Was konnte er von ihr wollen?
Wenig später setzte sie sich zum Essen auf ihre kleine Veranda, die im Schatten einer mit Wein bewachsenen Pergola lag. Da ein heißer Wind aus dem Landesinnern kam, war ihr allerdings klar, dass sie es draußen nicht lange aushalten würde.
Als sie den letzten Schluck Eistee trank, hörte sie ein Hämmern an der Haustür und stand seufzend auf. Man musste kein Hellseher sein, um zu wissen, wer das war. Während sie das Geschirr in die Spüle stellte, überlegte sie, ob sie einfach nicht aufmachen sollte.
Sie entschied sich jedoch dagegen, öffnete und sah Khalid mit einem finsteren Blick an.
„Was willst du?“
„Etwas mit dir besprechen“, erwiderte er betont locker.
Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zur Seite zu treten und ihn hereinzulassen, denn er war ein ganzes Stück größer als sie und auch kräftiger.
Sie schloss die Tür und stemmte die Hände in die Hüften. „Was willst du mit mir bereden?“
„Meine Mutter will unsere Verlobung auf einer Party offiziell bekannt geben. Wir werden also hingehen müssen.“
„Bist du verrückt. Ich spiele da nicht mehr mit. Sag ihr doch endlich die Wahrheit.“
„Das geht nicht. Es ist noch etwas Unerwartetes geschehen.“
„Und das wäre?“
„Dein Bruder ist nicht abgereist. Als mein Chauffeur ihn im Hotel abholen wollte, teilte er ihm mit, er habe seine Pläne geändert und wolle noch eine Weile in Quishari bleiben.“
„Na wunderbar.“ Unruhig ging sie auf und ab und versuchte, zu einer Entscheidung zu kommen. „Ich verschwinde von hier.“
„Aber erst nach der Verlobungsfeier.“
Sie sah ihn an. Er wirkte ruhig, und seine Augen
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