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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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über sie hereingebrochen und schwemmte sie mit sich. Stilletreue waren weit in den Süden vorgedrungen und schnappten nach ihren Fersen. Die Geschichten des Vorlesers, die Bücher des Sodalen waren keine unterhaltsamen Erzählungen mehr. Sheson und Fern und Sedagin waren ebenso wirklich wie die Liga, so real wie die Bar’dyn. Vergiss das alles! Konzentriere dich auf diesen Augenblick! Auf den nächsten Schritt. Dieser innerliche Tadel brachte aus irgendeinem Grund den halb vergessenen Geruch von ausgedörrtem Holz mit sich.
    Tahn riss sich aus seinen Gedanken und stützte sich auf die Ellbogen. Er schaute nach Osten und fragte sich, ob das Hohe Licht je seinen Kreislauf unterbrechen würde und weshalb er sich Tag für Tag gezwungen fühlte, innezuhalten und den Morgen heraufziehen zu sehen. Vielleicht lag mehr als nur Trost darin. Ihm kam der seltsame Gedanke, dass dieser reine, einmalige Augenblick des Sonnenaufgangs ihm ein wahrer Freund war. Keine Verstellung, keine Hintergedanken, neues Leben, neues Licht und all die Möglichkeiten, die sich auftaten, wenn die Sonne am Horizont dem Himmel begegnete.
    Der Duft von Morgentau stieg vom Boden auf. Der vertraute, tröstliche Geruch schien sich friedvoll in Tahn auszubreiten, und er schloss die Augen, um sich den Sonnenaufgang auszumalen. Vor seinem geistigen Auge folgte er dem Aufstieg des Hohen Lichts. Plötzlich wurde das Bild in Rot getaucht. Die Sonne schimmerte blutig, und die Berge, Wolken, Baumwipfel, alles in seinem Geist wurde scharlachrot. Dann ging die Welt in Flammen auf, die Luft selbst brannte, Felsen zerschmolzen zu Strömen von Blut. Die Sonne glänzte purpurn und rostbraun und flackerte, als versuche der Himmel, sich das Blut aus den Augen zu zwinkern. Tahn rang nach Luft, denn das Grauen in seinem Kopf verschlug ihm den Atem. Er konnte die Augen nicht öffnen, konnte sich nicht von diesen geistigen Bildern befreien.
    Er stieß ein ersticktes Wimmern aus, denn er glaubte, auf der Stelle sterben zu müssen. Der Gedanke an seinen eigenen Tod weckte die verzweifelte Sehnsucht nach Wendra. Sie war jetzt seine ganze Familie, und der Magen sackte ihm in die Kniekehlen bei dem Gedanken, dass er sie nie wiedersehen würde. Dann spürte er Hände an seinen Schultern, die ihn rüttelten. Worte fielen von hoch oben auf ihn herab.
    »Tahn, wach auf!«
    Aber er war ja wach. Er versuchte, das auszusprechen, doch seine geschwollene Zunge gehorchte ihm nicht.
    Hände schlugen ihm ins Gesicht, doch die Vision ließ sich nicht vertreiben. Sein Herzschlag wummerte in seinen Ohren und hinter den Augen, immer langsamer, immer lauter, wie das gewaltige Dröhnen, das sie im Nebel gehört hatten. Dann herrschte Stille. Die scharlachrote Sonne verblasste, und der Name seiner Schwester wollte ihm nicht mehr einfallen.
    »Himmel und Allwillen!«, schrie er auf. Doch der Schrei hallte nur durch seinen eigenen Kopf.
    Eine Hand klopfte ihm energisch auf den Rücken. Gleich darauf klatschte Wasser auf sein Gesicht. Doch diese Empfindungen waren so fern und zart wie der Flügelschlag eines Vogels, der über den See flatterte. Wie der Ruf eines Seetauchers, gedämpft von Bäumen und Nacht. Wie die Laute über den Teichen am Gehardskamm … und plötzlich traf Tahn die hässliche, traurige Erkenntnis, dass er und Sutter allein auf der Flucht vor den Bar’dyn waren. Dass er in die Spindelwurz getreten war. Und er fühlte sich auf einmal bleischwer, als hätte er kein bisschen Kraft mehr, sich zu bewegen oder zu denken.
    »Nein!«, heulte er auf.
    »Tahn! Du musst atmen!«, hörte er jemanden rufen. Er glaubte, die Stimme zu erkennen, wusste aber nicht, zu wem sie gehörte.
    Er japste wie ein Seetaucher, der nach der Jagd unter Wasser aus einem Gehardteich emporkam, und ein Schwall kühler Luft fuhr stechend in seine Lunge. Er keuchte, und feurige Farben wirbelten vor seinen Augen. Sie zogen vorüber, und dann hing eine einsame Lichtscheibe in einem blauen Himmel. Er öffnete die Augen und starrte in Sutters besorgtes Gesicht.
    »Was ist passiert? Fehlt dir was?«
    Tahn blickte seinen Freund stumm an. Als sein Atem sich ein wenig beruhigt hatte, spürte er wieder den dumpfen Schmerz im Fuß.
    »Das muss ja ein Traum gewesen sein«, bemerkte Sutter. »Ich hoffe, es kam wenigstens auch ein Mädchen drin vor.«
    Tahn schaute über die Schulter seines Freundes zum morgenhellen Horizont. Er hoffte, dass sie in Decalam Antworten finden würden. Er hoffte, dass sie Decalam erreichen

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